Endlich wieder Markt. Nach einer coronabedingten Saison ohne Krämermärkte, zog der Jakobi-Markt in Bonndorf am Donnerstag zahlreiche Besucher an. Alt und Jung, viele Familien mit Kindern genossen das bunte Angebot der rund 30 Händler in Bonndorf, die sich ihrerseits glücklich schätzten, endlich wieder eine Möglichkeit zu haben, ihr Angebot zu präsentieren und alte Stammkunden wiederzusehen. Viele Händler sehen nach der Lockdown-Zeit in eine überaus unsichere Zukunft.
Es herrschte reges Treiben auf dem Jakobi-Markt in Bonndorf und die Besucher zeigten sich auch kauffreudig. „Die Leute freuen sich und sind begeistert, endlich wieder unter freiem Himmel bummeln und einkaufen zu können“, sagte Gabriele Schützelhofer, die auf dem Markt Spielzeug und selbstgefertigte Puppenkleider anbietet. In der Tat ließ sich der Eindruck gewinnen, dass der erste Krämermarkt in Bonndorf in dieser Saison mehr Publikum angezogen hat als sonst.

Ließ das Marktgeschehen in Bonndorf in den vergangenen Jahren eher nach, schien das Angebot nach der langen Flaute wieder auf mehr Wertschätzung zu stoßen. Die Besucher genossen das Geschehen, achteten dennoch auf Abstand und die überwiegende Mehrheit war auch mit Mund-Nasen-Schutz ausgestattet, der dann auch beim Kauf zum Einsatz kam. Die Händler selbst beachteten ebenfalls die Regeln, Desinfektionsmittel standen an den Ständen zur Verfügung.
Hauptamtsleiter Harald Heini war unterwegs, um nach dem Rechten zu schauen und darauf, ob eventuell Corona-Vorschriften missachtet werden. Seitens der Händler gab es Lob für die Bonndorfer Stadtverwaltung. Es gäbe viele Kommunen, die Märkte nach wie vor absagen, weil sie die Verantwortung nicht tragen wollen. Dass Bonndorf sich traut, finde er super, meinte etwa Hubertus Lickert, der an seinem Stand Produkte aus Filz anbietet.
Die Händler versuchten, an dem sonnigen Markttag in Bonndorf, ihre Probleme zu vergessen. Und diese sind enorm, kamen sie durch die monatelange Absage von Märkten und größeren Veranstaltungen doch in Existenznöte. „Das ist der dritte Markt in diesem Jahr, an dem ich teilnehmen kann“, sagte Peter Kessler, der seiner Arbeit als Händler bereits seit 30 Jahren nachgeht. Kessler, der Küchenutensilien aus Holz anbietet, weiß nicht, wie er in diesem Jahr über die Runden kommen soll. „Ich bin ratlos, zumal man nicht weiß, wie lange die Flaute noch anhalten wird.“
Die Aussichten auf ein gutes Weihnachtsgeschäft seien eher schlecht, meinte er und: „Wenn es im nächsten Jahr nicht besser wird, bin ich pleite. Die Marktbeschicker haben keine Lobby, wir sind kein wichtiger Wirtschaftszweig“, sieht Kessler pessimistisch in die Zukunft, wenngleich er die Hoffnung nicht aufgeben will.
In dritter Generation führt Tanja Ludolph mit ihrem Mann einen Süßwarenstand, ihr Vater war mehr als 15 Jahre Stammhändler auf den Bonndorfer Märkten. Auch für sie war es der dritte Markttag, an dem sie ihre Produkte anbieten konnte. Alles war abgesagt, Märkte und Feste, und für die Wochenmärkte erhalte man keine Genehmigung. Einnahmen bleiben aus, die Kosten laufen trotzdem weiter, ergänzt sie und fügt an: „Die Corona-Soforthilfe war da halt nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Aber die junge Händlerin versucht, das Beste aus der Situation zu machen. Sie freut sich über die Bonndorfer Kundschaft, die sich ihrerseits über die gebrannten Mandeln, Magenbrot und weitere süße Leckereien freut.
„Wir sind glücklich, hier sein zu können, unsere Kunden und Marktkollegen wieder zu sehen“, meinte Hubertus Lickert, der die Situation der Marktbeschicker aber ebenfalls als trostlos bezeichnet. Das Oster- und Pfingstgeschäft ist total weggebrochen, Weihnachten ist noch unsicher, sagt er und sieht sich dennoch noch in einer besseren Situation als so manchen Kollegen, „schließlich gehen meine Filzprodukte nicht kaputt“. Die Corona-Hilfe reiche nicht aus, um den Einnahmeausfall zu überbrücken, erläutert er weiter und er befürchtet, dass viele Händler nicht überleben werden können.
Drei bis neun Markttage seien bisher möglich gewesen, normalerweise seien es 130 Markttage im Jahr, ergänzt Gabriele Schützelhofer (Spielwaren), die dem Kollegen am Stand einen Besuch abstattete. Die Corona-Regelungen sind für die Händler nicht nachvollziehbar. Ein Infektionsrisiko auf einem Markt unter freiem Himmel sei doch nicht größer als in einem Kaufhaus oder einem Freizeitpark, meinen sie und schieben dann die düsteren Gedanken wieder zur Seite: „Wir wollen den Markt in Bonndorf genießen“, meinten sie nach der langen Zwangspause, und die gute Stimmung hier gebe auch Hoffnung, dass die Zeiten wieder besser werden.