Mit dem Begriff „Sozialkontrolle“ kann Andrea Schäfer wenig anfangen. „Wir kontrollieren doch niemanden“, sagte sie etwas verdutzt auf die Frage, ob die Sozialkontrolle im Uferpark gelinge.
Die Sache mit der Sozialkontrolle im Uferpark hat eine Vorgeschichte: Noch im September 2014 stimmte der Überlinger Gemeinderat dafür, dass nach der Landesgartenschau wieder ein Campingplatz auf dem Gelände errichtet werden solle. Man versprach sich von einer festen Einrichtung auf dem Gelände eine ordnungspolitische Wirkung. Die Sorge war, dass sonst ungebetene Gäste in dunklen Ecken des Parks Stress verursachen könnten. Der Rat revidierte den Beschluss später und vertagte die Entscheidung auf die Zeit nach der LGS. Der Wunsch nach Ordnung im Uferpark aber blieb.
Forderung nach ganzjähriger Bewirtung
Der Gemeinderat wog ab und forderte immer wieder, dass nach der Gartenschau belebende Elemente in den Park gebracht werden müssten. So zum Beispiel eine attraktive Gastronomie, die ganzjährig bewirtschaftet werden sollte. Deshalb stellt sich mittlerweile die Frage: Gelingt es, läuft alles so friedlich im Park ab, wie gewünscht? Und läuft der Betrieb ganzjährig?
Im Eigentum der Stadt
Die im Mai 2022 eröffnete Gaststätte gehört der Stadt Überlingen. Sie heißt, wie ihre Adresse lautet: Uferpark 57. Pächterin ist die Brauerei Zoller Hof aus Sigmaringen, die in Überlingen außerdem das Sushi-Restaurant Zeughaus an der Uferpromenade und das Gasthaus Krone in der Münsterstraße betreibt. Geschäftsführer über alle drei Häuser ist Ralf Maier. Er sagt, mit Blick auf die besondere Lage im Uferpark: „Der Platz ist uns gegeben worden, der Rest liegt an uns.“
Andrea Schäfer ist als Betriebsleiterin in der Uferpark-Gastronomie verantwortlich. Sie sagt, dass sie im zurückliegenden Winter nicht viele Gäste erwartet hätten, sie könnten jetzt aber bilanzieren: „Der Winter war angenehm.“ Ralf Maier: „Es war sogar mehr los als in der Stadt“, womit er auf die beiden Häuser Krone und Zeughaus verweist. Kurzum: Der Ganzjahresbetrieb scheint zu funktionieren.

Zu den Personen
Vom Ferrari- bis zum Twingo-Fahrer
Das Restaurant im Uferpark zählt 90 Plätze innen und 130 außen. Weitere Plätze unter den Bäumen seien geplant, so Maier. Wie Schäfer sagt, sei das Publikum bunt gemischt: „Vom Gast, der mit dem Ferrari kommt, bis zu denen, die, so wie ich, einen Twingo fahren. Es kommen aber auch Taucher und Wanderer mit dreckigen Schuhen.“
Kontrollblick aus dem Stellwerk
Am Montag ist Ruhetag, aber nicht, weil die Gäste fehlen würden, sondern weil es an Personal für einen Sieben-Tage-Betrieb fehlt. Geöffnet ist bis 23 Uhr, bei Feiern, wie etwa bei einer Hochzeit, hätten sie auch mal bis 2 Uhr Betrieb. Und wenn bei ihnen zugesperrt wird, sei immer noch jemand im benachbarten Stellwerk der Bahn tätig. „Der Bahnwärter hat dann ein Auge auf unser Haus“, berichtet Andrea Schäfer.
Damit wären wir wieder bei der Frage nach der Sozialkontrolle. Ist ihnen irgend etwas von Randalen bekannt? Ralf Maier: „Bis jetzt haben wir davon überhaupt nichts mitbekommen.“ Demnach ginge das vom Gemeinderat geforderte Konzept auf.
Ruhebedürfnis in der Nachbarschaft
Und wie kommen sie mit der Nachbarschaft zurecht? Wie Maier berichtet, habe es bislang keine Konflikte gegeben. Sie legten Wert darauf, dass sich auf der Dachterrasse sowie der West-Terrasse ab 22 Uhr keine Gäste mehr aufhalten. In den anderen Bereichen werde bis 23 Uhr bewirtet, bei Hochzeiten auch mal bis 2 Uhr morgens. „Aber nicht länger.“
Beachbar ab dieser Saison
Nachdem der Gastrobetrieb im Uferpark offenbar gut angelaufen ist, steht ab diesem Frühjahr der Betrieb in der roten Beachbar auf dem Programm. Das wurde im vergangenen Jahr von den Besuchern im Uferpark schon schmerzlich vermisst. „Uns hat das Personal gefehlt“, begründet Andrea Schäfer. „Da war uns das Lokal erst einmal wichtiger.“ Bei entsprechendem Wetter sei die Öffnung der Beachbar aber nun fest geplant, mit Wurstverkauf und Getränken. Eine Beschallung mit Musik werde es nicht geben, erklärt Maier. Die Gema-Gebühr, die nach der Platzgröße berechnet werde, sei ihnen zu hoch. Aber wenn sich aus der Szene heraus ein Musik- und Kunstprogramm an der Beachbar entwickelt, sei er dankbar und offen dafür.
Kein Essen auf der Dachterrasse
Ein Diskussionsthema war auch immer die Frage, warum die Dachterrasse nicht bewirtet wird. Dazu Ralf Maier: „So lange die Bäume ohne Laub sind, gibt es da oben eine tolle Sicht, die Leute sagen aber trotzdem, dass es ihnen unten, unter den Bäumen, besser gefällt.“ Deshalb gebe es bei Feierlichkeiten oben den einen oder anderen Sektempfang, die Bewirtung aber erfolgt unten. Das habe auch logistische Gründe, erklärt Schäfer. Die Kellner müssten die Essen mangels einer direkten Verbindung übers Treppenhaus nach oben tragen. Und wenn dort Tische mit einer normalen Sitzhöhe stünden, könnten die Gäste wegen der Brüstung eh nicht auf den Bodensee schauen. Schäfer mit Verweis auf die hohe Holzwand: „Das wurde leicht verbaut.“
Weitere Elemente zur Parkbelebung
Zur weiteren Belebung des Uferparks sollen öffentliche Sportveranstaltungen oder Konzerte beitragen, mit jeweils eigener Bewirtung, die Maier nicht als Konkurrenz betrachtet. „Wenn für solche Anlässe auf dem Uferparkgelände ein Zelt aufgestellt wird, ist das kein Problem. Wir leben ja alle davon.“