Mit einer beeindruckenden Show stimmten die Bonndorfer Pflumeschlucker am „11.11.“ unterhaltsam auf die bevorstehende Fasnacht ein. Das Motto für den Fasnachtsmendig lautet „Bonndorfer Puppenkiste„.
Narrenrat Marco Johner hatte tief in die Trickkiste gegriffen und als Drehbuchautor sowie Regisseur in bewährter Weise vielerlei Befindlichkeiten aufgegriffen, welche die Narren – oder auch Nichtnarren – in der Löwenstadt das Jahr über beschäftigt haben.
Prominenz machte sich eigens auf den Weg nach Bonndorf. Allen voran Donald Trump (Jan Plum), der dem Kasperl als solchem ja andauernd den Rang streitig macht und bereits nach dem Verzehr von vier Apfelkernen erkennbar an Intelligenz gewinnt.

Kaum hatte er die geschluckt, merkte er, dass er für zehn Euro eigentlich weitaus mehr Äpfel bekommen könnte als lächerliche vier Kerne. Nun, Gretl (Michaela Matt) hatte auf diese Weise ihren Spaß mit dem amerikanischen Großmaul, das mit Boris Johnson (Harald Meier) prominente Unterstützung aus dem Brexit-Paradies bekam.

Winfried Kretschmann – imitiert von Charly Strauß – durfte bei solcher Besetzung freilich nicht fehlen. Tapfer stellte sich der schwäbelnde Landesvater nebst raffiniert eingebauter Produktplatzierung einer hier nicht näher bezeichneten, schwäbischen Automarke dem Bonndorfer „Fridays for Future„-Protest und der Klimaexpertise zweier kritischer Rentner. Und fragte sich bei der Gelegenheit, weshalb Bonndorf nur zwei Windräder hat und ob Adlers Solarpark unterirdisch installiert ist.
Wo der Ministerpräsident ist, muss auch der Landrat (Jürgen Faller) mit gewichtigen Worten vertreten sein. Die Einweihung des Fahrrad-Verkehrsübungsplatzes geriet mitsamt geistlicher Vertreter sowie Helikoptermütter und trotz nach wie vor fehlenden Kreisverkehrs zum Erfolg. Neben solcherlei Polit-Größen erscheint der Bürgermeister (Wolfgang Knaak) mit seinem Heini (Paul Müller) beinahe als Nebenfigur.
Obschon gerade diese beiden trinkfreudigen Schwerenöter im Chefzimmer des Rathauses beim einen oder anderen Schnaps den berühmten roten Faden durch vier lustig pikante Szenen spannen und dabei manch kommunalübergreifende Feier und so manche persönliche Interna aufzeigten. Denn spätestens wenn aus dem Hofmachen wöchentliches Hofwischen wird, wisse man, was es geschlagen hat. An der Fasnet wurden Heini und der Bürgermeister von den Narren abgelöst – wie im richtigen Leben.

Ab dem Schmutzige Dunschdig leerte also Narrenvater Clemens Podeswa mit seinem Alex (Alexander Matt) die Schnapsflasche im Schreibtisch. Und bestätigte anlässlich von Hebammengesuchen, Ehescheidungen sowie anderer wichtiger Amtshandlungen, dass Alex die Qualitäten seines berühmten digitalen weiblichen Pendants um ein Vielfaches toppt. Doch was wäre der 11.11. ohne das stadtprägende Thema Breitband? Baustellengeplagte Wutbürger und Smartphone-routinierte Teenager zeigten den Weg in die digitale Zukunft auf.
Es fehlte nichts an diesem 11.11.: Weder Klimawandel noch Welthandel, Bildungspolitik oder jede Menge Lokalkolorit. Sämtliche Schauspielgrößen legten sich für die Inszenierung mächtig ins Zeug und zeigten einmal mehr auf, welch herausragende Bühnentalente in Bonndorf schlummern.
Nicht nur beim Kasperletheater schien einer den anderen mit seinen scharfen Pointen übertreffen zu wollen. Zwischen den Szenen bescherten in bewährter Weise vier Tanzgruppen Kurzweil. Mit einer Gruppe um Magdalena Malich gab es sogar wieder Verjüngung. Auch die jungen Kicker zeigten nach einer Choreografie von Anna Ketterer, dass sie nicht nur auf dem Rasen klasse mit dem Ball jonglieren, sondern auch prima tanzen können.
Ein sehenswertes akrobatisches Lichterspektakel führten an diesem Abend die Leistungsturnerinnen mit Janine Ketterer auf, während drei Schweizer Pilzräuber vor prächtigem Bühnenbild wie fremdgesteuerte Marionetten wirkten. Fulminanter Abschluss des Bühnenspiels waren am Ende die Bestätigung von Narrenräten und Verpflichtung der Pflumeschlucker, ehe die mehr als 350 Besucher glückselig in den Narrenmarsch und „Hänket iie“ der Stadtmusik unter närrischer Leitung von Daniel Weißer einstimmten.