Bad Säckingen Erschreckt und erstaunt blicken die 18 Frauen der Fit-Mix-Gruppe des RSV Wallbach in der Wallbacher Flößerhalle zu Roman Müller. Der stellvertretende Vorsitzende der Karateschule Bad Säckingen ist Trainer für Selbstbehauptung und Selbstverteidigung. Im Selbstbehauptungskurs, den er für die RSV-Frauen gab, hat er eine von ihnen gerade zu Boden gebracht. Sie stand eben noch, mit dem Kopf nach unten ins Handy vertieft. Es war eine gewöhnliche, alltägliche Situation, wie sie an einer Bushaltestelle oder beim Warten anderswo unzählige Male vorkommt. Wie gefährlich eine solche Unaufmerksamkeit werden kann, machte diese Szene eindrücklich deutlich.

Neben Unaufmerksamkeit ist es auch die Körperhaltung, die Menschen für Täter interessant macht und zum Opfer werden lässt. So war die Wirkung der Frauen eine ganz andere, als sie aufrecht aneinander vorbeigingen und schon durch ihren Gang eine abschreckende Souveränität ausstrahlten. Diese Tipps sind weder neu oder geheim, aber im Alltag werden sie oft vernachlässigt. „Dabei mindern sie das Risiko eines Übergriffs bereits deutlich“, erklärte Müller, bevor er zeigte, wie die Frauen Schlagkraft aufbauen können.

Die ersten Versuche, auf die roten Handpolster zu schlagen, klangen noch nach leichtem Patschen, obgleich man auch diese Schläge schon nirgends hätte spüren wollen. Richtig laut knallte es dann, als die Frauen den Schwung aus der Hüfte mitnahmen und im stabilen Stand draufhauten. Im Ernstfall wird mit einem Schlag das Gesicht, die Nase, die Seite des Unterkiefers oder das Ohr des Angreifers getroffen. Die Auswirkungen könnten vom Bruch bis zu Schäden am Trommelfell reichen, seien aber als Notwehr legitim, erklärte Müller. Aber auch mit alltäglichen Dingen wie Schlüsseln könne man sich effektiv verteidigen.

Wie wichtig dieses Thema ist, belegen die zahlreichen mulmigen Situationen, die alle Teilnehmerinnen schon erlebt hatten. Für die Schülerinnen Lenya und Yara ist die Waldshuter Bahnhofsunterführung ein Ort, der zu jeder Zeit Unwohlsein auslöse. Sie waren die Jüngsten im Kurs. „Schade, dass heute so wenig Jüngere hier sind“, sagte Yara. Auf Müllers Initiative werden die Teilnahmegebühren an das Frauen- und Kinderschutzhaus gespendet. Weitere Spenden kamen von Mitglieder des RSV und der Karateschule, so Müller. Weitere Tipps gibt es im Internet unter https://heimwegtelefon.net/tipps.