Eine erste Hürde zur Fusion zweier Volksbanken ist geschafft. 81 von 100 anwesenden Vertretern der Volksbank Rhein-Wehra stimmten am Mittwochabend dem von den Vorständen vorbereiteten Zusammenschluss mit der Volksbank mit Sitz in Offenburg und Villingen (“Die Gestalterbank“) zu. 19 Vertreter stimmten dagegen. Damit wurde die laut Satzung notwendige Mehrheit von 75 Prozent der anwesenden Vertreter erreicht.
In der kommenden Woche werden noch die Vertreter des deutlich größeren Partners über die Fusion beraten. Stimmen auch sie zu – was als Formsache gilt – , entsteht bis Ende des Jahres eine der größten Genossenschaftsbanken Baden-Württembergs mit einer Bilanzsumme von rechnerisch über 12 Milliarden Euro.
Viel Unruhe im Vorfeld
Volksbank-Direktor Werner Thomann hatte sich im Vorfeld betont gelassen gezeigt, „eine breite Mehrheit“ bei den Vertretern zu erzielen. Ganz so glatt, wie es sich Thomann gewünscht hatte, verliefen die vergangenen Wochen allerdings nicht. Für Unruhe hinter den Kulissen hatte im Vorfeld nicht nur die kurzfristige Abberufung des bisherigen Vorstandsmitglieds Martin Walz in der vergangenen Woche gesorgt. Auch ein Brief einer Gruppe von Vertretern aus dem nördlichen Geschäftsgebiet der Volksbank Rhein-Wehra hatte kritische Worte zu dem Fusionsprozess gefunden. Nach Informationen unserer Zeitung befürchteten die Vertreter, die aus dem Bereich Bernau und St. Blasien stammen, mit dem Zusammenschluss einen Abbau des Filialnetzes und damit eine fehlende Nähe der Bank zu ihren Kunden. Die Unterzeichner hätten statt einer Fusion mit der Genossenschaftsbank aus dem Schwarzwald und der Ortenau lieber eine Kooperation mit der Volksbank Hochrhein in Waldshut gesehen. Sie verlangten außerdem eine geheime Abstimmung – in den bisherigen Vertreterversammlungen der Bank eher unüblich. Ebenso ungewöhnlich, dass die Presse bei der Versammlung im Kursaal diesmal nicht erwünscht war.
Die Bedenken der Kritiker wurden auch in der Vertreterversammlung Thema, konnten nach Angaben von Thomann aber zerstreut werden. „Es gibt die klare Aussage, dass das Filialnetz so belassen wird“, erklärte Thomann am Donnerstag im Gespräch mit unserer Zeitung. Dies sei auch im Verschmelzungsvertrag festgeschrieben. Durch das Regionalprinzip der Gestalterbank würden die Regionen auch „gestärkt, nicht ausgeblutet“, so Thomann, der auf die Erfahrungen der Gestalterbank verweist, die erst vor wenigen Jahren fusionierte und heute in den Regionen in der Ortenau, im Schwarzwald und im Hegau zu Hause ist. Neben der regionalen Verwurzelung ist für Thomann auch die dezentrale Organisation der neuen Bank ein entscheidender Vorteil für die Kunden in der Region. Dass die Volksbank nicht mit Nachbarn am Hochrhein fusioniert, hat für Thomann strategische Gründe. Das Geschäftsmodell mit der Gestalterbank sei fast identisch, dies sei bei den Nachbarbanken nicht der Fall. Zudem sei die Bank aus der Ortenau der stärkere Partner.
Was sagen die Kritiker?
„Die Sitzung war sehr gut vorbereitet und unser Bedenken wurden sehr ernst genommen“, bestätigt gegenüber unserer Zeitung einer der Kritiker, der allerdings ungenannt bleiben will. Die Argumente für die Fusion seien überzeugend gewesen. „Am Ende war es eine schwierige, aber richtige Entscheidung.“

Angesichts der Unruhe im Vorfeld zeigte sich Thomann „sehr zufrieden“mit dem Ergebnis: „Über 80 Prozent Zustimmung in einer geheimen Abstimmung kann sich sehen lassen.“ Nun gehe man gestärkt in die Vertreterversammlung in die Ortenau. Erfreut zeigte sich Thomann außerdem über eine Umfrage unter den Rhein-Wehra-Mitarbeitern. Diese habe eine „fast 100-prozentige Zustimmung“ zur Fusion gebracht.
Vorwürfe gegen den bisherigen Vorstand Martin Walz
Ein Thema in der Vertreterversammlung war auch die überraschende Ablösung des bisherigen Vorstands Martin Walz. Als Grund wurde hier eine „Verletzung der Sorgfaltspflichten“ genannt, wie Thomann nun erklärt. Diese Fehler seien auch von Prüfern bestätigt worden. Ob aufgrund dieser Fehler der Bank auch ein finanzieller Schaden entstanden ist oder noch entstehen könnte, wollte Thomann nicht beantworten. Die Vertreterversammlung habe den zweiköpfigen Vorstand für das Jahr 2023 gemeinsam entlastet. Dabei habe es auch wenige Gegenstimmen gegeben.

Werner Thomann für Aufsichtsrat nominiert
Der bisherige Vorstandsvorsitzende Werner Thomann (63) wird – wie sein erst vor wenigen Tagen installierter Vertreter Wolfgang Mauch – mit der offiziellen Verschmelzung im Herbst aus dem Amt ausscheiden. Bis dahoin werde er den Verschmelzungsprozess begleiten. Anschließend ist Thomann bereits für einen Aufsichtsratsposten der Gestalterbank nominiert. Gewählt wird der Aufsichtsrat von der Vertreterversammlung, die noch um 70 Vertreter aus dem Geschäftsbereich der Volksbank Rhein-Wehra ergänzt wird. Einen eigenen Vorstandsposten ist hingegen für die Säckinger Bank nicht vorgesehen. Die Verantwortung im künftigen vierköpfigen Vorstand sei klar geregelt, erklärt Thomann. In den Regionen werden demnach jeweils zwei Personen die Verantwortung für das operative Geschäft tragen – jeweils einer für den Privatkunden – und Geschäftskundenbereich.
Wie geht es weiter?
Mit Zustimmung der Vertreter der Gestalterbank in der kommenden Woche ist auch die letzte Hürde der Fusion ausgeräumt. Mit der Verschmeldzung wird aus der Volksbank Rhein-Wehra dann die „Zweigniederlassung Raum Rhein-Wehra der Volksbank eG – Die Gestalterbank“. Die technische Fusion der beiden Banken ist für den 9. November geplant.