Arbeit ohne Ende und trotzdem ein Minus auf dem Konto? Für Petra Dünzl war das der Anlass, im kommenden Frühjahr ihre Postfilialen in Salem, Uhldingen-Mühlhofen und Owingen zu schließen. Als ursächlich für das Verlustgeschäft nannte die 60-Jährige den Wegfall einiger Dienstleistungen, bürokratische Hürden sowie die Zunahme der Online-Frankierung. Viele Kunden stellten sich daher die Frage, wie es an den Standorten weitergehen soll. „Es wird eine Lösung geben“, wusste die Selbstständige zu berichten, da die Post verpflichtet sei, in Gemeinden mit mindestens 2000 Einwohnern ein Angebot vorzuhalten.

„Werden an allen drei Standorten Filialen einrichten“

Pressesprecher Klaus-Dieter Nawrath bestätigt diese Vorgabe. „Wir werden in jedem Fall an allen drei Standorten Filialen einrichten“, betont er. Dabei favorisiere man wieder Kooperationen mit Geschäftspartnern. Diese Zusammenarbeit bringe spürbare Serviceverbesserungen für die Kunden – beispielsweise durch deutlich längere Öffnungszeiten. Für die Partner sei das Modell ebenfalls von Vorteil: „Das Angebot von Postdienstleistungen bringt dem örtlichen Einzelhandel Frequenz und damit zusätzliche Umsätze, weil Konsumenten neben den Postdienstleistungen auch andere Waren und Dienstleistungen erwerben“, erklärt Nawrath.

Manuela Müller-Choinowski kann das für ihre Filiale in Überlingen bestätigen. Seit 2011 betreibt sie die Reinigungsannahmestelle in der Hochbildstraße, Schritt für Schritt kamen verschiedene Postdienstleistungen dazu: „Wir haben mit einer Dose nassklebender Briefmarken angefangen“, erinnert sie sich. 2013 folgte dann der Schalter. „Die Menge macht‘s“, meint die Selbstständige, „alles, was man in die Hand nimmt, zahlt die Post“. Da man prozentual am Umsatz beteiligt werde, sei es gut, dass meist viel Betrieb sei: „Die Tür bleibt nie wirklich zu, aber das ist auch gut so.“

Petra Dünzls Entscheidung kann sie dennoch nachempfinden: „Bei mehreren Filialen schlagen die Miet- und Personalkosten noch mehr zu Buche“, erklärt Manuela Müller-Choinowski. Aus diesem Grund möchte sie mit ihren drei Mitarbeiterinnen auch keine weiteren Standorte betreuen – eine entsprechende Anfrage der Post bezüglich Dünzls Filialen habe sie abgelehnt. „Wir können uns nicht teilen, daher mache ich lieber ein Geschäft richtig.“ Für ihre Kollegin sei erschwerend hinzugekommen, dass sie den Auslandsüberweisungsdienst Western Union verloren habe und sich auch die Postbank ziemlich zurückgezogen habe: „Ich kann nachvollziehen, dass sie aufhört“, sagt Müller-Choinowski.

Viel Arbeit auf wenigen Quadratmetern: Petra Dünzl in ihrer Postfiliale in Uhldingen-Mühlhofen. Im Frühjahr 2024 gibt sie ihre Filialen ...
Viel Arbeit auf wenigen Quadratmetern: Petra Dünzl in ihrer Postfiliale in Uhldingen-Mühlhofen. Im Frühjahr 2024 gibt sie ihre Filialen auf. Die Post verspricht Ersatz. | Bild: Altmann, Miriam

Den Wegfall der Auslandsüberweisungen kommentiert Pressesprecher Nawrath folgendermaßen: „Die Postbank hat entschieden, die Western-Union-Services im stationären Vertrieb, also in Filialen der Postbank und in Post-Partnerfilialen, zum 30. September 2022 auszulisten.“ Auslisten heißt schlicht, dass es die Angebote nicht mehr gibt. Im Gegensatz dazu kann in Müller-Choinowskis Filiale seit Februar Western Union genutzt werden. „Wir haben uns frei beworben als Wäscherei“, erläutert sie. Im Juli sei auch noch ein Lotto-Schalter dazugekommen, sodass sie in allen vier Bereichen selbstständig tätig ist. „Jetzt sind wir mit unseren knapp 60 Quadratmetern am Limit“, sagt sie lachend.

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Dass gerade Manuela Müller-Choinowski Gesprächspartnerin des SÜDKURIER wurde, liegt an der Empfehlung des Pressesprechers: Dünzls Unzufriedenheit wolle er ihr nicht absprechen, jedoch gebe es Partner, die die Dinge anders sehen. Ist die Überlinger Betreiberin möglicherweise instruiert? Darauf angesprochen, betont Müller-Choinowski: „Den Mund verbieten lassen würde ich mir nicht, aber es gibt auch keinen Grund dazu.“ Wenn es mal Probleme gebe, werde das auf direktem Wege geklärt. „Und was mir nicht gefällt, überlebt nicht lange bei uns“, fügt sie hinzu.

Weshalb sie genannt wurde, kann sie nur vermuten: „Unsere Gebietsleitung weiß, dass wir das gerne machen“, sagt sie und fügt hinzu: „Wir haben tatsächlich eine Fehlerquote von null, weil wir so pingelig sind.“ Nicht richtig verpackte Sendungen nehme sie nicht an, um Reklamationen und Mehrkosten für beide Seiten zu vermeiden. Meist seien die Kunden einsichtig – auch, was die Nachteile der Online-Frankierung für die Filialen angehe: „Und manche, die es erst nicht einsehen wollten, sind mittlerweile treue Kunden“, erzählt Müller-Choinowski.

Persönliche Geschichten der Kunden beeindrucken

Was ihr an ihrer Arbeit besonders gefalle, seien die persönlichen Geschichten der Kunden: Von Hochzeitseinladungen bis zu den Trauerkarten gehe alles über ihre Theke. Was Yasmina Dünzl dem SÜDKURIER über unfreundliche Reaktionen erzählt hatte, habe ihr aber teilweise aus dem Herzen gesprochen: „Zweimal im Jahr kommt jemand, der einem den Stecker zieht“, offenbart Müller-Choinowski. Diese Einzelfälle relativierten sich jedoch durch all die Nettigkeiten und kleinen Geschenke, die sie immer wieder von Kunden bekämen.

Auch Petra Dünzl berichtet von bestärkenden Rückmeldungen der Kunden: Nach dem SÜDKURIER-Bericht habe sie eine durchweg positive Resonanz erfahren. „Die Kunden bedanken sich für die langjährige Arbeit.“ Auf die Frage nach der Zukunft ihrer drei Filialen verweist sie an die Pressestelle der Post. Klaus-Dieter Nawrath hält sich bedeckt: „Wir sind dran, aber wir können noch nichts konkret sagen.“ Da es aber noch eine Weile bis zur Schließung dauere, sei das kein Grund zur Beunruhigung.