Die Mehrheit des Gemeinderats wollte damit die ohnehin schon kleiner werdende Grünzäsur rund um Andelshofen bewahren und eine zweite Zufahrt zum Gewerbegebiet verhindern. Noch klarer mit 20:5 Stimmen lehnte das Gremium eine Erweiterung um 11 Hektar nördlich der Reutewegs am Eingang des Auentals ab. Dieser Vorschlag die bisher vorgesehene Fläche um 50 Prozent zu erhöhen war vom Regionalverband selbst gekommen. Wohl auch um im Bereich des interkommunalen Gewerbegebiets dies zuzugestehen, was Owingen für den eigenen Bedarf völlig unerwartet als Nachschlag zum Entwurf westlich der Klöber-Kreuzung in die Diskussion gebracht hatte.
Zeitler: „Wir planen hier für Zeiträume von 20 bis 30 Jahren“
„Bei der Regionalplanung müssen wir sehr langfristig denken“, betonte Oberbürgermeister Jan Zeitler vorneweg: „Wir planen hier für Zeiträume von 20 bis 30 Jahren.“ Aufgabe der Verwaltung sei es, Chancen zu erkennen und Optionen für die Zukunft zu schaffen. Es liege in der Hand der Stadt Überlingen, „wie man mit diesem Gebiet umgeht“. Letzten Endes müsse der Gemeinderat später die Entscheidungen treffen. Dabei betonte Zeitler, dass es aktuell lediglich um die beiden Änderungen gehe, nicht um die bereits mehrheitlich beschlossene Fläche von 20,6 Hektar.
Zunächst habe man den Flächentausch als „Geschäft der laufenden Verwaltung“ vornehmen wollen, erklärte OB Zeitler. Doch dann habe man sich mit dem Rat darauf verständigt, dass das Thema beraten und eine Beschluss des Gremiums gefasst werden sollte. „Aus unserer Sicht braucht es keine Tauschfläche“, erklärte Bernadette Siemensmeyer (LBU/Grüne). Zumal eine Erschließung über die Kreisstraße „Zum Postbühl“ bisher bewusst abgelehnt worden sei. Zudem würde die Grünzäsur ohne Not weiter beeinträchtigt. „Man sollte sich bescheiden, auch wenn es nur um Optionen geht.“ Der Bedarf an Gewerbeflächen sei ohnehin in Wirklichkeit viel geringer, glaubte Dirk Diestel (BÜB+) zu wissen, die vom Verband vorgeschlagene Erweiterung daher überflüssig. Schon werde die Koppelfläche des Reitvereins um 50 Prozent beschnitten.
Wachsen oder nicht wachsen?
„Wir haben den Zuschnitt aus guten Gründen so beschlossen“, sagte Udo Pursche (SPD). Die Grünzäsur dürfe hier nicht angetastet werden. Man habe die Topografie schließlich vorher gekannt. „Es wäre eine Sünde, die neue Fläche als Gewerbegebiet auszuweisen“, erklärte Pursche. „Wachstum allein ist nicht unbedingt positiv.“ Ähnlich argumentierte Robert Dreher (FWV/ÜfA). Auch wenn es um langfristige Perspektiven gehe, habe man schon immer gesagt: „Wehret den Anfängen.“ Das Gebiet am Postbühl komme daher ebenso wenig in Frage. „Vielleicht wollen wir gar keine so großen Zuwächse mehr.“
Zweifel an Zahlen des Regionalverbands
Wenn man Gewerbefläche nachweislich brauche, müsse man sie schaffen, erklärte Ulf Janicke (LBU/Grüne), zweifelte allerdings die Zahlen des Regionalverbands an und begründete dies im Detail. „Das ist eine gewagte Extrapolation.“ Selbst das Wirtschaftsministerium appelliere an die Region, schonend mit den Ressourcen umzugehen.
„Es geht um Zukunftsperspektiven für die Stadt“, hielt Günther Hornstein (CDU) entgegen. Man habe in der Diskussion das Gefühl, „als rollten morgen die Bagger an“. Dabei berate und entscheide der Gemeinderat später erst über jede einzelne Fläche. „Wir sollten uns diese Optionen großzügig sichern“, sagte Hornstein: „Wir nehmen uns Chancen, wenn wir jetzt zu kleinteilig denken.“ Ähnlich sah es auch Ingo Wörner (FDP). „Wir geben den nächsten Generationen eine Chance und die Möglichkeit, hier etwas zu gestalten“, sagte Wörner und plädierte für die Tauschfläche, nicht jedoch für die Erweiterung im Auental. „Wir richten es nicht für die nächsten 50 Jahre“, widersprach Andrej Michalsen (LBU/Grüne). „Die kommenden Generationen müssen ihre Probleme selbst lösen. Egal, was wir beschließen, sie können es wieder ändern.“