Realschule und Gymnasium Überlingen werden auf eine Geduldsprobe gestellt. Eigentlich hatten die Schulleitungen damit gerechnet, dass zum Schuljahresbeginn das neue Sportzentrum in Betrieb geht. Die Stundenpläne wurden entsprechend gestaltet, doch auch in der fünften Woche des neuen Schuljahrs ist die neue Sporthalle noch geschlossen. Das Bauwerk selbst ist beendet, es fehlt nur noch an der Sicherheitsabnahme. Das führt vielfach zu Unterrichtsausfall, gerade in einer Zeit, als nach dem Lockdown viele Schülerinnen und Schüler sich nach Bewegung sehnten.

Eine Einladung an die Sportlehrer werten die Schulen nun als erstes Hoffnungszeichen. Am Mittwoch, 14. Oktober, soll eine Einweisung für die künftigen Nutzer stattfinden. Die Stadtverwaltung lud Sportlehrer dazu ein, allerdings keine 48 Stunden vor Beginn dieser Einweisung, was darauf hindeutet, wie kurzfristig in dem Prozess vonseiten der Stadt gearbeitet und kommuniziert wird. Eine Eröffnung ist mit der Einweisung allerdings noch nicht verbunden, und ein Termin steht nicht fest.
Behördliche Freigabe fehlt
Die Stadtverwaltung bittet in einer Antwort auf eine SÜDKURIER-Anfrage um Verständnis. „Die Sporthalle ist aus technischer Sicht grundsätzlich betriebsbereit. Für die Nutzungsaufnahme wird jedoch die behördliche/baurechtliche Freigabe benötigt.“ Diese setze voraus, dass verschiedene Sachverständige ihre Freigabe erteilen, darunter Brandschutzsachverständige oder die Feuerwehr.
„Derzeit sind wir damit beschäftigt, diese Formalitäten zu beschaffen, beziehungsweise zu erledigen.“ Das könne im Regelfall nicht im Vorfeld geschehen, schreibt die Stadtverwaltung, „sondern erst, wenn die bauliche Beschaffenheit gegeben ist. Das sind übliche Vorgänge, welche bei jedem Bauwerk bis zur Ausstellung des Schlussabnahmescheins geleistet werden müssen.“ Hinzu komme, dass die Stadt eine „Gefährdungsbeurteilung“ durch ein Fachbüro erstellen lässt. Das betreffe „den Arbeitsschutz der im Gebäude Beschäftigten“.
Neues Ziel: „Innerhalb der nächsten Wochen“
Welche Aussicht für einen Eröffnungstermin gibt es denn jetzt? Dazu die Pressestelle von Oberbürgermeister Jan Zeitler: „Prinzipiell kann – vorbehaltlich unvorhergesehener Ereigniss – von einem reibungslosen Ablauf und somit von einer Aufnahme der Schulsportnutzung innerhalb der nächsten Wochen ausgegangen werden.“

Eigentlich alles betriebsbereit, doch am Ende verzögert sich die Eröffnung wegen Formalitäten, wo doch die Schulen davon ausgegangen sind, dass zum Schuljahresbeginn gestartet würde. Dazu die städtische Pressestelle: „Es wurde über die Abteilungen Bildung, Jugend, Sport und Facility Management immer kommuniziert, dass der genaue Nutzungsaufnahmetermin nicht mitgeteilt werden kann.“
Schulen planten anders
Bei den Schulen kamen andere Signale an, sonst hätten sie bei der Stundenplangestaltung die Halle nicht einberechnet, hätten die Sportgeräte nicht schon in die neue Halle verlegt, und würden die Ausweichquartiere, die seit der Schließung der Vorgängerhalle an Ostern 2013 genutzt wurden, teils weiter nutzen.
Hans Weber, Schulleiter am Gymnasium, auf SÜDKURIER-Anfrage: „Zu uns wurde noch in den Sommerferien kommuniziert, dass die Halle am Schuljahresanfang in Betrieb gehen soll.“ Erschwerend komme hinzu, dass wegen der Pandemie die alte Sporthalle auch für Musikunterricht, Elternabende und Konferenzen belegt werde, da es im Schulgebäude keinen anderen geeigneten großen Raum gebe. „Zudem sind in der alten Sporthalle keine Sportgeräte mehr, da sie bereits in die neue Halle umgezogen sind.“
Weber (Gymnasium) vermisst Terminierung
Ihnen sei natürlich bewusst, dass es bei einem so großen Bau zu Verzögerungen kommen kann. „Bis heute haben wir trotz mehrfacher Nachfrage leider keinen voraussichtlichen Eröffnungstermin erhalten“, kritisiert Weber.
„Im Gegensatz zum Gemeinderat wurde unseren Sportlehrern die Halle noch nicht von innen gezeigt. Gleichzeitig gab es immer wieder Signale, dass es demnächst soweit sein dürfte. Ich verstehe, dass manches länger dauert als erhofft. Wenn Informationen und Termine angekündigt werden, dann aber nicht erfolgen, fehlt uns leider die Planungsgrundlage.“ Statt einem durchgängigen Konzept zu folgen, müssten sie nun Woche für Woche neu planen.
Broszat (Realschule) vermisst Auskünfte der Stadtverwaltung
Karin Broszat, Realschulrektorin, formuliert es ähnlich: „Nicht einkalkulierte Verzögerungen können passieren. Das ist für uns Schulen kein Problem: Das Improvisieren und Überbrücken sind wir gewohnt. Dass wir aber gar keine Auskunft und keinerlei Zeitrahmen bekommen, erschwert uns die jetzige Situation enorm.“
Betroffen von den Verzögerungen ist auch der Turnverein Überlingen, der sich beim Bau einer Geräteturnhalle mit eigenen finanziellen Mitteln einbrachte. Mittlerweile ist die Saison für deren Oberligamannschaft gefährdet. Vorsitzender Roland Ruf: „Der Turnverein zieht in Erwägung, aufgrund der coronabedingten Trainingsausfälle im Frühjahr und der Ungewissheit über den Öffnungstermin der Gerätturnhalle seine Oberligamannschaft zurückzuziehen. Derzeit ist ein leistungsbedingtes Training nicht möglich, und die ersten Wettkämpfe beginnen in Januar 2021.“