Bad Säckingen Es war ein vielfältiges und unterhaltsames Sommerkonzert, mit dem der gemischte Chor „Chorioso“ am Sonntag zahlreiche Gäste in die Obersäckinger St.-Martins-Kirche lockte. Unter dem Titel „Über den Horizont hinaus“ präsentierte das Ensemble unter Leitung von Felicitas Kiefer und mit Begleitung von Johannes Böhler (Klavier) und Ellen Hölscher (Violine) zahlreiche Werke von der Renaissance über die Romantik bis zur Gegenwart.

„Chorioso“ war ursprünglich ein Gospelchor, doch nachdem Felicitas Kiefer vor eineinhalb Jahren die Leitung übernommen hatte, erweiterte er sein Repertoire beträchtlich: „Ich wollte nicht nur ein einziges Genre aufführen“, erklärte die junge Dirigentin. Und so mischte „Chorioso“ die verschiedensten Gattungen.

Aus der französischen Renaissance stammte ein ironisch-heiteres und sehr sauber vorgetragenes Lied, das die polyphonen Chortraditionen würdigte. Ganz anders die späte Romantik eines Bruckner: In „Locus iste“ spannte das Ensemble schöne Legatobögen, bewies dynamische Differenzierungsfähigkeit und eine überzeugende Gestaltung, um das Lob Gottes zum Ausdruck zu bringen. Zurück in der Renaissance, führte das Chor „Come again“ von John Dowland auf, der bis heute populär ist, weil er sich darauf verstand, eine Vielfalt von Emotionen in einfache, emotional berührende Melodien zu gießen. Dass sich auch ein großes Ensemble auf dezenten Pianogesang versteht, zeigte der Chor in dem Lied „Stemning“ des schwedischen Spätromantikers Wilhelm Peterson-Berger.

Felicitas Kiefer wollte ein Experiment wagen und den Chor buchstäblich in Bewegung setzen. Ausgesucht hatte sie das Werk „Moeder Aarde“ (Mutter Erde) von Franco Prinsloo in einer Choreographie von Panda van Proosdij. Es war eine Hymne an den Planeten. Tanzen mussten die Mitglieder nicht, denn die Choreographie beschränkte sich auf Armbewegungen, die in anbetenden Posen mündeten.

Zahlreiche Sänger wagten sich ins Rampenlicht. Das populäre Chanson „Aux Champs-Elysées“ bot viele Gelegenheiten, solistische Passagen im Wechsel mit Chor und Überchor vorzutragen und dem Pariser Prachtboulevard eine heiter-beschwingte Reverenz zu erweisen. Das populäre Lied „Bella Ciao“ war ursprünglich ein Protestgesang der Reispflückerinnen gegen ihre Arbeitsbedingungen, doch dann griffen die italienischen Partisanen im Zweiten Weltkrieg die zündende Melodie auf. Im Rocktitel „Viva La Vida“ griff Felicitas Kiefer ebenfalls zu Violine. Nach „Goodnight Sweetheart“ und dem „Irischen Segenswunsch“ kehrte Chorioso in die Renaissance zurück und präsentierte ein Trinklied. Natürlich durften die Mitglieder nicht ausziehen, ohne dabei eine Zugabe zu singen.