Schlechte Zeiten für kommunale Energieversorger: Die Stadtwerke Konstanz haben im vergangenen Jahr einen Verlust von 13,5 Millionen Euro erwirtschaftet. Bei sonst lukrativen Einnahmequellen wie Fähre und Schifffahrt bleibt das Unternehmen unter dem Wirtschaftsplan. Der gestiegene Gaspreis sorgt schon 2021 für eine Minusbilanz im Bereich Energieversorgung.
In welchen Bereichen sind die Verluste am größten? In mehreren Bereichen kommt es 2021 zu großen Verlusten: Bei Bus, Fähre, Bodensee Schiffsbetriebe (BSB) und Bädergesellschaft. Darüber hinaus wird aber auch der Vertrieb wegen der bereits Mitte 2021 enorm gestiegenen Beschaffungspreise für Gas erstmals zu einem Verlustgeschäft. Beim Busverkehr sorgt der von der Bundesregierung beschlossene Rettungsschirm im Jahresschnitt für einen Ausgleich der Umsatzrückgänge.
Beim Schiffsverkehr fällt die Bilanz traurig aus: Fähre und BSB erreichen durch die Pandemie jeweils nicht das angestrebte Ergebnis. Während die Fähre noch bei einer Million Euro abschließt, verzeichnen die BSB ein negatives Ergebnis von 2,1 Millionen Euro. Sie gehören sonst zu den ertragsstarken Zweigen des Unternehmens.
Wie entwickelte sich der Gaspreis bereits 2021? „Normalerweise sinken im Frühjahr die Gaspreise“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Norbert Reuter – es wird weniger Heizenergie benötigt, die Gasspeicher werden langsam gefüllt. Im Frühjahr 2021 stiegen die Gaspreise jedoch. Die Vermutung lag damals nahe, dass Russland Gas zurückgehalten habe, um die Zulassung für die Pipeline Nord Stream 2 zu erhalten. Das übte Druck auf den Gaspreis aus, der kontinuierlich stieg. Die hohen Beschaffungspreise beim Gas führten zu Verlusten bei den Stadtwerken, da die Kundentarife stabil blieben.
Welche Pläne gibt es, Gas zu rationieren, für den Fall, dass nicht genug Gas aus Russland geliefert wird? Es gebe für alle Städte in Deutschland Pläne, um Gas zu sparen, sagt Norbert Reuter in der Pressekonferenz. An erster Stelle würden nicht-geschützte Kunden mit einer Zwei-Stoff-Versorgung vom Netz abgekoppelt. Das wäre zum Beispiel die Universität, die zum Heizen auch auf Öl zurückgreifen kann. Geschützt Kunden sind zum Beispiel Privathaushalte. Um zu planen, welche Kunden vom Netz getrennt würden, müssen die Stadtwerke eine Liste erstellen.
In einem zweiten Schritt plane man, nicht zwingend benötigte Betriebe, wie zum Beispiel Schwimmbäder, vom Netz zu trennen. Ob es letztlich dazu kommt, ist völlig unklar. Norbert Reuter rechnet eher damit, dass die Gasvorräte in Deutschland knapp reichen könnten – bei einem warmen Winter. Deshalb gelte im Moment: „Jede Kilowattstunde, die gespart wird, hilft.“
Was planen die Stadtwerke für 2023? Die Stadtwerke streben weiter danach, ihren CO2-Ausstoß zu reduzieren. Das Ziel sei eine weitgehende Treibhausgasneutralität bis 2035. Dies bedeute eine Reduzierung von 189.041 Tonnen CO2e (CO2-Äquivalente) im Vergleich zum Basisjahr 2018 (224.324 Tonnen Co2e), wie die Stadtwerke in ihrer Pressemitteilung zur Bilanz erläutern. Dazu gibt es Bemühungen in den verschiedenen Sparten.
So seien sechs E-Busse schon im Betrieb, weitere 23 sollen folgen, berichtet Stadtwerke-Geschäftsführer Norbert Reuter. Für die Fähre werde aktuell ein Konzept erstellt, um weiter Richtung Klimaneutralität zu rücken. Gemeinsam mit den Schweizer Kollegen soll ein Wärmenetz erstellt werden, das Seethermie und Abwärme aus einer Müllverbrennungsanlage nutzt.
Wie sehen die Pläne für die Seethermie konkret aus? Derzeit gibt es eine Vereinbarung mit dem Kanton Thurgau. Die Grundidee ist, dem Bodenseewasser Wärme zu entziehen, und es zu Kühl- und Heizzwecken zu nutzen. 20 Thurgauer Gemeinden sollen sich an dem Projekt beteiligen, wie aus der Homepage des Elektrizitätswerks Kanton Thurgau hervorgeht.
Gemeinsam mit dem Kanton prüfen die Stadtwerke Konstanz, ob es möglich wäre, die so gewonnene Energie durch eine Fernwärmeleitung nach Konstanz zu bringen – und ob die Idee auch für Konstanz wirtschaftlich umsetzbar ist. Eine zweite Wärmequelle ist die Abwärme der Kehrrichtverbrennungsanlage Thurgau.
Die Stadtwerke sollen auch die Parkhäuser für die Stadt Konstanz übernehmen. Was hat es damit auf sich? Die Stadtwerke erschließen mit der Übernahme der Parkhäuser der Stadt ein neues Geschäftsfeld, informiert Norbert Reuter in der Pressekonferenz. Konkret soll ein neues Parkhaus am Brückenkopf Nord 2024 in Betrieb gehen. Zudem sollen die Stadtwerke das Parkhaus Augustinerplatz 2024 übernehmen und das Parkhaus Altstadt (Laube) im Jahr 2027. Bislang sind die Parkhäuser in den Händen privater Betreiber. Das Modell, dass die Stadtwerke die Parkhäuser betreiben, habe steuerliche Vorteile, sagt Reuter.