Die Spetzgarter Brücke führt über die alte B31 und schafft den Schülern der Schule Schloss Salem eine enorme Abkürzung. Denn wer vom Standort am Campus Härlen die Schulkollegen auf Schloss Spetzgart besuchen möchte, wählt als kürzesten Weg diese Fußgängerbrücke. Es handelt sich um ein im Jahr 2000 eröffnetes Bauwerk. Sie ist 36 Meter lang und 1,90 Meter breit – und musste jetzt saniert werden.
Wolfgang Ruf, ein 91-jähriger Überlinger, fungiert gewissermaßen als Brückenheiliger. Die Schule Schloss Salem beauftragte ihn mit den regelmäßigen Sicherheitsüberprüfungen. Der Diplom-Ingenieur, der in Überlingen ein Büro für Tragwerksplanung betrieb, arbeitet schon seit dem Jahr 1965 mit der Schlossschule zusammen. „Damals habe ich den statischen Nachweis für die Turnhalle in Salem erbracht“, so der Statiker Ruf.

Sein Beruf wurde ihm in die Wiege gelegt. Er ist nämlich der Sohn des Ingenieurs Heinrich Ruf. Bei Ruf senior handelt es sich um den Erfinder des Ufersammlers – jenem Bauwerk, auf dem die Uferpromenade liegt, in dem tatsächlich aber die Kanalisation von Überlingen verläuft. Der Ufersammler gilt als eines der wichtigsten Projekte in der Ära von Bürgermeister Reinhard Ebersbach.

Sohn Wolfgang Ruf eröffnete später ein eigenes Büro für Tragwerksplanung. Für die Schule Schloss Salem, berichtet er, „durfte ich nach der Turnhalle weitere Beratungen durchführen; in Salem, im Schloss Spetzgart und im Salem College“. Im Jahr 2005 sei er angefragt worden, ob er für die Spetzgarter Brücke die laufenden Brückenprüfungen vornehmen und das Bauwerksbuch führen wolle. Erfahrungen diesbezüglich habe er mitgebracht, „da ich bis dahin für die Stadt Überlingen die Bauwerksbücher für die Blatternbrücke, die Olberbrücke, die Rialtobrücke, Maria im Stein und Killbach geführt habe“.
Bereits für das Jahr 2023 stand die Sanierung und Neubeschichtung der Spetzgarter Brücke an. Terminlich habe es aber immer wieder Probleme gegeben, berichtete Wolfgang Ruf. „Eine Einhausung war möglich, aber relativ kostenlastig.“ Die zündende Idee stamme von Josef Beirer, rechte Hand des Technischen Koordinators der Schule. „Man könne doch die Brücke abbauen und außerorts sanieren und wieder einbauen“, zitiert Ruf. Die Firma Rettich Stahlbau aus Bodman-Ludwigshafen übernahm die Arbeiten. Die Brückenteile wurden am 7. November abgebaut und in eine Halle in Memmingen transportiert und mit einer neuen Beschichtung versehen. Der Wiedereinbau erfolgte schon drei Wochen später.

Schweres Gerät kam zum Einsatz. Mit einem Kran wurden die Brückenteile vom Tieflader in ihre Verankerung gehoben. Wenn Wolfgang Ruf nun wieder über die Brücke spaziert, benötigt er dafür nach einem Unfall zwar seinen Rollator – ist aber mächtig stolz auf die Arbeiten und macht als Brückenprüfer gerne wieder einen Haken an die Sache.
Seine Frau, Ruth Ruf, unterstützt ihn bei der Büroarbeit. Auch sie ist eine Ur-Überlingerin, aufgewachsen als Wirtstochter Metzler im Bürgerbräu. Brücken jedenfalls sind ihr Leben. In ihrem Schrank zu Hause steht ein dicker Ordner, in dem sämtliche Pläne zum Bau des Ufersammlers geordnet sind. Es handle sich um eine komplexere Planung als das auf Papier aufgezeigte „Plänle“, das Reinhard Ebersbach stets herumgereicht habe, wenn er darauf aufmerksam machen wollte, wie simpel in früheren Jahrzehnten im Vergleich zu heute solche Großprojekte angegangen wurden. Der Ufersammler wurde in den Jahren 1971 bis 1975 gebaut. Nächstes Jahr steht also das 50-jährige Jubiläum der Fertigstellung auf dem Programm. Spätestens dann will Wolfgang Ruf in einem Interview aufzeigen, was sein Vater für Überlingen entwickelt – und er bei zahlreichen Brücken fortgesetzt hat.