Bernau – Wie soll sich die Kommune weiterentwickeln, was erwarten die jungen und älteren Bürgerinnen und Bürger von ihrer Heimatgemeinde? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des Gemeindeentwicklungskonzeptes, das derzeit erarbeitet wird. Ein wichtiger Teil dieses Prozesses ist die Mitarbeit der Einwohner. Rund 230 Bernauerinnen und Bernauer verschiedener Altersgruppen kamen jüngst zur Bürgerwerkstatt in das Kurhaus.
Alle Menschen würden sich über Bernaus Zukunft Gedanken machen, sagte Bürgermeister Alexander Schönemann. Das, was man habe und als gut ansehe, wolle man erhalten, und die Dinge, die einen stören, möglichst ändern. Gleichzeitig würden sich aber auch die Rahmenbedingungen ändern und neue Herausforderungen schaffen. Den Klimawandel oder den demografischen Wandel nannte er als Beispiele. In Bernau müsse man sich also zum Beispiel über den Wasserhaushalt, den Wintersport und den Tourismus im Allgemeinen, oder auch darüber Gedanken machen, wie man der älter werdenden Bevölkerung die richtige Infrastruktur bieten kann. Digitalisierung, die Energiepolitik der Regierung und der Borkenkäfer seien weitere von ganz vielen möglichen Stichworten. Und man müsse Rezepte finden, wie man in Bernau mit allen Herausforderungen umgehen will, sagte der Bürgermeister.
Der Blick von außen sei häufig hilfreich, um zu erkennen, was eine Gemeinde hat oder was fehlt, sagte Schönemann in Richtung der beiden Mitarbeiterinnen des Beratungsunternehmens Steg, das die Gemeinde bei dem Prozess begleitet. Stephanie Witulski und ihre Kollegin Gabriele Bielinskaite hatten auch den Abend vorbereitet. Sie selbst analysieren zwar die Ausgangslage der Gemeinde, das Entwicklungskonzept sei aber das Ergebnis eines Dialogs über die Zukunft der Gemeinde.
Bürger haben viel beizutragen
Und an dem Abend waren die Bürger als Dialogpartner gefragt: Zu sieben Themenbereichen, beispielsweise zu Tourismus, Sportinfrastruktur, bürgerschaftlichem Engagement oder Versorgung konnten sie sich äußern. An Stellwänden befestigten sie viele Anregungen oder Hinweise zu Schwächen. Auf einem Luftbild konnten sie auch Wünsche mit beschrifteten Würfeln gleich verorten.
Dass der Wunsch nach einer Sporthalle eine so große Rolle spielen würde, habe er erwartet, sagte Schönemann später am Abend, als auf dem Luftbild der Stapel mit dem Hinweis auf die Halle alle anderen Wünsche überragte. Eine Sporthalle, die man sich schon seit etwa fünf Jahrzehnten wünsche, sei allein angesichts der Vielzahl von Kindern in den sporttreibenden Vereinen nötig, sagte ein Teilnehmer. Natürlich ist den Bürgern die Nahversorgung wichtig, Würfel mit dem Thema fanden sich am Standort des Landmarktes und auch im Gewerbegebiet Weierle. Auch ein Carsharing-Angebot, eine Tagespflege, Platz für Tinyhouses (Kleinsthäuser), Ideen für die Ganzjahresnutzung des Sportzentrums Spitzenberg, Angebote für altersgerechtes Wohnen, sogar einen Naturbadesee oder auch ein Ruftaxi schlugen die Bernauerinnen und Bernauer vor.
Vielfältig waren auch die Anregungen und Wünsche, die an die Stellwände geheftet wurden. So fand sich dort zum Beispiel die Anregung, die Kindergartenöffnungszeiten so zu gestalten, dass sie stärkere Berufstätigkeit von Eltern zulassen. Auf alle Fälle, so ein Wunsch, Bernau möge die „moderne, weltoffene Kultur weiterpflegen“. Ein Radweg zwischen Riggenbach und Dorf, die Möglichkeit, kostenlos zu parken, die Einrichtung eines Jugendtreffpunkts, der Ausbau des Busnetzes, der Ausbau der Wasserkraft oder der Bau eines Löschweihers im Ortsteil Kaiserhaus sind einige der vielen genannten Hinweise.
Die Bürgerinnen und Bürger können noch weitere Wünsche, Ideen und Anregungen äußern. Dafür ist eigens eine Online-Beteiligungsplattform freigeschaltet worden, die bis zum 24. Mai genutzt werden kann. Auch dort sind schon etliche Beiträge zu lesen.
Bis in den späten Abend wanderten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung über das Luftbild und vertieften sich in Gespräche und zeigten so großes Interesse an der Gemeindeentwicklung.