Trotz Corona-Krise wird der Schmotzige Donnerstag im Bonhoeffer-Kinderhaus in Überlingen auch dieses Jahr gefeiert – soweit es die Regeln und Vorschriften zulassen.



Etwa 50 Kinder in sechs verschiedenen Gruppen sind seit Beginn des zweiten Lockdowns in der Notbetreuung. „Wir wollten den Kindern trotzdem ein wenig Fastnachtsprogramm bieten. Auch wenn es natürlich alles anders ist als sonst“, erklärt Claudia Wetzel-Thiel, Leiterin des Kinderhauses.

Normalerweise wird der Schmotzige Donnerstag im Kinderhaus Bonhoeffer mit allen Gruppen gemeinsam auf dem Gelände des Kinderhauses gefeiert. Und später geht es zum großen Kindergartenumzug in die Stadt.
„Allein bei uns sind im Normalbetrieb um die 100 Kinder da. Zusammen mit den anderen Kitas aus Überlingen sind wir beim Umzug sehr viele Mäschgerle. Auch die Eltern laufen mit“, sagt Wetzel-Thiel. „Nach dem Umzug feiern wir dann einen großen Fastnachtsball im Kursaal.“
Dieses Jahr fällt die Fastnachtsparty im Kindergarten wegen der Corona-Pandemie anders aus. Zum einen, weil etwa die Hälfte der Kinder zuhause bleiben muss, zum anderen, weil die Gruppen sich untereinander nicht mischen dürfen. „Die Corona-Verordnung besagt, dass nur die Kinder einer Gruppe miteinander Kontakt haben dürfen“, erklärt die Kinderhaus-Leiterin.

Trotz der coronabedingten Einschränkungen hat Wetzel-Thiel ein Programm für den Schmotzigen auf die Beine gestellt. Es beginnt mit einem kleinen Umzug der Mäschgerle um das Kinderhaus. Mit im Schlepptau: ein Bollerwagen, der mit einem Narrenbaum beladen ist.

Mit reichlich Abstand folgen die einzelnen Gruppen Claudia Wetzel-Thiel, die den Umzug in einem bunten Kostüm anführt. Das Ziel ist der Garten des Kinderhauses. Hier bekommt jede Kita-Gruppe einen eigenen Platz zugewiesen – nur so kann der kleine Narrenbaum coronakonform aufgestellt werden.

Trotz Minusgraden ist die Stimmung bei den kleinen Mäschgerle und bei den Erziehern prächtig. Die Kinder sind verkleidet, tanzen – in ihren jeweiligen Gruppen – miteinander und singen den Überlinger Narrenmarsch.

Unter den verkleideten Kindern ist auch Löwin Marta. Normalerweise ist sie während der Fastnacht in Überlingen bei den Umzügen dabei. Marta erzählt, dass sie den Kindern am Straßenrand dann gern etwas Süßes gibt. „Manchmal esse ich auch selbst etwas“, gesteht die Vierjährige. Mit ihrer Freundin Lara-Sophie tanzt sie am Schmotzigen zum Überlinger Narrenmarsch.
Und Marta ist an diesem Tag nicht die einzige Hästrägerin im Kinderhaus Bonhoeffer. Ein Mann aus der Hänselefraktion ist ebenfalls vertreten: Der sechsjährige Leander steht in kompletter Montur neben Löwin Marta.

Leander erklärt den anderen Kindern auch, was alles zum Hänsele gehört – was es zum Beispiel mit dem weißen Tuch am Häs auf sich hat: „Das Schweißtuch haben wir dabei, weil wir beim Umzug immer viel schwitzen.“
Nachdem die Kinder etwas über die traditionellen Figuren der Überlinger Fastnacht erfahren haben, zückt Erzieherin Ulla Friesenhagen noch ihre Karbatsche und zeigt den Kindern, wie man richtig schnellt.
Zum Schluss gibt es für jedes Mäschgerle eine Brezel in die Hand. Dann gehen die Kinder zurück in die jeweiligen Gruppenräume der Kita. Claudia Wetzel-Thiel ist mit dem Ablauf des kleinen Narrenbaumstellens zufrieden. „Alles hat super geklappt, jedes Grüppchen stand an seinem Ort“, sagt sie und fügt hinzu: „Hoffentlich können wir die Fasnet nächstes Jahr wieder mit allen Kindern schön groß und gebührend feiern.“