Grenzach-Wyhlen – Der Limes markierte einst die Grenze zwischen dem Römischen Reich und dem Gebiet der Germanen. Im Jahr 2005 wurde der Grenzwall zum Weltkulturerbe ernannt. Hierzu konzipierte das Grenzacher Archäologen-Ehepaar Claudia und Bernhard Greiner eine Ausstellung, die in den Gemeinden und Städten entlang der Grenzanlage zu sehen war. 20 Jahren später erreicht die aktualisierte Ausstellung nun Grenzach-Wyhlen.

Zu früheren Stationen gebe es jedoch einen großen Unterschied, sagt Claudia Greiner. In den Gemeinden entlang des Limes steuerte jeder Ausstellungsort Funde bei. In Grenzach, das im römischen Hinterland lag, war das natürlich nicht möglich. Deshalb besteht
die Ausstellung hier aus Schautafeln mit Infos, Fotos, Zeichnungen und Kartenmaterial. Die Ausstellung stellt auch die Unterschiede zur Grenzregion heraus.

Auf den ersten Blick seien die beiden Gebiete eigentlich ganz ähnlich, sagt Claudia Greiner bei der Führung durch die Ausstellung. Der Limes knickt beim heutigen Lorch genauso ab, wie der Rhein in der Nähe der damaligen Stadt Augusta Raurica. Der Unterschied sei, dass der Limes eine künstliche Linie sei, der Hochrhein ist hingegen eine natürliche Grenze.

Die Siedlungszeit um die Römervilla und der Stadt Augusta Raurica dauerte in etwa 100 Jahre länger als die am Limes – nämlich ab 50 nach Christus bis zum langsamen Abbau ab dem Jahr 270 nach Christus. Die Hochzeit des Limes umfasst nur die Zeit um etwa 150 bis etwa 260 nach Christus – also drei Generationen kürzer, erläutert Claudia Greiner. „Wir mussten am Limes alles zusammensuchen, was wir für die Ausstellungen an Exponaten haben wollten. Am Hochrhein weiß man nicht, wo man anfangen und was man weglassen soll“, erklärt die Archäologin Greiner.

Der Limes war eine rein militärische Anlage. Die Römer wollten das Gebiet südlich des Walls nicht zwangsläufig in ihr Reich einverleiben, sondern die Garnisonsstraßen von der Provinzhauptstadt und dem Legionsstandort Mainz nach Augsburg sichern. So hatten die Soldaten eine winterfeste Verbindung, um jederzeit schnell eingreifen zu können. Den Wall kann man heute noch gut im schwäbisch-fränkischen Wald erkennen. Die Kastelle hatten am Limes rund 500 Mann Besatzung. Zwischen den Kastellen lagen Wachtürme, Wall, Graben und Palisadenzaun. Es gab teilweise 80 Kilometer lange, schnurgerade Grenzlinien, die am Ende eine Abweichung von nur 40 Zentimetern aufweisen. „Technisch konnte man den Römern nichts vormachen. Sie waren Meister ihres Faches“, sagt Claudia Greiner. Eine derart geringe Abweichung sei auch heute noch bemerkenswert. Das wäre zwar weitgehend ohne militärischen Nutzen gewesen, aber es war eine unübersehbare Machtdemonstration. „Du kommst als Germane an den Limes und du stehst vor einer Wand. Du guckst links und du guckst rechts, und es hört einfach nicht auf. Von Tor zu Tor über einen Tag Fußmarsch“, erzählt Greiner lachend.

Am Hochrhein in Augusta Raurica ging es hingegen luxuriös zu. Die Stadt war ein zentraler Verkehrsknotenpunkt zwischen den großen Fernhandelsrouten. Jeder, der von Italien über den Großen Sankt-Bernhard-Pass nach Norden wollte, und jeder, der von Britannien oder Gallien in den östlichen Teil des Römischen Reiches reiste, musste durch Augusta Raurica. Am Hochrhein waren keine Truppen stationiert.

„Augusta Raurica hatte bis zu 25.000 Einwohner. Es war eine florierende Stadt – eine Colonia – das Höchste, was eine Stadt überhaupt in einer Provinz erreichen konnte“, erklärt Claudia Greiner. Viele Besucher in der Römervilla glauben, dass auf einem Foto das antike Rom zu sehen sei. Das Foto zeigt aber eine Rekonstruktion der Stadt Augst mit ihren Amphitheatern, Bädern, Prachtbauten, Gastwirtschaften, Tempeln und Bordellen. Die Stadt habe sich also kulturell durchaus mit Rom messen können. Das Wasser kam per Aquädukt. Um die Stadt herum siedelten sich Gehöfte an. In der Römervilla in Grenzach seien die hochwertigsten römischen Fresken nördlich der Alpen zu finden, sagt die Archäologin Claudia Greiner. Qualitativ seien diese auf einer Stufe mit Rom und Pompeji.