In der Ukraine tobt der Krieg, die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der Katholischen Kirche läuft zäh, und die Corona-Krise ist noch immer nicht ausgestanden: Vielen war daher nicht nach Feiern zumute, aber gänzlich auf die Fasnacht verzichten wollte man doch nicht, und so lud Dekan Peter Berg wieder zur Eucharistiefeier mit Narrenpredigt ein.

Die Reihen im St.-Fridolins-Münster Bad Säckingen waren so gut gefüllt, wie es die geforderten Sicherheitsabstände zuließen, und es waren auch einzelne Kostümträger und ausgefallene Hutkreationen zu sehen, aber die meisten Besucher hatten auf die närrische Kostümierung verzichtet. Ganz wie es der Tradition entspricht, zog die Ranzengarde mit dem Fasnachtsmarsch in das Münster ein. Wobei diese Garde weit mehr Mitglieder zählt, als man vermuten könnte. Warum das so ist, erklärte der Dekan mit einer Umdeutung des Wortes „Ranzen“.

Das Coronavirus, das allen schwer auf den Mägen liege, habe eben nicht zu einer Reduktion der Nahrungsaufnahme geführt, daher „wär es gar nicht schwer/ in Säckingen zu bilden ein ganzes Ranzengardeheer“. Sich selbst nicht ausschließend, wunderte er sich beim Aufstieg auf die Kanzel, dass die Treppe plötzlich so eng geworden war.
Spontaner Beifall
Da Narrenmund bekanntlich Wahrheit kund tut, widmete sich der mit Narrenkappe „behütete“ Geistliche ernsten Themen. „Was da grade abgeht in der Ukraine/ da vergeht einem das Lachen, da kriegt man eine bittere Miene/ nur um Macht zu demonstrieren/ müssen da unschuldige Menschen ihr Leben verlieren.“ Dafür erhielt er spontan Beifall, ebenso wie für die Forderung: „Die Menschen wollen leben und dafür gilt es, die Welt zu gestalten/ und da gilt‘s für uns alle, uns miteinander gut und friedlich zu verhalten.“
Im Evangelium des Tages forderte der heilige Lukas die Menschen auf, Selbstkritik zu üben, und diese Wahrheit hatte er in das Bild von dem Splitter im Auge des Bruders und dem verdrängten Balken im eigenen Auge gefasst. Für den Prediger war dies ein Anlass, auch die eigene Institution zu hinterfragen: „Da konnten in unsern Strukturen einige untertauchen/ die dann andere Menschen schwer missbrauchen.“ Darum sei jetzt die Zeit gekommenen, „wo einige in der Kirche sich müssen den Balken aus ihrem Auge ziehen; nur wenn diese Operation gelingt, so schmerzlich sie auch sei/ dann erst wird in allem der Blick wieder frei.“