Drei Bürgermeister, drei Rathäuser und drei Gemeinderäte sind Geschichte – und das seit mittlerweile 50 Jahren. Stichtag war der 1. Januar 1972, an diesem Datum wurde aus den drei kleinen Orten Unteruhldingen, Oberuhldingen und Mühlhofen die Gemeinde Uhldingen-Mühlhofen.

Noch heute erinnern sich viele Bürger an den Zusammenschluss. Plötzlich gab es nur noch ein Rathaus, ein neuer Bürgermeister wurde gewählt, die Menschen aus den einst einzelnen Gemeinden rückten näher zusammen. Doch das Gemeinschaftsgefühl kam nicht sofort bei den Menschen an.

Zusammenschluss stieß zunächst auf Vorbehalte

So erzählt etwa Gemeinderätin Gabriele Busam, dass das Vorhaben des Landes Baden-Württemberg, durch eine Reform kleinere Gemeinden zu größeren Einheiten zusammenzuschließen, in der Bevölkerung zunächst auf Vorbehalte stieß. „Die Notwendigkeit wurde größtenteils nicht eingesehen, zumal die drei Gemeinden schuldenfrei waren und Vermögen hatten“, erzählt Busam, die 1950 in Mühlhofen geboren wurde.

Diese Vorbehalte wurden im Laufe der Zeit weniger. So sei es laut Busam etwa gelungen, ein Ortsteildenken zu vermeiden. „Beispiele dafür sind die Feuerwehr, wo sich aus drei Ortswehren eine Gesamtwehr gebildet hat, sowie die DLRG und das DRK“, zählt sie auf.

Gabriele Busam sitzt für die Freien Wähler/FDP im Gemeinderat von Uhldingen-Mühlhofen. Sie erinnert sich noch gut an die Zeit der ...
Gabriele Busam sitzt für die Freien Wähler/FDP im Gemeinderat von Uhldingen-Mühlhofen. Sie erinnert sich noch gut an die Zeit der Gemeindereform vor 50 Jahren. | Bild: Holger Kleinstück

Dennoch haben die Teilgemeinden durch eigene Sport-, Musik- und Narrenvereine ihre Identität bewahrt. Wie Busam weiß, engagieren sich die Einwohner aber auch in diesen Vereinen teilweise ortsteilübergreifend. Aus Sicht der Gemeinderätin ist der Zusammenschluss vor 50 Jahren erfolgreich verlaufen. „Nach meinem Eindruck ist das auch die mehrheitliche Meinung der Bürgerschaft“, sagt sie.

Kein Ortsteildenken mehr in der Gemeinde

Dieser Aussage schließen sich Martin Möcking und seine Mutter Sabine vom Hotel und Restaurant Sternen an. „Die Gemeinde ist zusammengewachsen“, sagen die beiden unisono. Sabine Möcking kann sich noch genau daran erinnern, wie vor der Reform jede Gemeinde meinte, sie sei die bessere. „Es gab damals ganz klar ein Ortsteildenken“, sagt die 78-Jährige.

Sabine Möcking weiß, dass auch heute nicht alle Bewohner in Uhldingen-Mühlhofen mit der Entwicklung zufrieden sind. Es gebe eben immer „zwei Seiten“. Manch einer hätte sich beispielsweise nicht an den größeren Verwaltungsapparat, das Rathaus in Oberuhldingen, gewöhnt. „Früher ist man bei Problemen einfach mal schnell zum Bürgermeister gegangen. Heute geht das nicht mehr so einfach“, sagt die Seniorin.

„Die drei Ortsteile tun einander gut. Sie machen die Gemeinde vielfältiger und sind alle auf ihre Art und Weise lebenswert.“
Sabine Möcking

Für sie selbst sei das jedoch kein Problem, betont Sabine Möcking. Wichtiger für die 78-Jährige: „Die drei verschiedenen Ortsteile tun einander gut. Sie machen die Gemeinde vielfältiger und sind alle auf ihre Art und Weise lebenswert.“

Ähnlich blickt Sohn Martin auf die Situation. Der 45-Jährige hat die Gemeindereform vor 50 Jahren zwar nicht miterlebt, spricht als Gemeinderat aber mit vielen Bürgern über das Thema. „So wie ich es im Alltag mitbekomme, begegnet man sich in Uhldingen-Mühlhofen auf Augenhöhe. Egal, aus welcher Teilgemeinde man kommt“, sagt er.

Sabine und Martin Möcking vom Bodenseehotel und Restaurant Sternen in Mühlhofen.
Sabine und Martin Möcking vom Bodenseehotel und Restaurant Sternen in Mühlhofen. | Bild: Reiner Jäckle

Vielfalt durch verschiedene Ortsteile wird geschätzt

Ähnlich erfährt es auch Gemeinderat Domenico Ferraro, der erst seit sechs Jahren mit seiner Familie in Uhldingen-Mühlhofen wohnt. „Ich habe es von Anfang an als eine Gemeinde erlebt“, sagt er. Jedoch konnte Ferraro auch feststellen, dass die Eingesessenen doch noch innerhalb der Ortsteile unterscheiden. „Es gibt immer wieder kleine Streitereien, aber eher humorvoll“, so der Eindruck des 46-Jährigen.

Die Unterschiede der einzelnen Teilorte seien Ferraro erst im Laufe der Zeit bewusst geworden. So sei Unteruhldingen beispielsweise durch die Nähe zum Bodensee und das Pfahlbaumuseum geprägt durch den Tourismus. Oberuhldingen dagegen sei in der Gemeinde als Verwaltungszentrum bekannt, weil dort das Rathaus seinen Sitz hat. Zudem gebe es Einkaufsmöglichkeiten sowie Dienstleister.

Domenico Ferraro ist Mitglied des Gemeinderats von Uhldingen-Mühlhofen (SPD). Als Zugezogener kann er noch nicht viel über die ...
Domenico Ferraro ist Mitglied des Gemeinderats von Uhldingen-Mühlhofen (SPD). Als Zugezogener kann er noch nicht viel über die Entwicklung der Gemeinde seit dem Zusammenschluss vor 50 Jahren sagen. Aus heutiger Sicht hat sich die Reform für den 46-Jährigen gelohnt. | Bild: Mona Lippisch

In Mühlhofen wurde mit der Alten Fabrik ein kulturelles Angebot für die Bürger geschaffen. Außerdem sei dort mittlerweile ein Gewerbegebiet mit vielen Unternehmen entstanden, was der Wirtschaft zugutekomme.

„Die Teilorte profitieren alle voneinander und das Angebot macht uns als Gemeinde vielfältig. Allein könnte kein Teilort so viel leisten“, sagt Domenico Ferraro. Auch aus seiner Sicht sei der Zusammenschluss der drei Gemeinden vor 50 Jahren also als durchweg positiv zu betrachten – gerade wegen der Vielfalt.

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