Mit der Besenwirtschaft fing alles an: Hier baute Thomas Geiger das erste Standbein seiner Selbstständigkeit auf und hier verkaufte er seinen ersten eigenen Wein – mit gerade einmal 22 Jahren. „Hätte ich die Besenwirtschaft damals nicht eröffnet, hätte ich heute kein Weingut und keine Ferienwohnungen. Es war der Beginn meiner Selbstständigkeit“, erzählt Geiger.

Eigentlich wollte er den elterlichen Hof im Meersburger Ortsteil Riedetsweiler anfangs gar nicht übernehmen. Motorradrennfahrer wollte der junge Geiger stattdessen werden, doch dafür fehlte irgendwann das nötige Geld. Also machte er eine Ausbildung zum Schreiner und arbeitete zusätzlich nachts bei ZF.

Besenwirtschaft war Idee der Eltern

Nach einem halbjährigen Arbeitseinsatz im Irak kehrte Geiger zurück nach Meersburg und wusste dann doch: „Rennsport ist nicht alles, ich muss etwas Solides machen.“ Also eröffnete Thomas Geiger seine eigene Besenwirtschaft. Die Idee dafür stammte ursprünglich von seinen Eltern. Nach einem Ausflug in Österreich kamen sie zurück und berichteten über eine Besenwirtschaft, die sie besucht hatten.

„Ich fand die Idee super, habe mich an die Arbeit gemacht und die Scheune hergerichtet. Dann brauchte ich eigentlich nur noch eins: eigenen Wein“, erzählt er und lacht. Reben gehörten bereits zum Hof, doch von der Weinherstellung hatte der damals 22-Jährige keinen blassen Schimmer.

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Winzerausbildung und Betriebswirt in einem Zug

Mithilfe eines Darlehens bei der Bank schaffte sich Thomas Geiger die für den Weinbau nötige Maschinerie an, machte eine Ausbildung zum Winzer und absolvierte nebenher auch noch den Betriebswirt. „Dann habe ich meinen ersten Wein gemacht. Er war mehr oder weniger gut, aber immerhin hatte ich etwas zum Ausschenken in der Besenwirtschaft“, erzählt Geiger und schmunzelt.

Das also war der Start der Besenwirtschaft, 1987. Schon kurze Zeit später übernahm Geiger den kompletten Hof seiner Eltern. Nach und nach baute er mehrere Häuser, um diese dann wieder zu vermieten. Mittlerweile betreibt Geiger neben seinem Weingut elf Ferienwohnungen. Sein beruflicher Fokus habe sich deutlich auf den Tourismus verlagert, sagt der Winzer.

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Wirtschaft mittlerweile nicht mehr im Herbst geöffnet

Doch immer noch öffnet er jedes Jahr im Frühling für sechs Wochen seine Besenwirtschaft in der Scheune. „Früher hatte ich die Besen auch noch im Herbst ein paar Wochen offen, doch das funktioniert jetzt nicht mehr“, sagt er. Als Grund nennt er die klimatischen Veränderungen der vergangenen Jahre und den dadurch verschobenen Zeitraum der Weinlese.

Thomas Geiger in seinem Weinkeller. Hier testet er den Brand der Williamsbirne, den er mit Birnenschnitzen zu einem Destillat mit ...
Thomas Geiger in seinem Weinkeller. Hier testet er den Brand der Williamsbirne, den er mit Birnenschnitzen zu einem Destillat mit Fruchtauszug veredelt hat (Archivbild). | Bild: Reiner Jäckle | SK-Archiv

„Ich hatte die Besen immer nach der Weinfest-Saison geöffnet. Da waren noch einige Wochen Pause bis zur Lese. Heute überschneiden sich teilweise sogar die Weinfeste mit der Weinlese, es ist zeitlich einfach nicht mehr möglich.“ Verändert habe sich mit den Jahren nicht nur die Öffnungszeit der Besenwirtschaft, sondern auch die Kundschaft.

Treffpunkt für Jung und Alt

Während in der Anfangszeit hauptsächlich junge Menschen zu den Gästen zählten, ist die Besenwirtschaft von Thomas Geiger heute ein Treffpunkt für alle Generationen. „Hier treffen sich Jung und Alt, Einheimische und Touristen. Gerade das ist für mich auch das Schöne“, sagt der Winzer.

Während der Corona-Zeit dachte Geiger kurz darüber nach, die Besenwirtschaft für immer zu schließen. „Es ist viel Arbeit, ganz klar“, sagt Geiger. „Seit 1987 gab es kein Jahr, in dem ich die Ostertage einfach so mit der Familie genießen konnten. Da war ja immer die Besen geöffnet.“ Arbeitsfreie Ostern hatte er zum ersten Mal während der Pandemie. Und das habe Geiger „eigentlich auch ganz gut gefallen“.

Die Besenwirtschaft von Thomas Geiger in Meersburg-Riedetsweiler ist dieses Jahr vom 27. März bis 5. Mai geöffnet.
Die Besenwirtschaft von Thomas Geiger in Meersburg-Riedetsweiler ist dieses Jahr vom 27. März bis 5. Mai geöffnet. | Bild: Mona Lippisch

Damit Thomas Geiger selbst etwas zurücktreten kann und nicht mehr jede Nacht als Letzter die Besenwirtschaft abschließt, bekommt er nun Unterstützung durch seine Kinder und seine Mitarbeiter. „Wir haben uns darauf geeinigt, dass ich mich ein paar Tage komplett zurücknehmen kann. Das läuft gut und ich habe einfach weniger Stress“, sagt er ehrlich. Denn die Besenwirtschaft, mit der alles angefangen hat, für immer zu schließen – das bringt er nicht übers Herz.