Missernten, Transportkosten, gestörte Lieferketten: Der weltweite Kaffeemarkt steht unter Druck. In Brasilien, dem größten Kaffeeproduzenten, haben extreme Wetterbedingungen wie Dürre und Frost die Ernten stark beeinträchtigt. Gleichzeitig wächst die weltweite Nachfrage nach dem braunen Gold. Wie reagieren die Überlinger Café-Betreiber auf die Situation?
„Kabo“ röstet selbst
Das „Kabo“ in der Spitalgasse röstet seinen Kaffee selbst. Die steigenden Preise sind auch hier spürbar, wie Barista Wanda Schumacher berichtet. Das „Kabo“ bezieht seinen Rohkaffee aus Uganda, Äthiopien, Peru, Brasilien und Vietnam. Obwohl die Herkunftsländer auf der ganzen Welt verteilt sind, steuere Brasilien als Hauptproduzent den Markt. „Kaffee wird an der Börse gehandelt, das beeinflusst die Preise enorm“, erklärt Schumacher.
Trotz der Preissteigerungen bleibt das „Kabo“ seiner Philosophie treu. „Wir haben direkte Beziehungen zu den Kaffeebauern und wollen sie fair bezahlen“, sagt Shopmanagerin Vanessa Megerle. Inhaber Phillip Kesenheimer kennt viele der Produzenten persönlich. Seit der Gründung des Unternehmens seien die Kosten für eine Palette Rohkaffee auf das Doppelte gestiegen, erklärt Kesenheimer. Ein wesentlicher Grund dafür sei die wachsende Nachfrage aus Asien, insbesondere aus China. „Ehemalige Teeländer entwickeln eine Kaffeekultur“, so der Inhaber. Gleichzeitig leiden wichtige Anbauregionen wie Brasilien und Vietnam unter massiven Ernteausfällen – eine Folge des Klimawandels.
Die steigenden Kosten belasten die gesamte Branche, sagt Kesenheimer. „Man muss die Preise erhöhen, um wirtschaftlich zu bleiben.“ Er versuche jedoch, die Anpassungen moderat zu halten, zwischen fünf und zehn Prozent. „Ich kann meine Preise nicht einfach verdoppeln.“ Stattdessen werde durch effizientes Arbeiten gegengesteuert, ein Teil der Mehrkosten gehe zulasten der eigenen Marge. Die Ungewissheit bleibt jedoch. „Es löst Sorgen in der gesamten Branche aus, weil kein Ende absehbar ist“, sagt Kesenheimer. „Aktuell muss man davon ausgehen, dass die Preise weiter steigen.“
Gleiche Preise im „Urban Jungle“
Nicht alle Cafébetreiber geben die steigenden Einkaufspreise jedoch an ihre Kunden weiter. Anja Dinkelacker, Inhaberin des ‚Urban Jungle‘ in der Münsterstraße, will ihre Preise nicht erhöhen. „Mein Hersteller hat seine Preise noch nicht erhöht“, sagt sie. Zudem habe sie ihr Café erst kürzlich eröffnet und wolle nicht so früh an der Preisschraube drehen. Kaffee macht rund 50 Prozent ihres Umsatzes aus – der Rest entfalle auf Speisen und andere Getränke, so Dinkelacker.
„Portal Café“: Erst einmal abwarten
Anders ist die Situation bei Dejan Ljubicic, Inhaber des „Portal Café“ in der Hafenstraße. Er muss bereits rund 25 Prozent mehr für seine Bohnen aus Honduras bezahlen. Bisher hat er die gestiegenen Kosten nicht an seine Kunden weitergegeben. „Ich hoffe, dass die Preise wieder zurückgehen“, sagt er. „Aber wenn es so bleibt, dann muss ich erhöhen.“ Wie stark die gestiegenen Einkaufspreise letztlich ins Gewicht fallen, hängt auch von der schwankenden Nachfrage ab. Der Kaffee ist Ljubicics Hauptgeschäft. Daneben verkauft er Kuchen und Tee.

McDonald‘s geht anderen Weg
Ganz anders sieht die Situation bei McDonald‘s aus, wie Betreiber Manfred Heck berichtet. Der Fastfood-Gigant habe die Preise sogar gesenkt – trotz der steigenden Kosten. So koste ein kleiner Kaffee seit dem 13. Februar 1,50 Euro statt zuvor 1,99 Euro, und einen Cheeseburger gibt es für 2,30 Euro, gegenüber dem vorherigen Preis von 2,69 Euro. „Den Gästen etwas Gutes tun“ und so mehr Gäste anlocken – das ist die Strategie des Unternehmens. Die Bohnen bezieht McDonald‘s von Segafredo Zanetti, sie stammen aus Brasilien und Costa Rica.
„Goodways“: „Unsere Marge schrumpft“
Auch im „Goodways“ auf der Hofstatt steigen die Einkaufspreise. Inhaber Athir Jasso röstet seinen Kaffee selbst und berichtet, dass sich der Kilopreis für seinen Rohkaffee in den vergangenen Jahren verdoppelt hat. Hinzu kommt die Kaffeesteuer, die er abgeben muss. Trotzdem bleiben die Preise für die Kunden bislang stabil. „Wir haben nicht erhöht, aber die Marge sinkt“, sagt Jasso.

Jasso legt Wert auf qualitativ hochwertigen Kaffee und fairen Handel. „Wir beziehen unseren Rohkaffee per Direkthandel aus Kamerun und einige Sorten von Händlern in Hamburg und Bremen.“ Die Kostensteigerung trifft ihn hart, doch sein Ziel bleibt es, sowohl Qualität als auch faire Bezahlung für die Produzenten aufrechtzuerhalten. Sollte Rohkaffee weiter teurer werden, sieht Jasso sich gezwungen nachzuziehen.