Er hatte es gut gemeint. Doch mit seinem Angebot an Oberbürgermeister Jan Zeitler, das Münster am 12. Januar 2020 für eine säkulare Festveranstaltung zum Stadtjubiläum und mehr als tausend Bürger zu nutzen, hatte Pfarrer Bernd Walter Schiffbruch erlitten. Stadtverwaltung und Fraktionssprecher hatten sich öffentlich ausdrücklich dagegen ausgesprochen.

Walter: „Sehr ernüchtert über den Stil“

„Ich bin natürlich sehr ernüchtert über den Stil und kann es nicht verstehen“, sagt Walter. Er habe mit verschiedenen Stadträten im Vorfeld schon darüber gesprochen gehabt und seine Idee Anfang Mai bei seinem Antrittsbesuch im Rathaus Oberbürgermeister Jan Zeitler erläutert. Umso mehr war der Pfarrer überrascht über die brüske Ablehnung des Angebots. „Viele scheinen hier etwas verhärtet“, ist er enttäuscht.

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Festansprache vom ehemaligen Bundestagspräsidenten Norbert Lammert

„Wenn alle Fraktionen die strenge Trennung von Kirche und Stadt als Argument heranziehen“, sagt Bernd Walter, „und sie das anschließend durchdeklinieren für anderen Bereiche, dann wird es schwierig.“ Schließlich würde er selbst sich bei der Veranstaltung völlig zurückhalten, es solle ja auch gar keine Predigt geben zur Festansprache, die der ehemalige Bundestagspräsident und Überlinger Wahlbürger Norbert Lammert halten wird.

„Großes Missverständnis“

Zwar will Walter die Umsetzung seiner Idee nicht erzwingen, doch dafür einsetzen will er sich schon noch einmal. Denn er sieht in der Festlegung von Verwaltung und Kommunalpolitik ein großes Missverständnis. Dieses will er nach eigenem Bekunden im Rahmen der Gemeinderatssitzung am Mittwoch aufzuklären versuchen.

Verzicht auf Stadtpatron, Schwedenprozession und Fastnacht

Was den 49-jährigen Geistlichen ganz besonders wurmt, ist, dass die Argumente aus seiner Sicht viel zu kurz greifen. „Das ist doch überhaupt nicht zu Ende gedacht“, erklärt er. Wenn sich die Stadt eine Veranstaltung zu ihrem Gründungsjubiläum im Münster nicht vorstellen könne, dann müsse sie sich konsequenterweise auch von St. Nikolaus als Stadtpatron verabschieden. Die Stadt müsste auf die religiös geprägte Schwedenprozession verzichten, ja sogar auf die Fastnacht mit ihren religiösen Wurzeln.