Sobald die Sonne scheint, füllen sich am Hofgut Möking die Parkplätze. Ziel sind die Besenwirtschaft und der Hofladen. „1963 sind wir ausgesiedelt aus Oberuhldingen. Wir wären heute mitten auf einem Kreisverkehr“, sagt Chef Wilfried Möking. Die aktuelle Adresse in Seefelden lautet Siedlungshof¦1. „Das haben meine Eltern noch gemacht. Dann war das ein ganz normaler Hof mit Schweinen und Kühen.“ Initiator war damals die Badische Landsiedlung. In jeder Ortschaft habe es zwei, drei Höfe gegeben. „Die, die am beengtesten waren, bekamen den Zuschlag. Sie sehen alle gleich aus, die Siedlungshöfe“, berichtet Möking. Neben dem eigenen nennt er Höfe in Eigeltingen und Stockach als Beispiele.

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Mit 19 Jahren übernimmt er den Hof

„Damals war ich ein Jahr alt. Ich bin der jüngste von fünf Kindern und der einzige Sohn. Es war klar, dass ich den Hof weiterführe“, sagt Möking. Als Junge sei er viel draußen gewesen: „Die Schule war der größte Stress. Ich bin heute noch ein Naturmensch.“ Nach der Schule absolvierte er eine Ausbildung zum Landwirt. „Als ich 19 war, ist mein Vater verstorben. Dann habe ich den Hof übernommen“, erklärt Möking. Aus dem Betrieb wurde über die Zeit ein Geflügelhof mit Direktvermarktung. „Sprich auch ein Hofladen, damals schon“, ergänzt Möking.

Das Vogelgrippe-Virus H5N1 bereitete der Geflügelzucht ein Ende. Das Virus erreichte Anfang 2006 den Bodensee. Möking hatte einen Betrieb mit Freilandhaltung von Gänsen. Die Ställe waren damals, so kurz nach Weihnachten, relativ leer. Für Geflügel wurde in einem Radius von mehreren hundert Metern vom Ufer des Bodensees eine Stallpflicht eingeführt. Möking stellte kurzerhand um.

Früher bestand die Besenwirtschaft aus einer überdachten Theke und Küche. Heute gibt es drinnen und draußen Sitzplätze.
Früher bestand die Besenwirtschaft aus einer überdachten Theke und Küche. Heute gibt es drinnen und draußen Sitzplätze. | Bild: Santini, Jenna

„Zum Glück bin ich drei, vier Jahre vorher in den Spargelbau eingestiegen. Daher war das nachher nicht so schlimm für mich. Wir haben schon immer mehrere Standbeine gehabt“, erläutert der Landwirt. Die Besenwirtschaft gibt es seit 1999. Im August dieses Jahres steht der 25. Geburtstag an. „Das war wie vieles eine Spontanidee von mir. Über die Nacht ist mir das in den Kopf reingefahren. Ich habe mich schlaugemacht, was ich alles an Genehmigungen brauche“, führt Möking aus.

Auf eine einfache Weise habe er mit seinem Team den Platz hergerichtet, mit einer überdachten Theke, Stühlen, Tischen und Sonnenschirmen im Freien. In der alten Schlachterei des Hofguts wurde die Küche eingerichtet. Das alles kostete ihn seinerzeit 12.000 D-Mark. „Die Leute haben uns von Anfang an überrannt. Das war wie eine Lücke“, erinnert sich Möking. Sein Motto damals: „Für 20 D-Mark einen leichten Rausch haben und satt sein“, sagt Möking lachend.

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So kommt der Name zustande

Die Besenwirtschaft trägt den Namen „Jammer nich“. Möking gefällt der Name immer noch. Die Menschen jammern seiner Ansicht nach zu viel. Dem begegnet er mit „gutem heimischen Essen“. Auf der Speisekarte stehen Wurstsalat, Landjäger, Kartoffelsalat, Kässpätzle oder auch Fisch und Spargel aus eigenem Anbau. Hinzu kommen für eine Besenwirtschaft unübliche Angebote wie ein Marmeladenbrot, das bei den Kindern besonders beliebt ist, oder ein Viererlei mit Oliven vom eigenen Olivengut in Griechenland.

Zu trinken gibt es – neben alkoholfreien Getränken – Most. „Wir sind hauptsächlich ein Mostbesen. Wir haben fünf verschiedene Mostsorten“, sagt Möking. Mittlerweile muss das Hofgut keine Werbung mehr für seine Besenwirtschaft machen: „Wir liegen am Bodenseeradweg. Das hat was. Wir sind aber auch bei den Einheimischen beliebt.“ Möking geht davon aus, dass mehr als die Hälfte seiner Gäste Einheimische sind.

Rustikale Einrichtung mit viel Holz

Innen und außen ist die Besenwirtschaft rustikal mit viel Holz hergerichtet. „Eigentlich war das von Anfang an so“, erklärt Möking. Drinnen brennt ein Feuer im Ofen. Draußen finden sich Sitzfässer. „Ich habe jahrelang bezahlbare Fässer gesucht. Gerade den Kindern gefällt das so, da drin zu sitzen.“ Unter den Kollegen sei er dafür bekannt, immer wieder etwas Neues auszuprobieren. „Stillstand ist Rückschritt“, findet Möking. Mittlerweile verkauft er im Hofladen ebenfalls Olivenöl aus Griechenland. Während eines Urlaubs kam er auf die Idee. „Es standen überall Olivenbäume zum Verkauf. Das Olivenöl lasse ich vor Ort pressen.“

Im Außenbereich warten auch Sitzfässer auf die Gäste. Besonders den Kindern gefällt diese Art zu sitzen, sagt Wilfried Möking.
Im Außenbereich warten auch Sitzfässer auf die Gäste. Besonders den Kindern gefällt diese Art zu sitzen, sagt Wilfried Möking. | Bild: Santini, Jenna

Einfacher ist das Geschäft auf dem Hofgut nicht geworden. Möking rechnet damit, dass es in fünf Jahren kaum mehr Äpfel, Erdbeeren und Spargel aus Deutschland geben wird. Die Ernte ist Handarbeit und somit besonders lohnintensiv. „Ich kann es nicht mehr weitergeben (Anmerkung: an den Kunden). Alle Spargelbauern haben ihre Flächen um ein Drittel gekürzt. Ich habe alte Anlagen, die nicht mehr so ertragreich sind, platt gemacht“, sagt Möking. „Es wird nichts leichter. Aber ich bin nicht der, wo jammert.“ Neue Ideen sind immer da. In der Umsetzung ist momentan nichts Spezielles. Und irgendwann möchte er etwas weniger arbeiten.