Bernau – Eigentlich wollte Nils Mutterer erst mal nur zugucken. Ein Klassenkamerad seiner Schwester war im Skisprungtraining bei Benno Kaiser im Menzenschwand und das interessierte den Erstklässler. „Nimm Deine Ski mit“, riet sein Vater Andreas, als es zum ersten Mal nach Menzenschwand ging. Und das machte Nils auch und wagte mit seinen Abfahrtsskiern dann gleich den ersten Sprung über die Schanze. Es war der Startschuss für eine bislang überaus erfolgreiche Laufbahn als Skispringer.
Nach dem ersten Winter nahm Kaiser den jungen Skispringer mit nach Hinterzarten zum Mattentraining. Es folgten erste Wettkämpfe, zunächst im Hans-Thoma-Pokal mit Springen in Menzenschwand, Hinterzarten, Breitnau und Schönwald. Mit sieben Jahren wurde Nils Mutterer erstmals Gesamtsieger, neun und zehn Jahre alt war er bei weiteren Gesamtsiegen. 2019 folgte dann ein Erfolg mit dem Sieg in der Gesamtwertung der Kids Trophy mit zehn Springen in ganz Baden-Württemberg. Weitere Erfolge waren unter anderem der vierte Platz mit dem Team Baden-Württemberg II bei einem Teamspringen in Winterberg, ein siebter Platz beim Deutschen Schülercup und im Februar wurde Nils baden-württembergischer Schülermeister.
Vier Mal in der Woche steht Training auf dem Programm. Zwei Einheiten finden in der Halle statt, dabei geht es um Kraft, Koordination, Gleichgewicht und Schnellkraft. Und zweimal geht es auf die Schanze, sommers wie winters. Denn anders als andere Wintersportarten hat sich das Skispringen inzwischen zu einer Ganzjahressportart entwickelt. Wenn es keinen Schnee gibt, wird auf Matten gewechselt.
Immer wieder stehen auch mehrtägige Lehrgänge, unter anderem in der Schweiz und Österreich, für Nils an, der inzwischen dem Landeskader angehört. Dazwischen gibt es nur kurze Pausen von zwei bis drei Wochen. Trainiert wird gemeinsam mit allen Skispringern aus dem Hochschwarzwald, ein Trainerteam mit acht Trainer, dem auch Philipp Rießle angehört, betreut den Springernachwuchs. Und wie lässt sich der Sport mit der Schule vereinbaren? Ganz gut, meinte Nils dazu, der die neunte Werkrealschulklasse der Fürstabt-Gerbert-Schule besucht.
Für die Lehrgänge gibt es Schulbefreiungen, die Lehrer geben aber auch Aufgaben mit. Täglich sind neben dem Training Lernzeiten angesetzt, auf deren Einhaltung die Trainer achten. Und wenn er in der Schule etwas verpasse, passe er in den nächsten Tagen gut auf, dann klappe es, erklärte Nils. „Buben sind da pragmatisch“, sagt sein Vater schmunzelnd.
Und wie sind die weiteren Pläne für die Zukunft? Eines steht schon jetzt für Nils Mutterer fest: „Ich werde mit dem Sport nicht aufhören.“ Ein Ziel sei erst einmal die Teilnahme an internationalen Wettkämpfen im Alpencup, dann werde man weitersehen. In diesem Jahr stehe der Hauptschulabschluss an, wie es dann weitergehe, werde sich in nächster Zeit entscheiden. Optionen sind ein weiteres Schuljahr in St. Blasien oder ein Wechsel auf das Skiinternat Furtwangen. Nach der Schulzeit könnte sich der 14-Jährige, falls er dem Skispringen weiter treu blieben wird, eine Laufbahn bei der Bundeswehr oder dem Zoll vorstellen.
Ein Wunsch von Nils hat sich aber bislang nicht erfüllt. Nachdem während eines Lehrgangs in Garmisch-Partenkirchen das Training auf der kleinen Olympiaschanze wetterbedingt abgesagt worden war, hatten die Jugendlichen die Möglichkeit, die große Schanze zu besichtigen. Da wäre er zu gerne gesprungen, sagt er, aber die Bedingungen ließen das nicht zu. Angst vor dem Sprung hätte er nicht gehabt, zeigt er sich überzeugt. Denn man gucke ohnehin nicht nach unten, sondern nur auf die Ampel und den Trainer, der die Springer abwinke, erklärt er. Und wenn man einmal stürzt? Das komme bei ihm selten vor, sagt der 14-Jährige. Wenn doch: Gleich noch einmal springen, sonst baut sich Angst auf.