Mit 183 Zimmern und 350 Betten ist das „Parkhotel St. Leonhard„ der größte Betrieb in Überlingen. Mit dessen Panoramalage könnte die mögliche Konkurrenz nicht aufwarten. Deshalb ist Direktor Andreas Doll verwundert. „Uns erschließt sich der Sinn eines Hotels an diesem Standort nicht.“ Auch bei der angestrebten Größe sei es schwer vorstellbar, dass jemand da ein Hotel errichtet beziehungsweise pachtet.
Tatsächlich ist die Zahl der Hotelbetten zuletzt leicht zurückgegangen. Doch die Analyse von „ProjectM“ hat explizit ein Defizit direkt am See und in der Nähe Therme festgehalten. „Diesen Anforderungen wird der Standort ja überhaupt nicht gerecht“, sagt Lukas Waldschütz vom Hotel „Ochsen“. „Ein neues Haus als ‚Staubsauger‘ wäre nicht gut“, sagt Waldschütz, dem auch die geforderte Größe Sorgen macht. „Es darf hier keine Bettenburg entstehen.“ Wobei er durchaus Raum für ein neues kleines Haus sieht, das neue Zielgruppen erschließen und von dem die ganze Stadt profitieren könnte.
Überlingen verkraftet im Sommer schon jetzt die Gästezahlen nicht
„Im Sommer könnten wir so ein Hotel gebrauchen, da wir in der Saison nicht alle Nachfragen befriedigen können“, räumt Waldschütz ein. Doll kann „ausgehend von den Auslastungszahlen in Überlingen, insbesondere in der Nebensaison“ keine Rentabilität erkennen. Auf der anderen Seite verkrafte Überlingen im Sommer schon jetzt die Gästezahlen nicht, sagt Doll: „Eine Zufriedenheit der zusätzlichen Gäste wird es im Sommer nicht geben können.“
Was er nicht verstehe, sei der „straffe Zeitplan“, erklärt Waldschütz. Knappe sechs Wochen Zeit hatte die Verwaltung von der Ausschreibung am 21. Mai in den Fachmedien und der Frist für Interessenten am 30. Juni gelassen. „Allein um einen Standort zu prüfen, braucht es diese sechs Wochen“, betont er. „Dann soll man auch schon einen Entwurf mit Konzept vorlegen, das ist kaum zu machen.“
Andreas Liebich: Auf Bestandsbetriebe achten
Niemand wolle sich gegen eine Weiterentwicklung der Stadt stellen, sagt Andreas Liebich vom „Romantik-Hotel Johanniter-Kreuz“. Doch gelte es, auf Bestandsbetriebe zu achten. Die Studie müsse man genau lesen. „Da ist von einem Hotel mit 70 Zimmern die Rede.“ Und von einer Zielgruppe im Bereich Sport- und Gesundheitstourismus. Bei einem noch größeren unspezifischen Angebot könne dies zur Schließung bestehender Betriebe im Winter führen.