Die tierärztliche Versorgung von Nutz- und Großtieren ruht im Landkreis auf immer weniger Schultern. Tierärzte haben in den vergangenen Jahren alters- oder gesundheitsbedingt aufgehört. Gerade im Bereich der Nutz- und Großtiere fehlt es an Nachfolgern.

Conny Fels betreibt die Nutztierpraxis Ühlingen. Aktuell betreut sie gemeinsam mit ihrem Assistenten Osama Bsheir rund 400 Betriebe mit mehr als 10.000 Tieren in der Region. Als sie vor etwas mehr als zehn Jahren in der Praxis von Thomas Wasmer anfing, gab es noch zehn Nutztierärzte im Umland. „Wir haben seitdem sechs Praxisgebiete übernehmen müssen“, berichtet Conny Fels im Gespräch.

Auch die Arbeit der Tierärzte hat sich deutlich verändert. „Fast 60 Prozent unserer Zeit müssen wir inzwischen auf bürokratische Arbeiten verwenden“, stöhnt die leidenschaftliche Tierärztin. Die Dokumentationspflichten und Praxismanagement nehmen viel Zeit in Anspruch. Damit das alles bewältigt werden kann, beschäftigt Conny Fels drei Mitarbeiterinnen im Büro. Ebenso hat sich die praktische Tätigkeit der Tierärzte verändert. „Die jungen Landwirte sind in Grundlagen der Gesundheitsfürsorge für die Nutztiere gut ausgebildet und machen viele Behandlungen selber“, berichtet Conny Fels. So werden die Tierärzte dann oft nur noch zu Notfällen gerufen. „Leider manchmal auch erst recht spät“, merkt Conny Fels kritisch an. Die Bestandsbetreuung mit Impfungen, Besamungen, Gesundheitskontrollen und Futterberatung nimmt den größten Raum im Alltag der Tierärzte ein.

Die Ausbildung zum Tierarzt erfolgt über das Studium an einer der fünf Tierärztlichen Hochschulen in Deutschland oder im Ausland. „Der Zugang zum Studium ist allerdings kompliziert und nicht gerade bewerberfreundlich“, wissen Tatjana Boysen und Angelina Stritt, beide Studentinnen im zehnten Semester und derzeit im Praktikum in der Praxis in Ühlingen. Das Studium ist sehr verschult und theoretisch mit wenig Praxisbezug, bemängeln die beiden Studentinnen und auch Conny Fels. „Das muss man wirklich wollen und sich durchbeißen“, betonen die Studentinnen.

Die Zahl der Studierenden ist in den vergangenen Jahren deutlich gesunken, meist sind mehr als zwei Drittel Frauen. Viele steigen vorzeitig aus, weil sie mit falschen Vorstellungen angefangen haben oder frustriert von der Theorielastigkeit sind. Von 11.889 niedergelassenen Tierärzten in Deutschland sind nur 768 auf Nutztiere spezialisiert (Stand 2021). Bisher können die Landwirte in der Region noch nicht über Engpässe in der tierärztlichen Versorgung berichten. Friedrich Bündert, Wilfried Kaiser und Daniel Stritt, Vorsitzende der BLHV-Ortsgruppen, ist die angespannte Lage aber klar. „Die Qualität der Arbeit der Tierärzte ist dank ihres besonderen Einsatzes weiter sehr gut“, betont Friedrich Bündert vom BLHV Bonndorf.

Für die Zukunft sehen die Landwirte aber Probleme, wenn weitere Tierärzte im Nutztierbereich ohne Neubesetzung der Stellen aufhören. „Ohne personelle Aufstockung ist das künftig nicht zu schaffen“, sagt Praxisinhaberin Conny Fels. Dabei muss niemand rund um die Uhr jeden Tag arbeiten. Freizeit, Urlaub oder Teilzeitarbeit, das sei eine Frage der Organisation, so die Betriebsinhaberin.

Die Lage ist schwierig, aber: „Es ist der schönste Beruf der Welt, den man mit Herzblut machen muss“, sagen die beiden Tierärzte Conny Fels und Osama Bsheir im Gespräch. Dabei gilt für sie das Credo des ehemaligen ersten Paragraphen des Tierschutzgesetzes: „Der Tierarzt ist der berufene Beschützer der Tiere“.