„EWI“ haben die Frickinger Evelyne Eschbach und Viktor Keller das Start-up um ihre erste Getränkekreation genannt. „Unseren beiden Vornamen verschmelzen zu EWI“, erklärt Viktor Keller. Die Abkürzung stehe auch für „einzigartig, wertvoll, ideal“, ergänzt seine Lebens- und Geschäftspartnerin. Vor zwei Jahren haben die studierte Logistikerin und der Bautechniker-Azubi die kleine Weinhandlung „Eschbachs Küferkeller“ im Wohnhaus der Familie Eschbach übernommen.

Mit einer Fräse bereitet Evelyne Eschbach den Boden vor.
Mit einer Fräse bereitet Evelyne Eschbach den Boden vor. | Bild: Viktor Keller

Zum Generationenwechsel kreierten sie eine Art Bio-Limonade. Auf die Idee kamen sie eher zufällig. Bei einem Bauernhof-Urlaub vor zwei Jahren in Kroatien hatten sie mit Mineralwasser vermischten Salbeisirup als wohlschmeckenden Durstlöscher für sich entdeckt. Beide überlegten, selbst ein Getränk mit Salbeigeschmack zu entwerfen, und zwar nachhaltig und regional produziert.

Die Pflänzchen gießt Viktor Keller vorsichtig mit der Kanne.
Die Pflänzchen gießt Viktor Keller vorsichtig mit der Kanne. | Bild: Evelyne Eschbach

Freunde und Familie als Tester für zahlreiche Versuche

Die Gewürzpflanze für das angedachte Getränk war also gesetzt, nicht aber der fruchtige Partner. Die beiden Jungunternehmer erzählen, sie hätten zunächst mit Äpfeln, Orangen, Johannisbeeren und Trauben als Fruchtsaft gespielt. Nach vielen Verkostungen mit Freunden und Familienangehörigen habe sich aber die Zitrone als bester Kombipartner herauskristallisiert, und zwar als Direktsaft.

Die Ernte erfordert große Konzentration vom EWI-Team.
Die Ernte erfordert große Konzentration vom EWI-Team. | Bild: Henry Keller

Bio-Salbei wird gehegt, von Hand gepflückt und entstielt

Den Bio-Salbei pflanzt das Paar auf einer Obstwiese der Familie Keller in Lippertsreute an. Alles sei garantiert bio, die Arbeit werde von Hand erledigt, garantiert Evelyne Eschbach. Auf chemisch-synthetische Pestizide und Dünger werde komplett verzichtet. Sie jäten das Unkraut auf dem rund 250 Quadratmeter Feld großen selbst. Gegossen wird per Gießkanne. Wenn die Pflänzchen erntereif sind, werden sie von Hand gepflückt und anschließend entstiel – wegen des Aromas, wie Eschbach erläutert. „Wir haben jedes einzelne Salbeiblatt in der Hand“, unterstreicht die 30-Jährige.

Auch Oma Selma hilft beim Entstielen der Salbeiblätter.
Auch Oma Selma hilft beim Entstielen der Salbeiblätter. | Bild: Martina Wolters

Produziert wird nur so viel, wie die Ernte hergibt

Anfänglich hatte der umgebaute Maischetank von Viktor Kellers Großvater dazu herhalten müssen, Gießwasser zum Feld zu transportieren. Mittlerweile liegt ein Schlauchsystem vom angrenzenden Keller‘schen Landgasthof zum Acker. Produziert wird so viel, wie die Ernte hergibt; das Paar kauft nichts zu. “Alles soll authentisch bleiben.“ Damit die Ernte bewältigt werden kann, muss auch die Familie inklusive Oma ran.

Wer und was steckt hinter EWI?

An Ruhetagen können sie die Gasthaus-Küche nutzen

An den beiden Ruhetagen im elterlichen Gasthaus können Eschbach und Keller dort die Küche und das Equipment nutzen, um den Getränkegrundstoff herzustellen. Das Rezept dafür haben die jungen Leute durch Ausprobieren ausgearbeitet. Per Stahltank kommt das Basisgetränk dann zu einem Ravensburger Abfüller. Da es sich um ein reines Naturprodukt handle, schmecke jede Charge etwas anders. Auch der sich absetzende Satz am Flaschenboden sei normal.

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Bis die erste Getränkecharge abgefüllt war, hatte das junge Unternehmerpaar viel zu tun. Vom Etikett bis zur Logistik lief alles durch seine Hände. Dass beide aktiv sind in der Gemeinde und aus bekannten Familien aus Frickingen und Lippertsreute stammen, habe ihnen geholfen, ein Logistik- und Kundennetzwerk aufzubauen.

Die fertige Getränke-Grundsubstanz bringt Viktor Keller zu einem Lohnabfüller nach Ravensburg.
Die fertige Getränke-Grundsubstanz bringt Viktor Keller zu einem Lohnabfüller nach Ravensburg. | Bild: Evelyne Eschbach

Dennoch hätten sie mit der Getränkeherstellung viel zu tun neben ihren normalen Jobs. Besonders in der zweimaligen Erntezeit sei es schwierig. Umso mehr freue es sie, dass ihr Produkt so gut angenommen werde. Eigentlich sei angedacht gewesen, EWI zunächst nur in kleiner Menge zu produzieren und ausschließlich im familieneigenen Betrieb zu vermarkten. Doch die Abfüller hätten den Auftrag erst ab einer Menge von 3000 Flaschen angenommen. Gut so, denn 2020 haben sie schon die fünffache Menge an Flaschen verkauft. „Wir waren total überwältigt von der Resonanz“, sagt Eschbach.

Das Getränkelager im Keller‘schen Schuppen hat Viktor Keller, hier mit Evelyne Eschbach, selbst gezimmert.
Das Getränkelager im Keller‘schen Schuppen hat Viktor Keller, hier mit Evelyne Eschbach, selbst gezimmert. | Bild: Martina Wolters

Weil das Getränk weniger Zucker hat, darf es nicht Limo genannt werden

Also haben sie die Salbei-Anbaufläche leicht vergrößert. Ein neues, diesmal alkoholhaltiges Getränk haben sie ebenfalls in der Mache. So gesehen läuft alles bestens, ist sich das Paar einig. Wenn da nur nicht der Ärger wegen der Bezeichnung ihres Getränks wäre. „Nur weil wir bewusst weniger Zucker verwenden, müssen wir unsere Limo Erfrischungsgetränk nennen“, sagt Keller. Um eine Limo zu sein, müsste EWI statt 5,2 Gewichtsprozent mindestens einen Zuckergehalt von sieben Gewichtsprozent aufweisen. Mehr süßen wollen die Getränke-Kreateure keinesfalls. „EWI schmeckt so genau richtig.“