Bonndorf Ein verheerender Großbrand tobte im Jahr 1827 in Bonndorf, 52 Gebäude wurden zerstört. Damals brannte es rund um die im heutigen oberen Martinsgarten stehende Pfarr- und frühere Klosterkirche. Beim Brand blieb die mehr als 600 Jahre alte Kirche von den Flammen verschont. Doch am 18. Juli 1842 brannte es erneut. Die „Freiburger Zeitung“ schrieb: „In der Wohnung des Kirchenfonverwalters Binder brach gestern zwischen 10 und 11 Uhr nachts Feuer aus. In Zeit einer Stunde waren Kirche, das Pfarrhaus und 7 Privathäuser samt Scheuern und Stallungen eingeäschert. Der nächtlichen Windstille verdankt man die Rettung des Orts. Es war schauerlich erhaben, wie die Kirchenglocken sich selbst zu Grabe läuteten.“
Erst 1846 konnte mit dem Bau der neuen Kirche oberhalb der Stadt begonnen werden. Joseph Berckmüller war der Architekt für das im neuromanischen Stil als „Pseudobasilika“ erbaute Gotteshaus. Die Ruinen der alten Kirche und des Paulinerklosters wurden für das Fundament verwendet. Am 7. Mai 1846 folgte die Grundsteinlegung und an Peter und Paul 1850 zog man in einer schlichten Feier in die neue Kirche ein. Die neue Kirche, im Mitte des 19. Jahrhunderts beliebten Sichtsandstein gehalten, hat sich seither äußerlich nur unwesentlich verändert.
Ganz anders die innere Ausstattung. Anfangs muss die Kirche sehr sparsam ausgestattet gewesen sein. So gab es keine Seitenaltäre und nur einen schlichten Hochaltar. Die Kirche war nur getüncht und erst zehn Jahre später kamen von der Malerin Amalie Bensinger ein Altarbild (Verklärung Christi) und vier weitere Bilder als erste künstlerische Ausschmückung in die Kirche. Als Fridolin Honold 1881 Stadtpfarrer von Bonndorf wurde, kam ein kunstbewanderter Mann in die Stadt, dem die Innenausstattung der Kirche überhaupt nicht zusagte. Er sorgte von 1891 bis zu seinem Tod 1900 für die Ausgestaltung der Kirche, so wie sie heute noch vorzufinden ist.
Josef Simmler, Bildhauer, Maler und Altarbauer aus Offenburg, malte die Kirche im Nazarener Stil aus und fertigte neben dem Hochaltar auch die Seitenaltäre. Pfarrer Honold hat die Themen der einzelnen Bildfolgen entworfen und Simmler in seiner Arbeit inspiriert. So ist der Chorraum mit sechs großen Bildern geschmückt, welche die sieben Sakramente darstellen. Das Sakrament der Eucharistie wird durch den 1896 geweihten Hochaltar dargestellt. Im Hauptschiff befindet sich ein Bilderreigen, der das Glaubensbekenntnis in eindrücklicher Weise darstellt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg zeigte sich immer deutlicher, dass auch an der Bonndorfer Kirche die Zeit nicht spurlos vorbeiging. Die Innenausmalungen im Gotteshaus hatten sehr gelitten und es wurde erwogen, die Simmler‘schen Kunstwerke zu übermalen. Da für die Pfarrkirche der Staat baupflichtig ist, wurde diese Entscheidung auch aus finanziellen Gründen jedoch immer wieder verschoben.
Zwischenzeitlich hatte man aber die Bedeutung des Bauwerkes erkannt, welches eines der charakteristischsten und qualitätsvollsten Gesamtkunstwerke seiner Zeit in weiter Umgebung darstellt. Darum wurde ab 1972 mit der Innenrenovierung begonnen, in deren Phase die evangelische Kirchengemeinde ihre Pauluskirche den Katholiken zur Verfügung stellte. 1974 waren die Renovierungsarbeiten abgeschlossen, sodass man in einer feierlichen Prozession wieder in die Kirche ziehen konnte. 1984 erhielt das Gotteshaus eine neue Orgel mit 32 Registern, wobei noch 17 Register aus der alten Orgel verwendet wurden.
Am Wochenende, an Peter und Paul, wird nun das 175. Kirchweihfest, zusammen mit 50 Jahren Städtepartnerschaft Bains-les-Bains mit einem Festgottesdienst und einer Prozession zum alten Kirchplatz im Martinsgarten gefeiert. Außerdem wird das Pfarrfest in der Stadthalle veranstaltet. Die Seelsorgeeinheit Bonndorf-Wutach lädt dazu herzlich ein.