Kaffee und Kuchen oder ein Grillabend auf der Terrasse im Sonnenschein – was gibt es Schöneres im Sommer? Doch oft dauert es nicht lange, sich ungebetene Gäste dazu gesellen und Süßspeisen und Wurst von Wespen umzingelt werden. Denn gefühlt sind sie in diesem Jahr überall. Einige Medien, wie die Welt oder die Bild-Zeitung, sprechen von einem „sehr lebhaften Wespenjahr“. Aber stimmt das für die Region überhaupt?
Generell hängt die Wespenpopulation vom Winter und Frühling ab, erklärt Giovanni Galizia, Professor für Neurobiologie und Zoologie an der Universität Konstanz. „Bei milden Wintern gibt es im darauffolgenden Sommer mehr Wespen“, sagt er, was die Population in diesem Jahr eigentlich größer machen würde.
Allerdings sei die Insektenanzahl insgesamt viel niedriger, was auch die Zahl der Wespen drücke. Das langfristige Insektensterben habe große Auswirkungen auf das Ökosystem. Beispielsweise gebe es dadurch nicht nur weniger Wespen, weil ihnen die Nahrung fehlt, sondern auch weniger insektenfressende Vögel.
Der persönlichen Beobachtung von Giovanni Galizia nach sind es in diesem Jahr weniger Wespen als üblich.
Wespen sind im August und September auffälliger
Laut Nabu beginnt für Wespen die Mangelzeit, wenn die Lindenblüte vorbei ist, also etwa gegen Ende Juli oder Anfang August. Das bestätigt auch Giovanni Galizia: „Das ist die Zeit, in der sie Futter sammeln, um die Königinnen für das nächste Jahr zu züchten. Darum haben wir in dieser Jahreszeit immer den Eindruck, es seien plötzlich so vielen Wespen da.“
Gleichzeitig erreichen die Nester zu dieser Zeit ihre volle Größe. Bis zu 12.000 Tiere können sich laut Nabu in einem Nest befinden, das einen Umfang von zwei Metern erreicht. Im Herbst stirbt dann der Wespenstaat ab, nur die Jungköniginnen überleben und gründen im kommenden Frühjahr ein neues Volk.
Elf Wespenarten kommen laut dem Bund Baden-Württemberg bei uns vor. Die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe seien die einzigen Arten, die sich auch über menschliche Nahrung hermachen. „Das ist die Situation, in der Wespen mit uns kollidieren: Wenn wir im Freien essen, kommen sie und stören uns“, so Giovanni Galizia. Ein Trick des Professors lautet, eine Wurstscheibe etwas abseits auf einen Teller zu legen. Denn: „Die ruhige Wurst ohne störende Menschen ist den Wespen lieber als der gedeckte Tisch.“
Wespennester nur von Experten entfernen lassen
Stören nicht nur die Wespen selbst, sondern ein Nest in der Nähe, ist Abstand geboten. Grundsätzlich sind Wespen friedlich, sagt Giovanni Galizia, aber Wespen würden ihr Nest verteidigen, in dem sie ihre Brut anziehen.
Zudem stehen Wespen unter Naturschutz, wie das Nabu Bodenseezentrum betont: „Deshalb ist es verboten, Nester einfach zu entfernen. Dafür braucht es eine Genehmigung durch die Untere Naturschutzbehörde und dann eine Fachperson, die die Umsiedlung oder Entfernung vornimmt.“ Grundsätzlich sollte man aber Ruhe bewahren. „Meist kann man mit ihnen in friedlicher Co-Existenz zurechtkommen“, so der Nabu.