Die Reaktion von Ruth Cremer-Ricken, der Vorsitzenden der Grünen-Fraktion im Gemeinderat, kam schriftlich. Und sie ist deutlich. Ihre Replik zu den Vorwürfen des Altbürgermeisters hat sie in Anlehnung an ein lateinisches Sprichwort süffisant mit den Worten überschrieben: „Oh, hätte er doch geschwiegen“.

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In dem Schreiben an die Redaktion anerkennt die Grünen-Stadträtin die Verdienste des Ex-Bürgermeisters, die ihm niemand absprechen wolle. Aber wer glaube, Nufer habe nach seiner Amtszeit die Stadt und ihre GmbH in einem gesunden Zustand an Nachfolger Martin Weissbrodt übergeben, der irre sich.

Ruth Cremer-Ricken: „Ob Dr. Dr. h.c. Nufer der richtige Ratgeber ist, darf bezweifelt werden.“
Ruth Cremer-Ricken: „Ob Dr. Dr. h.c. Nufer der richtige Ratgeber ist, darf bezweifelt werden.“ | Bild: SK-Archiv

Cremer-Ricken reagiert damit in aller Deutlichkeit auf Nufers Vorwürfe vor einigen Tagen. Der Altbürgermeister hatte am Mittwoch seine Kritik an der Geschäftsführung der Stadtwerke zu Protokoll gegeben und schwere Fehler in der Unternehmensleitung angeprangert. Ruth Cremer-Ricken räumt diese aktuellen Fehler bei den Stadtwerken ein. Diese bestreite niemand. Nur: „Ob Dr. Dr. h.c. Nufer der richtige Ratgeber ist, darf bezweifelt werden,“ schiebt sie nach.

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Kommune war nach Nufer hochverschuldet

Die Stadträtin gehört zu den altgedienten Mitgliedern im Gremium, sie war schon Mitglied zu Nufers Zeiten. „Ich war von 1997 bis 1999 und dann ab 2004 Gemeinderätin und lange Zeit auch Ortsvorsitzende und maße mir daher einen gewissen Überblick an“, schreibt sie. So erinnert sie an das Jahr 2004, als Martin Weissbrodt das Amt des Bürgermeisters übernahm – eine Zeit die alle langjährigen kommunalpolitischen Beobachter noch vor Augen haben. Was Weissbrodt vorfand, sei das bekannte, kaum überschaubare Geflecht von Stadt und GmbH gewesen, so Cremer-Ricken, „hoch verschuldet und mit vielen Millionen schweren Schweizer Krediten beglückt, was alles andere als ‚langzeitkongruent‘ war.“ Und es ist richtig, wenn Sie daran erinnert, dass die Stadt mit ihrem hohen Schuldenstand kurz vor der Fremdverwaltung gestanden habe. Zwischendurch sei auch noch die Staatsanwaltschaft auf Veranlassung der Gemeindeprüfungsanstalt im Haus gewesen.

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Ein Erbe, das die Stadt lange belastet

Die hohen Schweizer Darlehen von damals, so Cremer-Ricken, seien erst vor ein paar Jahren unter hohen Währungsverlusten in Euro umgewandelt worden – „das heißt, die Verluste wurden auf dem Wege für Wahrheit und Klarheit realisiert.“

Cremer-Ricken weist zudem auf einen ihrer Ansicht nach schon damals existierenden Renovierungsstau hin, der sich angesichts der dauerhaft schwierigen Finanzlage „zwangsweise vergrößerte“. Dieser Renovierungsstau habe sowohl in der Stadt wie auch bei den Stadtwerken angegangen werden müssen. „Das haben die Stadtwerke gemacht auf Kosten des Eigenkapitals“, so die Stadträtin. Zudem sei weiter in neue Projekte investiert worden. Gleichzeitig habe die ganze Zeit der aus Nufers Zeit stammende Gewinnabführungsvertrag Bestand gehabt.

Von positiver Zukunft der Stadtwerke überzeugt

Gemeinderat wie auch Aufsichtsrat seien von einer positiven Zukunft der Stadtwerke überzeugt. Dies könne man daran erkennen, „dass wir bereit sind, diese mit besserem Eigenkapital zu unterstützen.“ Die Stadtwerke dienten der Daseinsvorsorge mit Strom, Gas und Fernwärme sowie auch mit dem essentiell wichtigen Lebensmittel Trinkwasser. Die hohe Unterstützung der Stadtwerke von Parkhaus, Citybus und Waldbad könne aber im bisherigen Umfang nicht weiter stattfinden, meint Cremer-Ricken. Zudem solle der Gewinnabführungsvertrag geändert werden.

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