Eine neue Heimat für Überlingens stachelige Freunde: Die historische Kakteensammlung präsentiert sich ab sofort dauerhaft im neuen gläsernen Pflanzenhaus und bezaubert durch die großartige Inszenierung der exotischen Sukkulenten in allen Größen, Formen und faszinierender Vielfalt. Am Freitag wurde der Glaspavillon mit einem Festakt wiedereröffnet, musikalisch umrahmt von der Stadtkapelle Überlingen.

Mit dem Pflanzenhaus in den Villengärten am See wurde der letzte noch verschlossene Ausstellungsbereich der Landesgartenschau jetzt der Öffentlichkeit übergeben. „Es ist ein Kleinod, das wir hier eröffnen und eine Bereicherung für die Stadt“, sagte Oberbürgermeister Jan Zeitler in seiner Begrüßung.
Sukkulenten müssen jetzt nicht mehr umgesiedelt werden
Er dankte besonders den Mitarbeitern von Stadtgärtnerei und Betriebshof, die die neue Kakteenlandschaft im Pflanzenhaus gestaltet und den Einzug der teils meterhohen, empfindlichen Pflanzen mit großer Sorgfalt bewerkstelligt hätten. Er freue sich, so Zeitler, dass damit nun das jährliche mühevolle Umsiedeln der Sukkulenten mit ihren teils zentimeterlangen Dornen von der Stadtgärtnerei in den Stadtgarten und wieder zurück ein Ende habe. So könne man nun das große historische Erbe der 125 Jahre alten Kakteensammlung sicher für die kommenden Generationen bewahren.

Rolf Geiger, Leiter des Überlinger Amts für Grünflächen, Umwelt und Forst sprach von einem persönlich sehr emotionalen Moment: „Für mich geht ein jahrzehntelang gehegter Traum in Erfüllung. Wir würden die Kakteen heute am liebsten mit Champagner gießen, wenn sie es vertragen würden.“ Geiger dankte auch seinem Vorgänger Thomas Vogler. Er sei der Urvater des Wunschgedankens gewesen, dass die Kakteen ein festes Zuhause bekommen. Den rund 1000 ausgestellten Kakteen und Sukkulenten stünden nun 250 Quadratmeter Beetfläche zur Verfügung, das sei doppelt so viel wie im Stadtgarten, so Geiger.

Insgesamt habe das Pflanzenhaus eine Grundfläche von 600 Quadratmetern, sodass zwischen den Beeten genug Platz sei für geschwungene Wege und kleine Fahrzeuge. Die exotischen Pflanzen habe man nach ihrer geografischen Herkunft in den jeweiligen Beeten gruppiert. So gebe es einen Bereich mit Kakteen vom amerikanischen Kontinent und weitere Beete mit Pflanzen von den kanarischen Inseln, von Madagaskar und dem östlichen Afrika. Geiger dankte allen Projektbeteiligten für ihren großartigen Einsatz.
500 Kilo schwere mexikanische Agave
Ein besonderer Dank ging an den Gartenbautechniker und Kakteenzüchter Detlef Hellinger. Er habe mit Liebe und Leidenschaft bei der Gestaltung der Beete beratend mitgewirkt und auch selbst einige Jahrzehnte alte Großpflanzen aus seiner Sammlung beigesteuert. „Ich freue mich, dass ich meine Pflanzen in so gute Hände abgeben konnte,“ sagte Hellinger.
Aus seiner Zucht stammt unter anderem eine 500 Kilo schwere mexikanische Agave mit einem Durchmesser von rund vier Metern. Mithilfe der Überlinger Stadtgärtner habe sie den Transport von seinem Betrieb am Kaiserstuhl bis an den See makellos überstanden. „Es ist eine irre Leistung, solche Großpflanzen unbeschadet zu verpflanzen,“ lobte Hellinger die besondere Kompetenz der Mitarbeiter von Stadtgärtnerei und Betriebshof im Umgang mit den Kakteen.

Sehr zufrieden mit dem geglückten Umzug der historischen Pflanzensammlung zeigte sich auch der Leiter der Stadtgärtnerei Andreas Höfler: „Man sieht, dass es den Kakteen hier gefällt. Sie sind gut angewachsen und treiben.“ Während die Pflanzen im Stadtgarten Wind und Wetter ausgesetzt gewesen seien, könne man sie im Pflanzenhaus nun kontrolliert gießen, sodass in dem speziellen Kakteensubstrat mit sandig-kiesigen Untergrund keine Staunässe entstehe. In Zukunft soll das gut belüftete Pflanzenhaus auch ein Ort für Veranstaltungen und Begegnungen sein. „Es ist mehr als nur ein Gebäude,“ sagte OB Zeitler und schwärmte: „Wir sind hier schon ziemlich nah am Paradies.“
Auf einen Blick
- Die historische Überlinger Kakteensammlung im Stadtgarten besteht seit 125 Jahren.
- Den Grundstein für die bedeutende botanische Sehenswürdigkeit legte 1897 der damalige Stadtgärtner Hermann Hoch (1866-1955).
- Das neue gläserne Pflanzenhaus kostete 650 000 Euro und wurde mit Fördermitteln der Landesgartenschau realisiert.
- Der alte Standort im Stadtgarten ist weiterhin mit winterharten Sukkulenten bepflanzt.
- Die neu konzipierte Kakteenausstellung im Pflanzenhaus ist täglich von 8 bis 16.30 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.