Die neue Flüssiggasfähre ist das Sorgenkind der Stadtwerke. Wer das halbfertige Schiff im Hafen in Staad liegen sieht, kommt kaum auf die Idee, dass es bald fertig gestellt werden könnte. Tatsächlich ist der Weiterbau in Turbulenzen geraten. Die mit dem Bau beauftragte Hamburger Werft Pella Sietas meldete im Juli 2021 Insolvenz an – schon Monate zuvor hatte die damals russische Geschäftsführung die Gehälter der Mitarbeiter nicht mehr zahlen können.
Die Konstanzer LNG-Fähre ist eines der Schiffe der insolventen Werft, dessen Weiterbau dadurch auf halber Strecke zum Stillstand kam. Nun haben die Stadtwerke im März 2022 eine Projektwerft für die Fertigstellung des Schiffes gewinnen können. Aber geht es überhaupt voran?

Es gehe definitiv voran, schreibt Christopher Pape, Sprecher der Stadtwerke Konstanz. „Wir bauen das Schiff gemeinsam mit einer Projektwerft weiter.“ Es handelt sich um Technolog Services, ein Ingenieurbüro aus Hamburg, das die Bauleitung für die Fertigstellung übernommen hat.
„Aktuell fokussieren sich die Arbeiten auf den Stahlbau“, schreibt Pape auf Nachfrage, zum Beispiel würden Durchbrüche für Kabel und Rohre hergestellt, die Steuerungsschränke eingebaut. Das Herstellen der Laufwege sei aktuell an der Reihe und die Antriebskomponenten müssten eingebaut werden.
Wann wird das Schiff fertig sein?
Nachdem es etliche Verzögerungen wegen der misslichen Lage der Pella Sietas sowie ihrer Insolvenz gegeben hatte, soll es jetzt zügig vorangehen. Der Plan ist, dass die LNG-Fähre in den ersten drei Monaten des Jahres 2023 fertig wird. Zum Ende des ersten Quartals soll sie auf dem See eingesetzt werden.
Die Fähre wird mit Flüssiggas betrieben, eine emissionssparende Technologie, wenn auch kein regenerativer Antrieb. Ziel ist es, schrittweise von fossilen Brennstoffen, wegzukommen.
Seit Beginn des Ukraine-Kriegs stellt sich für Deutschland aber die Notwendigkeit, viel rascher als geplant auf russische Gaslieferungen zu verzichten. Flüssiggas, das in Kanada, USA und arabischen Staaten hergestellt wird, ist ein Schlüssel dazu. Wie hoch ist aber die Wahrscheinlichkeit, dass die Stadtwerke Konstanz genügend LNG für den Betrieb der Fähre erhalten, wenn es in Deutschland überall benötigt wird?
Einkauf beobachtet die Marktlage
„Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir davon aus, dass wir genügend Kapazitäten beschaffen werden können“, antwortet der Stadtwerke-Sprecher auf SÜDKURIER-Anfrage. Der Einkauf werde bald und damit sehr früh die Ausschreibung starten und beobachte die Marktlage sehr genau. Allerdings sei natürlich nicht vorhersehbar, wie sich die politische Situation in den nächsten Monaten verändere und welchen Einfluss die Kriegsereignisse auf die Marktlage nehmen werden.