800 Euro pro Quadratmeter für ein Grundstück im Turmgartenweg, 6000 Euro pro Quadratmeter für eine Wohnung in Deisendorf – nicht nur die neuesten Bauprojekte belegen, wie überhitzt der Bau- und Wohnungsmarkt in Überlingen ist. "Die Lage ist seit Langem angespannt, und gleichzeitig so angespannt, wie seit Langem nicht", sagt der Immobiliensachverständige Christian Gorber. Doch nicht nur die Preise sind aus den Fugen geraten, es fehlt auch an freien Wohnungen.

Die Nachfrage steigt immer weiter an, sagt auch Dieter Ressel, Geschäftsführer der Baugenossenschaft Überlingen (BGÜ). Obwohl alle 501 Wohnungen der BGÜ vermietet sind, gibt es derzeit eine Bewerberliste von mehr als 200 Wohnungssuchenden. "Die Liste ist in den vergangenen fünf Jahren nochmal deutlich angewachsen", sagt Ressel. Ein großes Problem sei, dass der Großteil der Neubauten in Überlingen an Eigentümer verkauft werde und erst gar nicht auf den Mietmarkt käme. "Das ist für die Bewohner in Überlingen natürlich ein Problem." Laut Christian Gorber fehlt es an Wohnungen in allen Größen. "Was uns auch guttäte, ist das normale Einfamilienhaus."
Als Grund für die Situation nennt der Experte mehrere Gründe: Zum einen die Attraktivität der Region, die vor allem ältere Menschen anziehe und zu einem Wachstum im Tourismus geführt habe. Zum anderen die derzeitige Zinssituation, bei der viele Menschen auf Immobilien als Kapitalanlage setzten. Dieter Ressel sieht zudem ein Problem beim Mietrecht, das die Mieter bevorzuge. Viele Eigentümer ließen ihrer Wohnung lieber leer stehen, als sie an Personen zu vermieten, die sie nicht mehr raus bekommen. Doch das ist eine Frage der Bundespolitik. Was können Kommunalpolitiker tun?

Für Christian Gorber gibt es vor allem eine Strategie: Mehr Bauflächen ausweisen und rechtskräftige Bebauungspläne aufstellen. Diskussionen entstünden dort, wo nach Paragraf 34 und der Umgebungsbebauung geplant wird. "Wenn es flächendeckend Bebauungspläne gäbe, wären viele Grundstücke für bestimmte Bauträger gar nicht interessant." Die Politiker müssten auch ihr eigenes Ehrempfinden zurückstellen. "Es braucht Mut, Projekte anzufassen, auch wenn man die Lorbeeren nicht selbst einheimsen kann", sagt Gorber und spricht damit die teilweise langen Vorlaufzeiten bis zum Baubeginn an.
Mögliche Gebiete für neuen Wohnraum sehen Gorber und Ressel im Bereich Nördlich Hildegardring. Gorber nennt zudem das Gebiet Flinkern zwischen Owinger und Alter Owinger Straße. Auch in den Teilorten sehen die Experten noch Möglichkeiten, der dörfliche Charakter müsse aber erhalten bleiben. Wenig Hoffnung auf bezahlbaren Wohnraum haben die Experten hingegen beim Kramer-Areal. Während Gorber nur Chancen sieht, wenn die Stadt Teile des Gebiets erwerben würde, ist Ressel überzeugt: "Auf dem Kramer-Areal wird es nie bezahlbare Mietwohnungen geben."
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