Der Arbeitstag im Stadtgarten beginnt früh. Bereits um sieben Uhr morgens macht sich Gärtner Eric Ettwein ans Rasenmähen, Rosen schneiden, Unkraut jäten oder Wege rechen. Und ans Gießen. Das steht morgens meist als Erstes an – vor allem im Sommer, wenn es trocken und heiß ist.

Doch Ettwein, einer der dienstältesten Mitarbeiter der Stadtgärtnerei – am 1. Mai war er auf den Tag genau 35 Jahre im Betrieb –, ist nicht allein. Wenn dreimal im Jahr die Beete neu bepflanzt werden, sind etliche der insgesamt 26 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtgärtnerei hier anzutreffen.

Sommerflor ist schon eingepflanzt

Der im März gepflanzte Frühjahrsflor mit Stiefmütterchen, Tulpen, Narzissen, Vergissmeinnicht, Bellis, Ranunkeln oder Goldlack – insgesamt mehr als 30.000 Pflanzen – musste bereits im Mai dem Sommerflor weichen. Nun zieren etwa Verbenen, Zinnien, Dahlien, Geranien, Petunien, Salbei, Buntnesseln sowie diverse Gräser und Stauden die Beete und Wege. „Rund 40.000 Pflanzen, viele verschiedene Gattungen, Arten und Sorten“, erläutert Andreas Höfler, Leiter der Stadtgärtnerei. Zumindest bis September. Dann werden sie durch den Herbstflor ausgetauscht, abermals gut 30.000 Pflanzen.

Höfler, seit nunmehr 48 Jahren bei der Stadtgärtnerei und damit dienstältester Mitarbeiter, kümmert sich um die Gestaltung der farbenfrohen Pracht. Wobei er diese Aufgabe nun immer mehr seinen Kolleginnen Anna Vollmer und Karin Sieber übergibt. Denn 2026 wird er in Rente gehen.

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Warum die Stiefmütterchen früh herausgerissen werden

Beim Rundgang durch den Garten ist Höfler immer wieder skeptisch. Soll man wirklich ein Foto mit den ausgegrabenen Stiefmütterchen machen, von denen manche noch gar nicht so schlecht aussehen? „Wir werden immer wieder von Besuchern angefeindet“, erklärt er, „weil wir vermeintlich gute Pflanzen wieder herausreißen.“ Doch das sei keineswegs so: „Die Stiefmütterchen sind fertig.“ Manche Pflanzen versuche man aber auch woanders wieder einzusetzen.

Die meisten Jungpflanzen werden gekauft und in der Stadtgärtnerei oberhalb des Aufkircher Tors großgezogen. Manche werden aber auch selbst gezogen, etwa Tagetes oder Eisenkraut – „die kriegt man gar nicht mehr so oft zu kaufen“. Die großblättrigen Buntnesseln, Salbei und Strauchbasilikum werden über Stecklinge vermehrt, Stauden und Gräser durch Teilen.

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Was es mit „Teppichbeet eins“ auf sich hat

Damit es beim Bepflanzen keine Missverständnisse gibt, haben die Beete im Stadtgarten feste Bezeichnungen. „Teppichbeet eins“ und „Teppichbeet zwei“ zwischen Brunnen und Stadtgraben etwa bleiben in ihrer Form seit jeher unverändert. Im Canna-Beet finden Besucher verschiedene Varianten des Indischen Blumenrohrs. Den benachbarten Kiesweg ziert den Bäumchenweg. Hier finden sich im Sommer Hibiscus, Wandelröschen, Vanilleblume und weitere „mediterrane Highlights“.

Seit die Kakteen 2022 ins neue Pflanzenhaus umgezogen sind, wird deren früherer Platz am Brunnen nun von winterharten Kakteen belegt, etwa Opuntia oder Agaven. „Das funktioniert gut“, sagt Höfler. „Auch in der Wüste hat es ja durchaus Minusgrade.“

Eric Ettwein bei der Arbeit: Viele Flächen müssen trotz Mährobotern noch von Hand gemäht werden.
Eric Ettwein bei der Arbeit: Viele Flächen müssen trotz Mährobotern noch von Hand gemäht werden. | Bild: Jürgen Baltes

Für die bunte Farbenpracht des Stadtgartens sorgen – anders als bei den Bäumen – gar nicht so sehr exotische Pflanzen. Sondern eher bekannte Arten, „die sich hier ganz anders entfalten können“, wie Höfler sagt. Den Feuersalbei etwa kenne man von zu Hause, vielleicht 20 Zentimeter hoch. Die Exemplare im Stadtgarten dagegen „stehen mit einem stolzen halben Meter da“. Ähnliches gilt für die Spinnenblumen, die Cleomen.

Manch ein Besucher holt sich bei Höfler und seinem Team auch fachmännische Tipps. Etwa zum Gießen. „Manche Pflanzen mögen kein Wasser auf den Blättern“, sagt der Experte. „Wenn man das falsch macht, hat man schnell Mehltau.“

Ohne Chemie gegen Rosenrost und Mehltau

Das gilt vor allem für die empfindlichen Rosen, die stets von Rosenrost, echtem und falschem Mehltau bedroht sind. Hatte man hier über Jahrzehnte schnell die Chemiekeule gezückt, gibt es mittlerweile ein Umdenken. „Wir bestäuben erst einmal mit Steinmehl und schneiden sie frei.“ Denn je enger die Pflanzen stehen, desto leichter breiten sich Krankheiten aus. „Auch eine gute Nährstoffversorgung der Rosen ist wichtig, gestärkte Pflanzen sind längst nicht so empfindlich wie geschwächte.“ Am Rande des Rosengartens, der zur Landesgartenschau wieder in die ursprüngliche Gestalt des Stadtgarten-Architekten Baptist Hoch zurückversetzt wurde, findet sich übrigens ein Stück der früheren Ufermauer des Uferparks.

Es wird trockener, aber der Stadtgarten blüht

Was bei der Planung und Weiterentwicklung des Parks nicht ganz unwesentlich ist: Über die Jahrzehnte sind die diversen exotischen Bäume kräftig gewachsen, das Areal ist heute deutlich schattiger. „Wir müssen die Bepflanzung entsprechend anpassen“, sagt Höfler. Dort wo die Sonne fehlt, werden vermehrt schattenliebende Pflanzen gesetzt.

Der Klimawandel dagegen macht den Beeten wenig aus. „Bei einem Wechselflor ist das nicht sonderlich relevant.“ Deutlich erhöht habe sich allerdings der Aufwand fürs Gießen. Vor allem unter den Bäumen wird es immer trockener. Mehrere Gartenhydranten stehen dafür bereit, auch das mobile Gießfahrzeug kommt zum Einsatz.

Andreas Höfler mit seinem Dienst-E-Bike. Oft ist er damit mehrmals am Tag zwischen Stadtgarten und Stadtgärtnerei unterwegs.
Andreas Höfler mit seinem Dienst-E-Bike. Oft ist er damit mehrmals am Tag zwischen Stadtgarten und Stadtgärtnerei unterwegs. | Bild: Jürgen Baltes

Vandalismus, Diebstähle und abgerupfte Blätter

Ein weiteres Thema, das den Stadtgärtner beschäftigt, ist Vandalismus. „Eigentlich müssten wir auch nachts unterwegs sein.“ Erst kürzlich wurde im Bananen-Beet eine große Staude abgebrochen. Und Höfler erinnert sich noch gut, als einmal morgens von 2.000 Tulpen „vermutlich 1.800“ geköpft auf dem Weg lagen. „Das tut weh.“ Auch Diebstahl sei ein Thema – „leider“.

Wie bestellt kommt in diesem Moment ein kleiner Junge mit einem abgerupften großen Farnblatt um die Ecke. „Soll ich jetzt was sagen oder nicht“, brummt Höfler. Man merkt, er ist des ständigen Ermahnens müde. Und sagt dann doch etwas. Die Betreuerin der Grundschulgruppe zeigt sich verständnisvoll. „Wir haben gerade schon in der Gruppe besprochen, dass das absolut nicht geht.“