Der neueste Film der Reihe „anders, wie du“ sollte im Kursaal uraufgeführt werden, aber „Corona machte uns einen Strich durch die Rechnung“, wie es Elke Dachauer formulierte. Die Leiterin des Sachgebiets Integration hat mit Ivo Großner das Konzept für den aktuellen Beitrag „Heimkommen“ entwickelt. Dessen erste Präsentation konnte nun ein kleiner Kreis in der locker bestuhlten Kunstakademie erleben. „In diesem Film geht es um Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen am Rande der Gesellschaft stehen und wenig beachtet werden“, erläuterte Ivo Großner. „Es geht darum, sie in die Mitte zu holen.“

Das Zuhause, das jeder für sich definiert
Die bisherigen Filme der Reihe thematisierten die Schicksale von Flüchtlingen. Die Protagonisten beschrieben ihr Leben in der Heimat, warum und unter welchen Umständen sie fliehen mussten und wie sich die Kulturen hier begegnen. In dem jüngsten Werk dreht sich alles um das Zuhause, das jeder für sich definiert. „Wir haben das Thema geöffnet, denn Integration ist mehr als Flüchtlingsarbeit“, sagt Ivo Großner.
Im Film gewähren fünf Menschen persönliche Einblicke in ihr Leben. So unterschiedlich ihre Biografien sind, so verschieden fallen ihre Definitionen vom Zuhausefühlen aus. Großen Optimismus versprüht der elfjährige Ashraf, dessen Familie aus Syrien fliehen musste. Auch die Familie des Ordensbruders Jakobus, der als Eremit in der Klause St. Benedikt lebt, flüchtete erst aus Schlesien und dann aus der DDR. Im Film berichtet er, einst an einem Punkt angelangt zu sein, an dem er alles in Frage stellte. Jesus habe ihm geholfen, der zu sein, der er ist und sich der Theologie zu widmen. Er sagt: „Wenn ich suche, werde ich die Heimat wiederfinden.“

„Zuhause ist dort, wo ich eine Zukunft bauen kann“
Shanaz Gallo ist Kurdin und lebte mit ihrer Familie im Norden Syriens. Als aus der friedlichen Demokratiebewegung der Bürgerkrieg entfachte, wurden ihre Söhne zwangsrekrutiert. Ihr Mann und sie verloren erst ihre Jobs und dann die Werkswohnung. Daraufhin traten sie den langen, gefährlichen Weg an. Shanaz lebt seit Jahren in Deutschland, aber sagt: „Ich fühle mich nirgends zu Hause.“ Die neue Sprache mache ihr Probleme. „Zuhause ist dort, wo ich eine Zukunft bauen kann.“

Philadelphia Ecker und Lars Höllerer haben keine Flucht hinter sich. Andere Umstände brachten sie dazu, sich in einem komplett neuen Leben zurecht finden zu müssen. Philadelphia zog mit ihrem Mann aus Südafrika nach Überlingen und meistert mittlerweile als Alleinerziehende ihr Leben. Lars Höllerer ist seit einem Unfall vom Hals ab gelähmt und hat es geschafft, sich als Mundmaler eine neue Existenz und Selbstsicherheit aufzubauen.
Einblicke in die Leben von fünf Menschen
Der Film „Heimkommen“ rückt Menschen in den Mittelpunkt, die mit eigenen Worten von ihren Lebenswegen berichten, die niemand voraussehen konnte. „Der Film bietet Einblicke in die Leben von fünf Menschen und erzählt Geschichten, die berühren und wahrt trotzdem eine respektvolle Distanz“, fasst Elke Dachauer zusammen.

Beim Titel der Reihe „anders, wie du“ spielt das Komma eine wichtige Rolle. In den Kurzfilmen kommen Menschen unterschiedlicher Herkunft zu Wort, die in der Region leben. Sie sind in manchen Dingen anders, aber man stellt auch Gemeinsamkeiten fest. Die Reihe versteht sich als regionale Produktion und wird von der Stadt Überlingen sowie dem Bodenseekreis gefördert.
Die ersten vier Filme der Reihe sind im Internet unter den Link www.anderswiedu.de zu sehen. Das Werk „Heimkommen“ soll im kommenden Jahr im Kursaal gezeigt werden.