Eine neue Heimat für Überlingens stachelige Freunde: Die historische Kakteensammlung präsentiert sich ab sofort dauerhaft im neuen gläsernen Pflanzenhaus und bezaubert durch die großartige Inszenierung der exotischen Sukkulenten in allen Größen, Formen und faszinierender Vielfalt. Am Freitag wurde der Glaspavillon mit einem Festakt wiedereröffnet, musikalisch umrahmt von der Stadtkapelle Überlingen.

Kakteenexperte Detlef Hellinger (links) half Andreas Höfler bei der Gestaltung der Kakteenschau und spendete eine riesige Agave, eine ...
Kakteenexperte Detlef Hellinger (links) half Andreas Höfler bei der Gestaltung der Kakteenschau und spendete eine riesige Agave, eine der neuen Attraktionen im Pflanzenhaus. | Bild: Antonia Kitt

Mit dem Pflanzenhaus in den Villengärten am See wurde der letzte noch verschlossene Ausstellungsbereich der Landesgartenschau jetzt der Öffentlichkeit übergeben. „Es ist ein Kleinod, das wir hier eröffnen und eine Bereicherung für die Stadt“, sagte Oberbürgermeister Jan Zeitler in seiner Begrüßung.

Sukkulenten müssen jetzt nicht mehr umgesiedelt werden

Er dankte besonders den Mitarbeitern von Stadtgärtnerei und Betriebshof, die die neue Kakteenlandschaft im Pflanzenhaus gestaltet und den Einzug der teils meterhohen, empfindlichen Pflanzen mit großer Sorgfalt bewerkstelligt hätten. Er freue sich, so Zeitler, dass damit nun das jährliche mühevolle Umsiedeln der Sukkulenten mit ihren teils zentimeterlangen Dornen von der Stadtgärtnerei in den Stadtgarten und wieder zurück ein Ende habe. So könne man nun das große historische Erbe der 125 Jahre alten Kakteensammlung sicher für die kommenden Generationen bewahren.

Ehrenamtliche Helferinnen verteilten gegen eine Spende für die Überlinger Tafel kleine Kakteenstecklinge aus der Stadtgärtnerei (von ...
Ehrenamtliche Helferinnen verteilten gegen eine Spende für die Überlinger Tafel kleine Kakteenstecklinge aus der Stadtgärtnerei (von links): Ingrid Hammermeister, Hedi Wigger, Ingrid Riedinger und Barbara Mees. | Bild: Antonia Kitt

Rolf Geiger, Leiter des Überlinger Amts für Grünflächen, Umwelt und Forst sprach von einem persönlich sehr emotionalen Moment: „Für mich geht ein jahrzehntelang gehegter Traum in Erfüllung. Wir würden die Kakteen heute am liebsten mit Champagner gießen, wenn sie es vertragen würden.“ Geiger dankte auch seinem Vorgänger Thomas Vogler. Er sei der Urvater des Wunschgedankens gewesen, dass die Kakteen ein festes Zuhause bekommen. Den rund 1000 ausgestellten Kakteen und Sukkulenten stünden nun 250 Quadratmeter Beetfläche zur Verfügung, das sei doppelt so viel wie im Stadtgarten, so Geiger.

Sie arbeiteten lange auf das neue Pflanzenhaus hin (von links): Bastian Eberl (Leiter des Betriebshofs), Markus Wolf (Sachgebietsleiter ...
Sie arbeiteten lange auf das neue Pflanzenhaus hin (von links): Bastian Eberl (Leiter des Betriebshofs), Markus Wolf (Sachgebietsleiter Grünflächen), Thomas Vogler, Roland Leitner, Andreas Höfler und Rolf Geiger. | Bild: Antonia Kitt

Insgesamt habe das Pflanzenhaus eine Grundfläche von 600 Quadratmetern, sodass zwischen den Beeten genug Platz sei für geschwungene Wege und kleine Fahrzeuge. Die exotischen Pflanzen habe man nach ihrer geografischen Herkunft in den jeweiligen Beeten gruppiert. So gebe es einen Bereich mit Kakteen vom amerikanischen Kontinent und weitere Beete mit Pflanzen von den kanarischen Inseln, von Madagaskar und dem östlichen Afrika. Geiger dankte allen Projektbeteiligten für ihren großartigen Einsatz.

500 Kilo schwere mexikanische Agave

Ein besonderer Dank ging an den Gartenbautechniker und Kakteenzüchter Detlef Hellinger. Er habe mit Liebe und Leidenschaft bei der Gestaltung der Beete beratend mitgewirkt und auch selbst einige Jahrzehnte alte Großpflanzen aus seiner Sammlung beigesteuert. „Ich freue mich, dass ich meine Pflanzen in so gute Hände abgeben konnte,“ sagte Hellinger.

Aus seiner Zucht stammt unter anderem eine 500 Kilo schwere mexikanische Agave mit einem Durchmesser von rund vier Metern. Mithilfe der Überlinger Stadtgärtner habe sie den Transport von seinem Betrieb am Kaiserstuhl bis an den See makellos überstanden. „Es ist eine irre Leistung, solche Großpflanzen unbeschadet zu verpflanzen,“ lobte Hellinger die besondere Kompetenz der Mitarbeiter von Stadtgärtnerei und Betriebshof im Umgang mit den Kakteen.

Flankier von Überlinger Trachtenfrauen hielt OB Jan Zeitler seine Eröffnungsrede. Die Kakteen-Kulisse des Stadtgartens im Hintergrund ...
Flankier von Überlinger Trachtenfrauen hielt OB Jan Zeitler seine Eröffnungsrede. Die Kakteen-Kulisse des Stadtgartens im Hintergrund malte Fridolin Mandausch vor Jahren für den Überlinger Frauenkaffee. | Bild: Antonia Kitt

Sehr zufrieden mit dem geglückten Umzug der historischen Pflanzensammlung zeigte sich auch der Leiter der Stadtgärtnerei Andreas Höfler: „Man sieht, dass es den Kakteen hier gefällt. Sie sind gut angewachsen und treiben.“ Während die Pflanzen im Stadtgarten Wind und Wetter ausgesetzt gewesen seien, könne man sie im Pflanzenhaus nun kontrolliert gießen, sodass in dem speziellen Kakteensubstrat mit sandig-kiesigen Untergrund keine Staunässe entstehe. In Zukunft soll das gut belüftete Pflanzenhaus auch ein Ort für Veranstaltungen und Begegnungen sein. „Es ist mehr als nur ein Gebäude,“ sagte OB Zeitler und schwärmte: „Wir sind hier schon ziemlich nah am Paradies.“