Nach über 40 Berufsjahren, davon fast 20 als Leiter der SÜDKURIER-Redaktion Bad Säckingen, geht Andreas Gerber in den Ruhestand. Fast 70 geladene Gäste kamen am Donnerstagabend im Pfarrsaal St. Fridolin zusammen, um Gerbers journalistisches Wirken zu würdigen und sich von ihm als Redakteur zu verabschieden.
Neben der Familie, persönlichen Freunden, aktuellen und ehemaligen Arbeitskollegen waren auch Bürgermeister, Kreis- und Stadträte, Vertreter von Behörden, des wirtschaftlichen und des Vereinslebens dabei. In diesem Kreis führte Chefredakteur Stefan Lutz Justus Obermeyer als künftigen Leiter der Lokalredaktion ein.

Zwei Dinge zogen sich wie ein roter Faden durch die Reden des Abends: Zum einen natürlich die Würdigung von Gerbers journalistischer Leistung. „Ihm gelingt es, die richtige Mischung aus Nähe und Distanz zu finden“, sagte Lutz. Aber auch die wichtige Rolle einer unabhängigen Lokalpresse für das öffentliche Leben wurde mehrmals unterstrichen. Amtsträger und Presse stünden manchmal auf unterschiedlichen Seiten, betonte Gerber. Doch wenn es um den Schutz der Demokratie gehe, „so ziehen wir in dieser großen Sache doch am selben Ende des Taues“.

Drei Dinge benötige ein guter Lokaljournalist, sagte Chefredakteur Lutz in seiner Laudatio, um dann Andreas Gerber zu zitieren: „Ein dickes Fell, Konfliktbereitschaft und Rückgrat, wenn die Kritik auch mal etwas ruppiger ausfällt.“ All das habe der scheidende Lokalchef in hervorragender Weise verkörpert und dabei ein feines Gespür für das Lebensgefühl der Leser entwickelt. Besonders bewegt habe Gerber die Debatte um die Schließung des Bad Säckinger Krankenhauses.

Lutz würdigte Andreas Gerber auch als journalistischen Ausbilder. Der „Gerber-Schule“ seien etliche hervorragende Redakteure entsprungen. Mehrere davon seien beim SÜDKURIER inzwischen in verantwortlicher Position. Ein weiterer wird Justus Obermeyer sein, der bereits seit 2004 der Lokalredaktion Bad Säckingen angehört.

Andreas Gerber zog in seiner Abschiedsrede ein Resümee als Journalist, Lokalredakteur und Redaktionsleiter. Über Gemeinden, Behörden, Vereine und Einrichtungen in der Region hätten er und sein Redaktionsteam meist wohlwollend berichtet. In Einzelfällen habe es wegen Berichten oder Kommentaren aber durchaus mal „gerumpelt“. „Doch am Ende des Tages hat jeder dem anderen zugestanden, dass es ihm um die Region und seine Menschen geht. Insofern können wir uns in die Augen schauen und uns mit gegenseitigem Respekt voneinander verabschieden.“

Ganz Mannschaftsspieler, der er ist, unterstrich Gerber die wichtige Rolle eines guten Teams. Dieses habe er in den Kollegen seiner Lokalredaktion gefunden. Aber auch Familie und Freunde seien wichtig gewesen, „die uns unsere Gereiztheit nachsehen und uns helfen, unsere Gedanken wieder zu sortieren“.

Nicht nur um Abschied, sondern auch um Anfang ging es Justus Obermeyer. Er fühle sich durch seinen Chef und Mentor gut auf seine neue Aufgabe vorbereitet, sagte er. Personelle und technische Veränderungen gehörten zum Geschäft eines Journalisten – gerade bei der Nutzung neuer Medien für guten Journalismus sei die von Andreas Gerber geleitete Lokalredaktion Bad Säckingen stets vorn gewesen. „Was sich aber nicht ändert, ist die Notwendigkeit einer unabhängigen Tageszeitung. Gerade weil wir unbequem sind, sind wir für die Demokratie unverzichtbar.“

Dem stimmte der Bad Säckinger Bürgermeister Alexander Guhl zu. „Ich hatte immer den Eindruck, dass es ihm um die Sache ging“, sagte er über den Journalismus von Andreas Gerber. Guhl bekannte, dass der tägliche Newsletter des SÜDKURIER zu seinem morgendlichen Ritual gehöre. Auch die Veranstaltungsreihe „Stadtgeschichten“, bei denen im Kursaal 2015 bis 2021 besondere Menschen und liebenswerte Facetten Bad Säckingens multimedial und live vorgestellt wurden, nannte er als Beispiel der professionellen Zusammenarbeit zwischen Lokalzeitung und Stadtverwaltung.

Der von Céline Huber und Oliver Fabro musikalisch untermalte Abend klang mit langen persönlichen Gesprächen im Saal aus. Für Andreas Gerber war es noch nicht ganz der Beginn des Ruhestands, denn er hat noch einige Tage zu arbeiten. „Bis zum Schluss ist Druck auf dem Kessel“, hatte er schon vor Wochen angekündigt.
Zur Person
Andreas Gerber (62) wurde in Todtnau geboren und wuchs wegen wechselnder beruflicher Stationen seiner Eltern in Oberschwaben, in Niederbayern, im Allgäu, in Äthiopien und in Nordbaden auf, bevor er nach Todtnau zurückkehrte. Seit 1981 ist er journalistisch tätig, zunächst als freier Mitarbeiter des „Markgräfler Tagblatts“, wo er 1982 bis 1984 auch volontiert, 1984 wechselte er zum SÜDKURIER zunächst nach Waldshut und 1986 nach Bad Säckingen. 1987 bis 1994 studierte er Geschichte, Öffentliches Recht und Wissenschaftliche Politik an der Universität Freiburg, seit 1994 war er wieder festes Mitglied der Lokalredaktion Bad Säckingen, die er seit 2004 leitet. Andreas Gerber lebt in Bergalingen, er ist Vater zweier erwachsener Töchter und dreifacher Großvater.