Nach schwerer Krankheit verstarb am Sonntag im Alter von 92 Jahren in einer Waldshuter Pflegeeinrichtung Paul Eisenbeis.
Der Verstorbene wirkte lange in der Gemeinde Görwihl zuerst als Lehrer und dann Rektor, aber auch als Heimatforscher und Journalist. Eisenbeis war Ehrenbürger der ehemals selbstständigen Gemeinde Strittmatt und der Gemeinde Görwihl. Für seine überaus großen Verdienste war ihm 1998 das Bundesverdienstkreuz verliehen worden.
„Paul Eisenbeis war eine über Jahrzehnte besonders herausragende Persönlichkeit. Er hat bei den Menschen der Region einen vielfältig großen Eindruck hinterlassen“, würdigte der Görwihler Bürgermeister Carsten Quednow Paul Eisenbeis. Für die Gemeinde Görwihl bleibe er immer als Ehrenbürger von Strittmatt und danach ganz Görwihl in Erinnerung. „Wir sind froh, seine Tat- und Schaffenskraft bis ins hohe Alter von 92 Jahren gehabt zu haben“, so Quednow. Eisenbeis‘ Mithilfe verdanke die Gemeinde geordnete Archive, eine lebendige Geschichtschronik und das Heimatmuseum.
Das Heimatmuseum – sein Verdienst
Das Görwihler Heimatmuseum ist eines der Werke, das bleibend an Paul Eisenbeis erinnern wird. Mit Gleichgesinnten gründete er den Förderverein und baute das Museum ständig aus. Heute präsentiert es Besuchern aus nah und fern auf vier Etagen Exponate der Görwihler und Hotzenwälder Geschichte. Dass auf einer Etage ein Schulzimmer, wie in früheren Zeiten, mit Bänken und Tischen und einer Kreidetafel eingerichtet wurde, das war eine besondere Freude für den Schulmeister Paul Eisenbeis.
Ein Lehrer mit Leidenschaft
Über 1000 Museumsführungen machte er. Wenn dann die Besucher auf den Bänken Platz nahmen, dann merkte man beim Vortrag, mit welcher Leidenschaft und Können er früher seine Schüler unterrichtete. Dass die in schriftlicher Form den Besuchern präsentierte Geschichte des Museums von Paul Eisenbeis verfasst wurde, versteht sich fast von selbst. Über das Heimatmuseum gibt es auch einen Videofilm, bei dem Paul Eisenbeis mit einer Kindergruppe den früheren Schulalltag präsentiert.
Aus der Feder des Verstorbenen stammt auch das Freilichttheaterstück über die Einungsmeisterwahl. Es wurde 1996 auf dem Görwihler Marktplatz uraufgeführt, über 100 Trachtenträger sorgten damals für ein farbenprächtiges Bild. Auch das Görwihler Wappen kreierte der Verstorbene. Es ruft auf der linken Seite Erinnerungen an Österreich und Habsburg wach, während die rechte Seite der Grafschaft Hauenstein gewidmet ist. Eine Tanne mit einem Eichhörnchen vervollständigen das Bild.
Arbeit als freier Journalist
Bestens bekannt ist Paul Eisenbeis auch durch seine journalistische Tätigkeit, die er auch dann noch ausführte, als er schon Jahrzehnte im Ruhestand war. So begann er mit seiner journalistischen Arbeit bereits, als er noch in Strittmatt Lehrer war und für den SÜDKURIER über die Anlässe in der Gemeinde berichtete.
Seine Verbundenheit mit dem SÜDKURIER war auch daran zu erkennen, dass viele Jahre sein Mitarbeiterkürzel „yd“ auch auf dem Kennzeichen seines Personenwagens zu lesen war. Ganz besonders gerne schrieb er über die Geschichte der Grafschaft Hauenstein und die Salpetererunruhen. Gerade dann, als er sich aus dem Schuldienst verabschiedete, blieb für ihn mehr Zeit, in regionalen und überregionalen Archiven zu blättern und die Darstellungen festzuhalten um sie später weiter zu geben. So erschienen viele seiner historischen Geschichten auch in überregionalen Zeitungen und Zeitschriften.
Zahlreiche Auszeichnungen
Ein Meilenstein im Leben des Verstorbenen sind aber auch seine vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten. So gehörte er eine Periode dem Görwihler Gemeinderat an und war anschließend an fast jeder Gemeinderatssitzung in Görwihl als Zuhörer dabei. Auch im Pfarrgemeinderat der katholischen Kirchengemeinde in Görwihl brachte er sein Wissen ein und während neun Jahren war er auch im Personalrat des Schulamtes aktiv. Als Einungsmeister der Einung Görwihl war er aktiv und wurde vom Arbeitskreis Alemannische Heimat mit der Ehrennadel ausgezeichnet. Mehrere örtliche Vereine haben die Leistung des Verstorbenen mit der Ehrenmitgliedschaft gewürdigt. Seit 1956 war er auch Mitglied der CDU und mehrere Jahre auch als Schriftführer tätig.
Rückblick auf ein bewegtes Leben
In Oberweier bei Lahr stand die Wiege von Paul Eisenbeis. Er kam 1927 auf die Welt, seine Eltern hatten eine Landwirtschaft. Bereits als 16-Jähriger, noch vor seinem Abitur, musste er zum Arbeitsdienst und wurde später als Luftwaffenhelfer eingesetzt. Im Herbst 1945 kam er wieder in die Heimat und konnte dann seine Schulausbildung abschließen. In Offenburg machte er dann seine Lehrerausbildung und ging 1950 dann in den Schuldienst. So waren dann die Volksschulen in Oberhof und Binzgen seine Arbeitsorte, ehe er 1953 nach Strittmatt kam und 1966 die Schulleiterstelle in Görwihl übernahm. 1990 ging er in Ruhestand.
1952 heiratete Paul Eisenbeis seine Frau Hildegard, die drei Kinder auf die Welt brachte. In Görwihl wurde ein Eigenheim errichtet. 2009 starb seine Frau. Bis vor kurzer Zeit war er immer noch mit seinem Personenwagen unterwegs. Die Beisetzung des Verstorbenen findet auf dem Friedhof in Görwihl im engsten Familienkreise statt.