Bernau – Wie geht es mit der Lebensmittelnahversorgung in Bernau weiter? Darum ging es bei einer Informationsveranstaltung, zu der Rudolf Isele, der Betreiber des Bernauer Landmarktes, am Mittwoch in das Kurhaus eingeladen hatte. Diese Frage wollen viele Einwohner der Gemeinde beantwortet wissen – der Saal war voll. Die wichtigste Botschaft des Abends lautet wohl, dass die Antwort nur von den Einheimischen selbst gegeben werden kann.
Rudolf Isele war es an dem Abend ein Anliegen, die Gründe für die anstehende Schließung zu erläutern und mögliche Zukunftslösungen für den Erhalt der Nahversorgung zu beschreiben. Kurzfristig hatte er dafür mit Thomas Hann einen erfahrenen Referenten gewonnen. Der ist seit einiger Zeit mit Theo und Petra Stoll im Gespräch, die für ihre Bäckerei ebenfalls nach einer Zukunftslösung suchen.
„Ich möchte mich nicht einfach so aus dem Staub machen“, sagte Rudolf Isele. Er habe in der Vergangenheit sehr viel über mögliche Zukunftskonzepte nachgedacht. Wenn pro in Bernau lebender Person monatlich zehn Euro mehr ausgegeben werden würde, könnte das Geschäft wohl weiter bestehen. Zwar ende der Mietvertrag im Sommer, dennoch wolle er in Absprache mit dem Vermieter möglichst über den Sommer hinweg das Geschäft geöffnet halten, wenn auch eingeschränkt. Mehrere Möglichkeiten, das Geschäft zu erhalten, sieht Rudolf Isele: Ein junges Kaufmannspaar könnte es vielleicht übernehmen, auch eine genossenschaftliche Lösung sei grundsätzlich denkbar. Möglich wäre auch ein vollautomatisierter Laden, sagte er und stellte ein bestehendes Konzept vor. Er selbst könne das Geschäft, das das in Schluchsee ansässige Familienunternehmen vor 20¦Jahren übernommen hatte, aber nicht mehr leisten. 20.000¦Euro schieße er seit mehreren Jahren jährlich zu. Die Corona-Pandemie und zwei schlechte Winter mit wenigen Urlaubern hätten die negative Entwicklung beschleunigt, erläutert Isele. Er nannte die Wirtschaftlichkeit als wichtigsten Grund für die Schließung, jedoch unter anderem auch die fehlende Perspektive.
Nach Startschwierigkeiten sei das Bernauer Geschäft – zu der Zeit führte sein Vater noch das Unternehmen – gut gelaufen. Ein erster großer Einschnitt erfolgte dann durch die Eröffnung des Edeka-Marktes in St.¦Blasien, sagte Rudolf Isele. Danach sei es von Jahr zu Jahr schwieriger geworden, bis er sich vor fünf Jahren schon einmal überlegt hatte, sich aus Bernau zurückzuziehen. Doch damals habe er den Mietvertrag verlängert und gemeinsam mit dem Vermieter Umbauten vorgenommen und verschiedene Maßnahmen zur Kosteneinsparung getroffen. Doch die gestiegenen Energie- und Personalkosten hätten diese Einsparungen wieder aufgefressen, während die Umsätze weiter abnahmen.
Eine Krise sei ein Wendepunkt, griff Thomas Hann die Situation des Landmarktes und auch der Bäckerei Stoll auf. Seit Jahren begleite er Dörfer und Initiativen auf dem Weg der Zukunftssicherung, beispielsweise durch die Gründung von Genossenschaften. Bürger seien bereit, die Nahversorgung in die eigene Hand zu nehmen, habe eine Studie ergeben. Und tatsächlich schaffe ein in der eigenen Gemeinde ausgegebener Euro eine Wertschöpfung in Höhe von fünf Euro. Es könne sich also im wahrsten Sinn des Wortes lohnen, ins eigene Dorf zu investieren.
Gerne hätten manche Besucher der Veranstaltung konkretere Tipps erhalten, wie die Zukunft von Markt und Bäckerei gesichert werden könnte, doch seinen kurzfristigen Auftritt müsse man als Weckruf und Angebot verstehen, erklärte Hann. „Wir können Sie begleiten und Kompetenz an die Hand geben, machen müssen aber Sie“, sagte er.
Nein zu Strohfeuer
Dennoch versuchte es eine Frau: Wenn alle versprächen, pro Einwohner ausreichend viel im Landmarkt auszugeben, „würden Sie dann weitermachen“, fragte sie Rudolf Isele. Sicher wäre das dann eine Überlegung wert, antwortete er und ergänzte offen, „erfahrungsgemäß sind das aber Strohfeuer“. Die Veranstaltung könnte nun doch eine konkrete Entwicklung nach sich ziehen, die von Theo und Petra Stoll sowie Rudolf Isele mit Unterstützung von Thomas Hann angeschoben wurde. Denn etliche Besucher notierten in Listen ihre Kontaktdaten und bekundeten die Bereitschaft, an einer Lösung, beispielsweise der Gründung einer Genossenschaft, mitwirken zu wollen.