Eine vierspurige B31, mehr Windräder oder Flugtaxis über den Bodensee: Die Region wird auch in den kommenden Jahrzehnten im Wandel sein. Ebenso erfährt Künstliche Intelligenz (KI) einen rasanten Aufstieg. Viele Automatismen sind bereits KI gesteuert, während Bild-KIs bislang nur zum Herumspielen genutzt werden. Mit den Unmengen an Daten, die KI tagtäglich aufnimmt, stellt sich jedoch die Frage, wie sich eine KI die Zukunft bildlich vorstellt. Wir haben ChatGPT die Aufgabe gestellt: „Kreiere mir ein Bild von der Stadt (Stadtname). Das Bild soll die Stadt in einem Jahrhundert in der Zukunft zeigen.“

Markdorf, Überlingen und Friedrichshafen nicht wiederzuerkennen

Vom heutigen Markdorf scheint in 100 Jahren nicht viel übrig zu sein. Hochhäuser an allen Ecken und Enden zieren die Stadtlandschaft. Es scheint, als wäre die Stadt zu einer Metropole herangewachsen. Hologramme und Fernsehtürme prägen den Himmel. Jedoch scheint Kultur sich bewährt zu haben. Die St. Nikolaus Kirche ist ein zentrales Element, ebenso sind zwei weitere Fachwerkhäuser Teil des Landschaftsbilds.

(KI generiertes Bild) Hologramme und Hochhäuser, so soll die Zukunft von Markdorf aussehen.
(KI generiertes Bild) Hologramme und Hochhäuser, so soll die Zukunft von Markdorf aussehen. | Bild: ChatGPT generiert

Auch Überlingen bekommt einen gänzlich neuen Look in den nächsten 100 Jahren. Die Ufergrundstücke bleiben, trotz der neuen Grundsteuer, beliebt und so ziert in den Vorstellungen der KI eine neue futuristische Häuserfront den See. Eine neue Straße schmückt ebenfalls den Bodensee, möglicherweise blieb der B31-Ausbau auf dem Land zu kompliziert. Ebenso scheint Überlingen mitten im See ein neues Viertel zu haben.

(KI generiertes Bild) So soll Überlingen im Jahr 2124 aussehen. Zumindest, wenn es nach ChatGPT geht.
(KI generiertes Bild) So soll Überlingen im Jahr 2124 aussehen. Zumindest, wenn es nach ChatGPT geht. | Bild: ChatGPT generiert

In Friedrichshafen wird es dann ganz futuristisch. Auch hier bilden viele Hochhäuser ein ganz neues Seeufer. Wobei Seeufer hier ein falsches Wort ist. Schließlich scheint sich auch hier die Stadt über die Jahre dazu entschlossen zu haben, eine künstliche Insel im See aufzuschütten, wie man es sonst nur aus Dubai kennt. Aber eins scheint klar: Zeppelin bleibt Friedrichshafen erhalten.

(KI generiertes Bild) Futuristisch und weiterhin mit Zeppelin, Friedrichshafen im Jahr 2124.
(KI generiertes Bild) Futuristisch und weiterhin mit Zeppelin, Friedrichshafen im Jahr 2124. | Bild: ChatGPT generiert

Gebäude von heute tragen die Zukunft

Zu bemängeln gibt es in Überlingen und Friedrichshafen die neu addierten Wohnviertel. „Dass sich die Stadt dazu entscheidet, einfach so, eine große Fläche vom See aufzuschütten, halte ich nicht für vorstellbar.“ Erstrecht in Deutschland sei das aufgrund der Bauverordnung fern ab jeder Realität. Weiter sieht Gondlach ein anderes Problem: „Zukunft ist nicht nur das Neue, sondern auch das, was bleibt.“ Dass diese am Bodensee anders sein sollte, hält er für unrealistisch. „80 bis 90 Prozent der Gebäude, die in 100 Jahren stehen werden, stehen heute schon“, meint Gondlach entschlossen.

„80 bis 90 Prozent der Gebäude, die in 100 Jahren stehen werden, stehen heute schon“, so Kai Gondlach.
„80 bis 90 Prozent der Gebäude, die in 100 Jahren stehen werden, stehen heute schon“, so Kai Gondlach. | Bild: Verena Hahnelt

Auch die futuristisch gestalteten Hochhäuser seien nur bedingt denkbar. „In kleineren Städten wird die Bevölkerung eher zurückgehen, während Großstädte ein Bevölkerungswachstum sehen werden“, meint der Zukunftsforscher. Er könne sich deshalb keine solchen Hochhäuser in den Städten am Bodensee vorstellen, meint der 37-Jährige. Jedoch seien die begrünten Fassaden zukunftsfähig.

So sieht Gondlach die Zukunft vom Bodenseekreis

„Über die nächsten 100 Jahre muss viel investiert werden“, meint Gondlach. Die Infrastruktur müsse auf den neuesten Stand gebracht werden, dabei würde sich aber nicht viel an Landschaft und Gebäudeoptik ändern. „Klar benötigt man bezahlbare Wohnflächen, aber diese werden nicht futuristisch.“ Kommunen seien sehr streng, die Gebäudestile kompatibel mit den vorhandenen zu halten. Abstrakte Gebäudeformen werden daher weiterhin Seltenheitswert haben, auch wenn diese häufiger werden, so Gondlach.

Was für die Städte am Bodensee ebenso weiterhin Bestand haben wird, ist der Tourismus, so Gondlach. Der 37-Jährige sagt: „Der Anteil der Menschen, die sich naturnah erholen wollen, geht nach oben.“ Daher gehe er davon aus, dass touristenstarke Städte am Bodensee weiterhin diesen Hauptfokus haben werden. Auch Schienen- und Rollverkehr werden weiterhin ein Thema sein. Fliegende Autos, wie in Markdorf dargestellt, halte er jedoch für unrealistisch. Auch deshalb störe ihn auch, dass die KI sich an heutigen Automodellen orientiert hat. „Es werden heute schon Autos für in zehn Jahren vorgestellt, da sind die abgebildeten Autos nicht zukunftsgerecht.“ Seiner Meinung nach werden die Autos wesentlich futuristischer werden. Fliegende Autos hält er jedoch für ausgeschlossen.

KI scheitert an der Realität

„Kurz gesagt, sind solche Bilder nicht realistisch“, erklärt Kai Gondlach nüchtern. „Die Künstliche Intelligenz arbeitet nur mit dem, was sie hat. Sie ist optimiert, den Durchschnitt abzubilden.“ Für genaue Aussagen oder Hervorsagen bräuchten KI-Programme eine Menge Training, erklärt Gondlach. „Man müsste der KI Bebauungspläne, topografische Daten, demografische Daten und vieles mehr füttern, um präzisere Aussagen zu bekommen.“ Seriöse Arbeit könne sich der Zukunftsforscher aber dennoch vorstellen.

„Das Einzige, was die KI heute und in der Zukunft gut können wird, ist uns bessere Fragen zu stellen und damit uns selbst zum Nachdenken anregen.“ Auch wenn es die KI mal schaffen sollte, die Lotto-Zahlen richtig vorherzusagen, werde sie nie die Zukunft vorhersagen können. „Jeder hat die gleiche Wahrscheinlichkeit, die Lotto-Zahlen richtig zu tippen, aber niemand wird jemals die Zukunft akkurat vorhersagen können, auch wir nicht“, meint Gondlach.