Er steht am Straßenrand und macht schlechte Fotos. Wer von ihm abgelichtet wird, muss zahlen. Was aber von manchen Autofahrern als Abzocke gesehen wird, soll vor allem der Sicherheit im Straßenverkehr dienen.

Bereits seit April 2023 ist das Gerät im Stadtgebiet Überlingen im Einsatz. Nach einer mehr als einjährigen Miete und Probephase erwarb die Stadt zum 1. August 2024 den mobilen Blitzer für rund 140.000 Euro. Der ursprüngliche Kaufpreis belief sich auf 180.000 Euro, der Hersteller habe jedoch die Mietkosten darauf angerechnet.

Radarfalle erfüllt ihren Zweck

Auf Nachfrage des SÜDKURIER teilt die Stadt Überlingen mit, dass seit April 2023 insgesamt 24.236 Geschwindigkeitsverstöße durch den Blitzer-Anhänger registriert wurden. Allein bis zum 30. Juni dieses Jahres sind 6500 Geschwindigkeitsverstöße durch den mobilen Blitzer erfasst worden. Im Stadtgebiet Überlingen sind nach Angabe der Pressestelle 30 Messstellen in Betrieb. Dort werde das Gerät im wöchentlichen Wechsel stationiert. Das müsse aus Sicherheitsgründen stets von zwei Mitarbeitern gemacht werden. Die Aufstellung des Blitzers erfordere zudem eine spezielle Schulung. Die genauen Standorte der Messstellen möchte die Stadt nicht nennen, da „ansonsten die Sinnhaftigkeit des eingesetzten Blitzers an dieser Stelle ad absurdum geführt würde“, heißt es in einer schriftlichen Antwort.

Der massive Blitzer-Anhänger soll auf Überlingens Straßen für mehr Sicherheit sorgen.
Der massive Blitzer-Anhänger soll auf Überlingens Straßen für mehr Sicherheit sorgen. | Bild: Cian Hartung

Ideen für neue Messstellen

Die Stadt wähle die Messstellen anhand der Verkehrsbelastung, bekannter Unfallschwerpunkte und sonstiger Kriterien aus. Dazu gehört zum Beispiel die Präsenz vulnerabler Gruppen, wie Kinder und Senioren. Es gebe zudem immer wieder Anfragen von Seiten der Bürger für neue Messstellen. „Im Rahmen der Möglichkeiten wird diesen dann auch nachgegangen“, so die Pressestelle. Allerdings müsse erst ein Mess-Team Kriterien, wie unter anderem den Streckenverlauf, vor Ort begutachten.

Weniger Hochgeschwindigkeitsunfälle

In der Vergangenheit erwies sich beispielsweise die Owinger Straße als eine Stelle, wo die Radarfalle gefährliche Situationen entschärfen konnte. Dort gebe es eine Kurve mit vielen querenden Kindern, es gilt Tempo 30. Ein weiterer Ort ist am Rande der neuen B31 auf Höhe Biblis. An dieser Stelle komme es häufig zu Hochgeschwindigkeitsunfällen. Hier bewertet die Stadt den Einsatz des Blitzers ebenfalls als wirksam.

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Der Blitzer-Anhänger scheint sich schon lange amortisiert zu haben: Die Stadt Überlingen teilt mit, dass sich die Einnahmen aus Ordnungswidrigkeiten im Jahr 2024 auf knappe 434.000 Euro beliefen. Insgesamt nahm die Stadt durch den Blitzer 900.000 Euro ein.

Das komplexe Innenleben lässt erahnen, dass für den Betrieb des unauffälligen Blitzers eine spezielle Schulung erforderlich ist.
Das komplexe Innenleben lässt erahnen, dass für den Betrieb des unauffälligen Blitzers eine spezielle Schulung erforderlich ist. | Bild: Hanspeter Walter

Gemischte Gefühle für Blitzer

Geblitzt werden gehört zu den Ärgernissen, die sich vermeiden lassen. Die Stadt ordnet die Rückmeldungen zum mobilen Blitzer ähnlich ein: Uneinsichtige Autofahrer würden den Blitzer als „Abzocke“ betrachten, so die Stadt Überlingen. Doch die Rückmeldungen seien offenbar auch positiv, schreibt die Stadt: „Einsichtige Kfz-Führer, welche sich bewusst sind, dass das geahndete Fehlverhalten ausschließlich ihnen zuzurechnen ist, bewerten den Trailer positiv“, schreibt die Pressestelle.

Der Vandalismus an Radarfallen ist über viele Landkreise hinweg ein Problem. Mit dem Überlinger Blitzer gab es bislang zwei Fälle: Einmal wurde der Blitzer mit Farbe besprüht. Ein anderes Mal hat ein Unbekannter Remoulade auf die Anlage geschmiert. Dem hat der gelbe Brief wohl nicht geschmeckt.