Egal ob Kinder, die im Supermarkt einen Schokoriegel klauen, Jugendliche, die sich prügeln – wie neulich geschehen am ZOB in Überlingen – oder Heranwachsende, die Drogen konsumieren: Sie alle landen bei Magnus Wächter. Er ist Jugendsachbearbeiter im Polizeirevier Überlingen und für sämtliche Delikte der jungen Menschen, die in Überlingen wohnen, zuständig.

Den Job macht Wächter erst seit etwa einem Jahr, davor war er zehn Jahre lang im Streifendienst stationiert. „Ich wollte weg vom Schichtdienst und habe eine neue Herausforderung gesucht“, erzählt der 34-Jährige bei einem Gespräch im Überlinger Revier. Schon in früheren Zeiten hatte Wächter immer gerne mit Jugendlichen zu tun, beispielsweise im Ferienzeltlager. „Die Arbeit mit jungen Menschen macht mir einfach Spaß“, sagt der Polizist und lächelt.

Fortbildung dauert vier Wochen

Bevor Wächter als Jugendsachbearbeiter anfing, machte er eine vierwöchige Fortbildung. In dieser Zeit lernte der Beamte einiges über Institutionen wie etwa das Jugendamt oder die Jugendgerichtshilfe. Auch die jugendtypische Entwicklung war Bestandteil der Schulung. „Ich durfte unter anderem Referenten vom Jugendamt und Psychologen anhören. Es war spannend und hat mich gut auf die Arbeit vorbereitet“, blickt Wächter zurück.

Magnus Wächter an seinem Schreibtisch im Überlinger Polizeirevier.
Magnus Wächter an seinem Schreibtisch im Überlinger Polizeirevier. | Bild: Mona Lippisch

Doch was genau sind denn die Aufgaben des Polizisten? Wie sieht der Arbeitsalltag eines Jugendsachbearbeiters aus? Die Bezeichnung lässt vermuten, dass es sich um eine reine Bürotätigkeit handelt. Tatsächlich ist Magnus Wächter aber auch in Überlingen unterwegs und hat die Jugendszene im Blick – sowohl in Uniform als auch in Zivil.

„Jugendschutzstreife“ nennt sich diese Tätigkeit. „Freitags oder samstags kontrolliere ich zum Beispiel, ob die jungen Menschen, die in der Stadt Alkohol trinken, schon 16 beziehungsweise 18 Jahre alt sind“, berichtet der Beamte. Manche würden Wächter schon kennen und mit Namen begrüßen, wenn er zur Kontrolle vorbeikommt. „Mein Verhältnis zu den meisten Jugendlichen ist positiver Art, abgesehen von wenigen, die der Polizei ohne Respekt gegenübertreten“, sagt der Beamte.

In Zivil ist Magnus Wächter beispielsweise auch dann unterwegs, wenn junge Menschen beim Diebstahl in einem Einkaufsladen erwischt werden. „Wir holen die Täter in solchen Fällen nicht in Uniform ab, weil wir nicht stigmatisieren wollen.“

Neben seiner Präsenz in der Stadt gibt es für Wächter auch viele Aufgaben, die innerhalb des Polizeireviers erledigt werden. Ein großer Bestandteil seiner Arbeit dort sind Gespräche mit Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden, die eine Straftat begangen haben.

Jugendliche Straftäter werden nicht vernommen

Anders als Erwachsene werden strafunmündige Kinder im Beisein der Erziehungsberechtigten angehört und nicht vernommen. Vernommen werden dann die Jugendlichen und Heranwachsenden – aber auch hier im Beisein der Erziehungsberechtigen. In den Gesprächen mit den jungen Menschen sei Wächter deutlich empathischer als bei der Vernehmung eines Erwachsenen. „Man redet anders mit Jugendlichen, es ist vertrauter. Die meisten freuen sich übers Duzen.“

Ein weiterer Unterschied im Vergleich zur Vernehmung eines Erwachsenen: „Bei Jugendlichen geht es nicht nur um die Sache, sondern auch um das Leben. Wie sieht die familiäre Situation aus? Wie läuft die Schule? All das sind Fragen, die wir im Gespräch klären.“

Auch die „Jugendstreife“ gehört zu den Aufgaben von Magnus Wächter. Nicht immer ist er dabei in Uniform unterwegs, wie auf ...
Auch die „Jugendstreife“ gehört zu den Aufgaben von Magnus Wächter. Nicht immer ist er dabei in Uniform unterwegs, wie auf diesem Bild. Oft tritt der Polizist auch in Zivil mit den Jugendlichen in Kontakt. | Bild: Mona Lippisch

Ebenso Bestandteil des Gesprächs sind die Konsequenzen. „Viele wissen gar nicht, dass ein Diebstahl Auswirkungen auf die berufliche Zukunft haben oder dass Drogenkonsum später den Führerschein verhindern kann“, erklärt Wächter. Seine Aufgabe sei es, den jungen Menschen eben diese Konsequenzen ihres Handelns aufzuzeigen.

Auch Schreibtischarbeit gehört dazu

Neben dem direkten Kontakt zu den Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden fällt bei Magnus Wächter die „übliche Schreibtischarbeit“ an. So ist er beispielsweise mit Organisationen wie dem Jugendamt in Kontakt. Gemeinsam werden Konzepte entwickelt, wie etwa Testkäufe im Rahmen von Alkoholkonsum bei Jugendlichen.

„Besteht ein begründeter Verdacht, dass Menschen unter 16 Jahren an Alkohol kommen, können wir in diesen Verkaufsstätten Testkäufe organisieren“, erklärt Wächter. Denn Verkäufer seien verpflichtet, die Abgabe von alkoholischen Getränken zu kontrollieren.

Polizist möchte positiv auf Jugendliche einwirken

Für Magnus Wächter ist es die Vielzahl an Aufgaben, die seinen Job für ihn so besonders macht – trotz vieler Herausforderungen, vor denen er immer wieder steht. So hoffe der Polizist beispielsweise, dass die Gespräche, die er mit den Jugendlichen nach einer Straftat führt, auch nachhaltig zur Verbesserung des Verhaltens führen.

„Mein Ziel und gleichzeitig auch meine größte Herausforderung ist es, positiv einzuwirken. Das ist nicht einfach, da ich die Jugendlichen ja nicht täglich im Blick habe“, sagt Wächter. „Und trotzdem hoffe ich, dass ich etwas bei ihnen bewirken kann.“

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