Überlingen Als einen „Schatz, den es zu bewahren gilt“ bezeichnete Jessica Eischer vom Planungsbüro Lern-Landschaft den Raumfunktionsplan für die Montessori-Grundschule in Nußdorf. Seit Juni 2024 hat sie mit Schulleitung und Hort diese pädagogische Raumbedarfsermittlung erarbeitet, um herauszufinden, wie eine neue Montessori-Grundschule baulich aussehen könnte. Dieses Programm soll als Grundlage für einen Neubau herangezogen werden. Bis zur Fertigstellung wird es noch viele Jahre dauern. Der Raumfunktionsplan ist so etwas wie ein Ideal, an das die Realität dann hoffentlich so nah wie möglich heranreichen wird. Eischer mahnte, dass in all den Schritten, die auf dem Weg der Umsetzung folgen, die Gefahr bestehe, dass die Grundidee aus den Augen verloren werde. „Hier ist es wichtig, immer wieder zu schauen, wohin das Schiff steuert, damit am Ende alle zufrieden sind.“
Grund für den Neubau ist zum einen die ohnehin herrschende Raumknappheit an der Montessori-Schule, zum anderen die Tatsache, dass Eltern ab 2026 einen Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung geltend machen können und dann mehr Kinder Betreuungsbedarf haben. Deshalb sei es von Bedeutung, diese immer mehr als Lebensraum und nicht nur als Lernraum zu begreifen, sagte Eischer. „Dem Gesamtteam der Schule ist es wichtig, dass die Zusammenarbeit auf Augenhöhe gestärkt wird und Unterricht und Betreuung gleichberechtigt sind.“ Räume sollen gemeinsam genutzt werden: vormittags für den Unterricht, nachmittags für die Betreuung. Angedacht sind sogenannte Lernwohnungen, in denen vormittags konzentriert gelernt wird, während die Räume nachmittags für Hausaufgaben genutzt werden. Zusätzlich zu den Lernwohnungen soll es einen „Marktplatz“ geben – als Verbindung zwischen Lernwohnung und Gemeinschaftsbereich. Im direkten Anschluss an den „Marktplatz“ soll laut Planung auch das Schüler-Restaurant mit Außenbereich und Lernküche eingerichtet werden.
Eine große Rolle spielt mit Blick auf die Ganztagsbetreuung der Außenbereich, in dem es sowohl Rückzugs- als auch Bewegungsmöglichkeiten geben soll. Zum Außenbereich gehört auch der Spielplatz. Die Bedarfsermittlung ergab, dass Schule und Hort sich wünschen, dass dieser ihnen vorbehalten bleibt. Günter Hornstein (CDU) bat jedoch im Namen des Ortschaftsrates eindringlich darum, den Spielplatz außerhalb der Schul- und Betreuungszeiten weiterhin den Kindern aus dem Dorf zur Verfügung zu stellen. „Das ist sonst nicht sehr bürgerfreundlich.“ Hortleitern Alexandra Rietmann äußerte Verständnis: „Ich verstehe das total, aber wir finden immer wieder Kippen, Joints und Glasscherben auf dem Spielplatz, das ist einfach blöd.“ In den zum Spielplatz gehörenden Schuppen sei eingebrochen und Seile am Kletternetz durchgeschnitten worden. „Wir vom Hort bezahlen alles selber, das ist für uns richtig schwierig.“ Bettina Dreiseitl-Wanschura (LBU/Grüne) schlug vor, den Zaun am Abend abzusperren und meinte angesichts des Raumkonzepts: „Da kriegt man noch mal richtig Lust, in die Schule zu gehen.“
Hornsteins weitere Anmerkung: Elterntaxis. Er bat darum zu gewährleisten, dass der unmittelbare Vorbereich der Schule zum Dorfgemeinschaftshaus hin vom Fahrzeugverkehr frei bleibe. Der Fachbereichsleiter Raphael Wiedemer-Steidinger merkte an: „Das sind genau Herausforderungen für die technische Machbarkeitsstudie, die im nächsten Schritt nun kommt.“
Die Kinder, die derzeit die Schule besuchen und deren Eltern wird all das ohnehin nicht mehr betreffen: Elternbeirätin Julia Mock fragte, wann mit der Fertigstellung zu rechnen sei. „Wirklich, wenn der Rechtsanspruch da ist – also 2026?“ Wiedemer-Steidinger: „Wir sehen die Not und den immensen Bedarf, deshalb appellieren wir, dass das Projekt unmittelbar fortgeführt wird.“ Was aber nicht bedeutet, dass gleich gebaut wird. Unmittelbar fortführen heißt, „dass wir zumindest noch im Haushaltsplan 2026/27 trotz immenser Aufgabenfülle eine Kostenschätzung platzieren. Wir müssen im Sommer schauen, wo wir mit den Projekten stehen und welche durch Gesetzesanforderungen dazukommen.“ Man sei hinsichtlich der Betreuung „auf der guten Seite der Umsetzung, da sind viele Kommunen weit hinter uns.“ Im Schnitt brauche ein Projekt acht Jahre, um alle Vorgaben zu erreichen. OB Jan Zeitler: „Die Ausschreibungsregeln bringen uns fast um. Das ist wirklich ein großes Problem, wir würden gerne schneller sein auf kommunaler Ebene, aber wir sind auf die übergeordnete Ebene angewiesen.“