Die Notwendigkeit einer zweiten Gasleitung war bis vor einigen Wochen aus rechtlicher Sicht noch unabdingbar, wie ein Gutachten der Forschungsgesellschaft für Energiewirtschaft mbH (FfE) im Herbst vergangenen Jahres eindeutig belege, heißt es in der Pressemitteilung der Stadtwerke Konstanz. Aufgrund neuer Rahmenbedingungen hätten die Stadtwerke nun aber neue Szenarien entwerfen können.

Kritiker des Projekts, bei dem in die zukünftige Versorgung der Stadt mit fossiler und damit klimaschädlicher Energie investiert worden wäre, hatten die Notwendigkeit der zweiten Leitung schon lange angezweifelt. Sie hatten dafür neben ökologischen und politischen Argumenten auch rechtliche Aspekte angeführt. Nun können sie sich bestätigt fühlen.

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Was bedeutet das für Konstanzer Haushalte?

Grundsätzlich sei es so, dass Konstanz für den Fall einer längeren, intensiven Kälteperiode mehr Gas benötige, als der Fernleitungsnetzbetreiber zugesichert habe. Nach einer weiteren Prüfung des Netzentwicklungsplanes Gas und nach einer neuen Prognose seitens des Unternehmens könne am Netzkopplungspunkt nun aber bis 2025 mehr Leistung bereitgestellt werden.

Dieser Rahmen werde jährlich neu bewertet und zugesichert, teilen die Stadtwerke jetzt mit. Falls dann noch eine Versorgungslücke bestehe, würde diese durch weitere Maßnahmen überbrückt. Nach Verhandlungen, unter anderem mit der Landesregulierungsbehörde, dürfen die Stadtwerke laut Pressemitteilung mit geeigneten Kunden abschaltbare Verträge abschließen. Diese Großkunden würden im Bedarfsfall vom Netz genommen und eigenständig auf bestehende, alternative Energiequellen umstellen.

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Die aktuelle politische Situation führe zudem dazu, dass Kunden schneller als zunächst angenommen einen Wechsel der bislang fossilen Heizungsanlagen hin zu alternativen und regenerativen Energien umsetzen könnten. Unterstützt werde dies durch finanzielle Anreize der Bundesregierung.

Jetzt sagt auch der Stadtwerke-Chef: „Der Trend geht ganz klar weg vom Gas“

„Wir sehen gerade, dass Erdgas auch als Brücke in eine künftig weitgehend emissionsneutrale Energieversorgung massiv in Frage steht. Der Trend ist ganz klar weg vom Gas“, wird Norbert Reuter zitiert. Auch das spreche gegen eine zweite Erdgasanbindung. Es sei zu erwarten, dass der Gasabsatz zurückgehe.

Hinzu komme, dass laut eines Rechtsgutachtens, das die Stadtwerke in Auftrag geben haben, weitere Neuanschlüsse bis auf Weiteres abgelehnt werden können. Damit wird eine Versorgungslücke vorerst nicht weiter anwachsen.

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Reuter: „Entscheidung bewusst getroffen“

„Wir haben diese Entscheidung bewusst getroffen, um die hohen Konstanzer Klimaschutzziele einzuhalten und weil wir Erdgas nicht als Energieträger der Zukunft sehen“, wird Stadtwerke-Geschäftsführer Norbert Reuter in dem Schreiben zitiert. Und weiter: „Wir haben in alle Richtungen gearbeitet, um diese zweite Leitung doch nicht bauen zu müssen, und das ist nun von Erfolg gekrönt.“