Mit 30 Kilometern pro Stunde über die B34 durch Bad Säckingen? Das könnte bald Realität werden. Denn ein Gutachten zur Minderung des Verkehrslärms in Bad Säckingen empfiehlt genau das, wie aus einer Beschlussvorlage des Gemeinderates für den neuen Lärmaktionsplan hervorgeht.

Zwar konnte das Gutachten im Rat noch nicht diskutiert werden, da der Verantwortliche in der Sitzung diese Woche aus gesundheitlichen Gründe fehlte. Doch die Empfehlung des Ingenieurbüros Fichtner Water & Transportation, das das Gutachten erstellt hat, ist eindeutig: Eine durchgehende Tempo-30-Zone über 3,5 Kilometer auf der Bundesstraße zwischen östlichem Ortseingang und der Abzweigung der Jurastraße.

Grenzwert von 60 Dezibel teils deutlich überschritten

Als Grundlage für die Studie nutzte das Ingenieursbüro Daten aus Verkehrszählungen in den vergangenen Jahren. Dabei stellte es laut Gutachten fest, dass an vier Schwerpunkten in der Stadt die kritischen Lärmwerte von 60 Dezibel tagsüber und 50 Dezibel nachts überschritten werden: Entlang der Bundesstraßen 34 und 518, im Straßenzug Schulhausstraße, Alte Basler Straße, Waldshuter Straße sowie in der Rippolinger Straße.

Alle vier so genannten Lärmschwerpunkte seien daher in den neuen Aktionsplan aufgenommen worden. Als effektivste Maßnahme empfehlen die Experten die Einführung von Tempo 30 auf der B34 und die Ausweitung der bestehenden 30-Regelung zwischen Schulhaus- und Waldshuter Straße (siehe Grafik).

Im neuen Lärmaktionsplan sind die Bundesstraßen 34 und 518, der Straßenzug Schulhausstraße, Alter Basler Straße, Waldshuter Straße sowie ...
Im neuen Lärmaktionsplan sind die Bundesstraßen 34 und 518, der Straßenzug Schulhausstraße, Alter Basler Straße, Waldshuter Straße sowie die Rippolinger Straße enthalten. | Bild: Kerstan, Stefanie

2600 Anwohner würden von der 30er-Zone profitieren

So seien auch trotz des bereits angebrachten Lärmschutzwalls am westlichen Stadteingang (gegenüber Neubau Kestenholz) die Lärmpegel für anliegende Wohnhäuser über dem Grenzwert von 60 Dezibel. Eine Erhöhung des Walls komme nicht in Frage, da hierfür darauf wachsende Bäume entfernt werden müssten.

Auch neue Lärmschutzwände an anderen Stellen kämen nach Rücksprache mit der Stadtverwaltung nicht in Frage, da sie dem Ortsbild schadeten und zu wenig Platz zwischen Gebäuden und Straße bestehe. So bleibe nur die Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 Kilometer pro Stunde, von der laut Gutachten 2600 Anwohner profitieren würden. Denn der Lärmpegel würde dadurch um 2,6 Dezibel gesenkt werden.

Fahrzeit könnte knapp drei Minuten länger werden

Rechnerisch verlängere sich die Fahrzeit auf der B34 laut der Studie durch die 30er-Zone um knapp drei Minuten. In der Praxis sei der Zeitverlust aber deutlich geringer, da die Straße aktuell wegen Staus und Kreuzungen ohnehin nicht mit den eigentlich erlaubten 50 Kilometern pro Stunde befahrbar sei.

Da in der einzigen Alternativroute über den Straßenzug Schulhausstraße, Alte Basler Straße, Waldshuter Straße ebenfalls Tempo 30 gilt, sei nicht mit einer Verlagerung des Verkehrs in die Innenstadt zu rechnen.

Ganztägige und durchgehende 30er-Zone auch in der Innenstadt

Für eben jenen Straßenzug empfehlen die Gutachter, die bereits bestehende Tempo-30-Zone ganztägig und durchgängig auszuweiten, da hier die erlaubten Grenzwerte mit 68 Dezibel deutlich überschritten würden. Von der Maßnahme würden etwa 1500 Anwohner profitieren.

Neben den beiden 30er-Zonen rät das Büro zu weiteren Maßnahmen, wie zum Beispiel die Straßen an allen vier Schwerpunkten mit einer lärmmindernden Deckschicht zu asphaltieren. Zudem könnte eine Schalldämmung der Außenbauteile an betroffenen Wohnhäusern, beispielsweise an Fenstern, hilfreich sein.

Das könnte Sie auch interessieren

Ortsumfahrung um Bad Säckingen als langfristige Lösung?

Durchfahrtsverbote für Lastwagen seien laut Gutachten nicht geprüft worden, da sie erst „nachrangig zu Geschwindigkeitsbeschränkungen einzusetzen“ und daher Stand jetzt rechtlich kaum realisierbar seien.

Zudem seien noch nicht alle Maßnahmen aus dem bestehenden Lärmaktionsplan von 2009 umgesetzt, beispielsweise die Einführung eines dynamischen Parkleitsystems oder eine Ortsumfahrung um Bad Säckingen.

Das könnte Sie auch interessieren

Diskussion in kommenden Wochen

Ob und wann es tatsächlich zur Tempo-30-Zone auf der B34 kommt, steht noch in den Sternen. Die Erläuterung und Kenntnisnahme des Entwurfs wird voraussichtlich in den kommenden Wochen im Gemeinderat nachgeholt.

Der Lärmaktionsplan soll dann laut Beschlussvorlage eine einheitliche Grundlage für Diskussionen über Lärmschutzmaßnahmen darstellen. Die Öffentlichkeit soll ähnlich wie bei einem Bebauungsplan beteiligt werden. Ob der Gemeinderat dem Gutachten folgt, ist offen.

Das könnte Sie auch interessieren