Michael Gottstein

Begleitet von den Bad Säckinger Urmasken – dem Siechenmännle, dem Römer und dem Maisenhardt-Joggele – hielt Dekan Peter Berg Einzug in die Kirche, um vor der „schweren“ theologischen Kost den „früh aufgestandenen“ Messebesuchern einen stets wiederkehrenden Witz zu servieren. Dieses Mal traf es die drei närrisch Maskierten von der ersten Reihe, denn die „sehen unter der Maske noch fürchterlicher aus“.

Zahlreiche Besucher waren zur Narrenmesse gekommen.
Zahlreiche Besucher waren zur Narrenmesse gekommen. | Bild: Michael Gottstein

Nicht viel zu lachen hatte auch mancher Rat der Narrenzunft: „Der Knopf an der Weste, wenn der die Spannung nicht aushält, kann‘s fürchterlich sein, ich denk‘, für so einen Knopf braucht man einen Waffenschein“ – sprach der Dekan und und stieg auf die Kanzel, um diverse Accessoires auszuprobieren: Den Bischofshut, in der (vergeblichen) Hoffnung, er möge dabei helfen, die Bad Säckinger Narren zu bekehren, dann den Zylinder (“sieht elegant aus und sehr motiviert/aber dann wirkt die Kirche noch mehr antiquiert“), um schließlich doch der bewährten Narrenkappe den Vorzug zu geben und sich dem Evangelium zu widmen, in dem Jesus die Menschen dazu aufruft, den Zyklus von Verbrechen und Rache zu durchbrechen: „Was der Jesus uns da heute sagt, das war nicht sanft, das war ein Hammer/und auch kein kleiner, sondern ein großer und strammer/Geliehenes Geld treib nicht mehr ein/was ihr verleiht, holt nicht mehr heim/wenn einer sagt, er würd‘ dich schlagen/sollst du ihm nicht das gleiche sagen“. Leider, so der Dekan, hielten sich nicht alle an diese weisen Ratschläge: „Da machen Neid und Streit und Egoismus die Runde/und daran gehen viele Menschen und die Welt langsam zugrunde“. Dem sollten die Narren ihren Leitspruch entgegen setzen: „Wer an ihn glaubt, der sagt: Jetzt goht‘s dagege“.

Das könnte Sie auch interessieren

Auch wenn er das Attentat von Hanau nicht explizit erwähnte, so fand er doch Worte gegen den Hass und die Spirale der Gewalt. Zum Thema Kirche wusste er – unter dem Beifall der Menge – Kritisches zu sagen: „Manche älteren Herren, die sich in rotes Purpur kleiden/die beraten über Dinge, die sie dann weltfremd entscheiden.“ Auch zum Lokalgeschehen hatte er was zu vermelden: „Und immer noch tut‘s mich verdrießen/ dass unser Krankenhaus musste schließen/weil man denen im Westen nichts gönnt und nichts borgt/bleibt so mancher Patient nicht gut versorgt“. Auch am Dauerthema Zölibat kam er nicht vorbei, und darum verriet er, dass er für den Fall der Aufhebung schon Vorsorge getroffen hatte: Er wolle sich einen Hund ausleihen, an dessen giftigem Biss schon eine Schwiegermutter gestorben sei. Das Tier sei aber so begehrt, dass er sich ans Ende einer langen Warteliste setzen lassen musste.