Januar 2020: Großes Narrentreffen des Viererbundes in Überlingen. Im Kursaal hält der langjährige Oberndorfer Eberhard „Erbse“ Schmid seine Abschlussrede als langjähriger Narrenpräsident. Anwesend ist auch seine Tochter Ute Schefold. Und auch der Überlinger Hänsele Harald Knauer ist Gast. Beide feiern mit allen anderen den offiziellen Auftakt des Narrentages, kommen banal ins Gespräch. Sie verabschieden sich, im Glauben, sich nie mehr zu sehen. Stunden danach, beim Narrentreiben, laufen sich aber wieder über den Weg. Harald, jetzt als Hänsele, „schnurrt“ sie kurz an und sie gehen gleich darauf wieder getrennte Wege.

Ute Schefold und Harald Knauer als Oberndorfer Narro und Überlinger Hänsele.
Ute Schefold und Harald Knauer als Oberndorfer Narro und Überlinger Hänsele. | Bild: Harald Knauer

Die Liebe wächst während der Pandemie

Für Ute Schefold, in Oberndorf selbstständige Physiotherapeutin, wird bald klar, diese Narrenfreundschaft im Viererbund, wie sie unter den Narren üblich ist, sollte gepflegt werden, finden sich beide doch sympathisch. Sie nimmt später Kontakt zu Harald Knauer, in Überlingen Finanzberater, auf. In der darauffolgenden coronabeschränkten Fasnet im Februar 2021 stellen beide im Gespräch und bei Durchsicht von Fastnachtsbüchern fest, dass sie mit der Nummer 429 in ihren jeweiligen Fastnachtsgliederungen eingetreten sind. Harald 1985 in die Überlinger Hänselezunft, Ute 1976 in die Narrenzunft Oberndorf.

Dies bestätigen zum einen die Einträge im Buch sowie die Nummer in Haralds Hänselezunftwappen und bei Ute die Urkunde ihrer Narrenzunft. Ein witziger Zufall oder eine Bestimmung? „Auf jeden Fall eine von vielen Gemeinsamkeiten“, wie beide feststellen können, „jedoch eine ganz besondere“.

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Ute macht ihrem Harald einen Antrag

Diese Besonderheit führt allmählich zu einer noch stärkeren Bindung und den beiden ist klar: „Wir bleiben zusammen.“ Ute zieht im Januar 2023 nach Überlingen, bleibt aber weiterhin familiär und beruflich in Oberndorf verwurzelt. Später ist es nicht etwa der „wortgewaltige“ Harald, der den Antrag im Juli 2023 während eines Kurzurlaubs in Limone am Gardasee macht, sondern die quirlige Ute, die ihm damit zuvorkommt.

Jetzt, 11 Monate später, erfolgte die Hochzeit mit zahlreichen Gästen, nicht nur aus Überlingen und Oberndorf, sondern auch aus Rottweil und Elzach. Der Viererbund lebte! Es sei ein „besonderes Ereignis“, sagte Oberbürgermeister Jan Zeitler, für den es „eine große Freude“ darstellte, die standesamtliche Vermählung selbst vornehmen zu dürfen, nachdem ihn die beiden beim vorjährigen Promenadenfest gefragt hatten, ob er die Trauung vornehmen werde.

Wie aus dem Viererbund ein Fünferbund wird

Der OB erinnerte daran, dass der Viererbund schon einige Ehen hervorgebracht habe, „aber, dass das auch euch passieren könnte, daran habt ihr beide nicht im Entferntesten gedacht, als ihr euch damals kennengelernt habt“, sagte er in Richtung der beiden. Kaum hatten die zwei ihre Ringe getauscht und ein lautes „Ja“ auf die Fragen aller Fragen bekundet, ging es ein paar Meter weiter ins Münster, wo schon der katholische Pfarrer Bernd Walter auf die beiden wartete, um die kirchliche Segnung vorzunehmen.

Im spätgotischen Rathaussaal traute Oberbürgermeister Jan Zeitler das Paar.
Im spätgotischen Rathaussaal traute Oberbürgermeister Jan Zeitler das Paar. | Bild: Kleinstück, Holger

„Es sollte unbedingt noch geheiratet werden, bevor der Startschuss zur Fußball-Europameisterschaft fällt“, sagte der Geistliche unter dem Lachen der vielen Anwesenden. Als er die bereits fünf vorhandenen Kinder des Paares erwähnte, die aus den beiden ersten Ehen beider hervorgingen, und von einem „Fünferbund“ sprach, erntete er ein erneutes Lachen. Die festliche Zeremonie unter anderem mit einem Gesangsstück eines Oberndorfer Bekannten verursachte bei vielen Beteiligten feuchte Augen. Begeisterung dann, als zum Schluss von der Orgel ein Potpourri der vier Narrenmärsche des Viererbundes erklang.

Feier mit vielen Überraschungen

Unmittelbar danach zog die Festgemeinde zum katholischen Pfarramt, um dort von den „Alten Wieber und Altwieberich“ zum Sektempfang bewirtet und versorgt zu werden. Zwischenzeitlich bestand die Möglichkeit, den 66 Meter hohen Münsterturm zu besteigen. Am Münsterplatz wieder angekommen, ging‘s weiter zu einer mehrstündigen Schifffahrt mit der „Großherzog Ludwig“ und Livemusik, bevor die Feierlichkeiten im Birnauer Oberhof endeten. Ein Überraschungsauftritt der Überlinger Schotten „Badisch Pipes and Drums“ rundete diesen Abend ab. Doch das war noch längst nicht alles: Anderntags traf sich ein kleinerer Kreis der Festgesellschaft in der Vinogreth, um dort beim „Frühschoppen“ die Hochzeitsfeier so langsam ausklingen zu lassen.

Das Paar während der Schiffahrt mit der „Großherzog Ludwig“
Das Paar während der Schiffahrt mit der „Großherzog Ludwig“ | Bild: Kleinstück, Holger

Die frisch Vermählten resümierten: „Was für eine schöne, wundervolle Hochzeitsfeier, die leider viel zu schnell an uns vorüberzog. Eine großartige Stimmung und eine außergewöhnliche Atmosphäre, mit super Gästen, die alle zum Gelingen unseres Festes beitrugen“. Besonders freuen sich, dass auch das Wetter gepasst hat.