Wo eigentlich die Gänge und Räume voller Schüler sein sollten, herrscht seit gut einer Woche gähnende Leere. Die Schulschließungen wegen der Corona-Pandemie erfordert aktuell viel zusätzlichen Einsatz von Schülern wie Lehrern und belastet besonders jene Schüler, die in den kommenden Wochen ihre Abschlussprüfungen ablegen sollten.

Das könnte Sie auch interessieren

Warum ist die Verschiebung der Prüfungstermine ein Problem? Für die Schulen besteht durch die verschobenen Prüfungen vor allem ein organisatorisches Problem: Die Abschlussarbeiten an Baden-Württembergs allgemeinbildenden Schulen werden zentral geschrieben: Also beispielsweise alle Deutschprüfungen für Realschüler am gleichen Tag zur gleichen Uhrzeit mit den gleichen Aufgaben.

Zwischen den schriftlichen und mündliche Terminen muss eine vorgeschriebene Zeitspanne liegen und die Note an die Schüler mitgeteilt werden – so haben die Schüler die Möglichkeit, die Note in der mündlichen Prüfung zu verbessern. Zeitdruck entsteht außerdem dadurch, dass für die Bewerbungen um Ausbildungs- oder Studienplätze Fristen gelten. So lassen sich die Prüfungen nicht beliebig nach hinten verschieben.

Was beschäftigt die Schulleiter?

  • Hans-Thoma-Gemeinschaftsschule: „Es ist momentan sehr, sehr schwierig. Die Zeit läuft uns davon“, so die kommissarische Schulleiterin Katja Mayer. „Wir halten Kontakt, die Schüler haben Aufgaben mitbekommen“, so Mayer. An der Gemeinschaftsschule machen 65 Schülern ihren Hauptschul- und Realschulabschluss.
Katja Mayer
Katja Mayer | Bild: privat
  • In beiden Fällen ist eine gemeinsame Projektarbeit ein wichtiger Teil der mündlichen Note. „Die Projektarbeit wäre jetzt in der Durchführungsphase“, so Mayer, und könne jetzt nicht mehr in der geplanten Form stattfinden. Die Realschulprüfungen sollte im April beginnen, im Anschluss waren die Hauptschulprüfungen angesetzt. Als die Schulschließung angekündigt wurde habe große Betroffenheit unter den Schülern geherrscht: „Wir haben doch Prüfung“ sei eine der ersten Reaktionen gewesen, so Mayer.
  • Werner-Kirchhofer-Realschule: An der Realschule sind 64 Realschüler und 20 Hauptschüler von den verschobenen Prüfungen betroffen, erklärt Schulleiterin Ricarda Hellmann. Nach aktuellem Stand sollen nun die letzten mündlichen Prüfungen Ende Juli stattfinden – am 29. Juli ist bereits der letzte Schultag. „Wir können momentan keine verbindlichen Informationen geben. Aber wir bereiten die Schüler so vor, als ob die Prüfungen stattfinden“, so Hellmann.
  • Auch hier werden Lehrer und Schüler kreativ: Von E-Mails über Telefonkonferenz bis hin zur einer Cloud-Lösung wird der Kontakt gehalten. Eine große Herausforderung ist auch hier die fächerübergreifende Kompetenzprüfung: Ein Jahr lang bereiten die Schüler in Kleingruppen und im Austausch mit ihren Lehrern ein Thema aus zwei Fachbereichen vor. Dazu kommen technische Probleme: „Videounterricht ist bei schlechtem Netz schwer. Dazu kommt, dass nicht jeder einen Computer und Drucker daheim hat“, so Hoffmann. Die Schüler seien aber sehr engagiert – sogar jene, die sich sonst weniger einbringen, freut sich Hoffmann.
  • Scheffel-Gymnasium: Auch die Abiturprüfungen wurden auf Mitte und Ende Mai verschoben. „Unsere Abiturientinnen und Abiturienten haben eben eine längere Vorbereitungsphase ohne Unterricht“, so Schulleiter Rieckmann.
  • Es gelte nun, die Anspannung für die Prüfung über einen längeren Zeitraum aufrecht zu erhalten. „Unsere Schüler sind digital im Austausch mit den Lehrkräften, die sie auf unterschiedlichen Wegen versorgen“, so Rieckmann weiter. Je nach Fach und Alter nutze man verschiedene Wege, vorwiegend E-Mails. Beeindruckt sind Rieckmann und seine Kollegen vom Einsatz der Schüler. Der Schulleiter zitiert einen Kollegen: „Ich bin überwältigt! Von meinen 17 Pflichtfachschülern haben mir gestern 15 Aufsätze zurückgeschickt. Wir haben verdammt tolle Schüler.“