Der Gugelturm zwischen Kleinherrischwand, Niedergebisbach und Engelschwand wurde im Jahre 1974 fertig gestellt. Die Konstruktion des Aussichtsturms ist eine technische Meisterleistung, die 1979 beim Wettbewerb „Holzbaupreis Baden-Württemberg“ ausgezeichnet wurde. Grund für die Prämierung war die damals eigenwillig anmutende Bock-Holzkonstruktion. Der Entwurf entstammt einer Freiburger Architektengruppe, die Planungsunterlagen erstellte Ingenieur Johann Georg Güdemann aus Kandern.

Der Turm ruht auf drei Pylonen, die in der ersten Ausführung aus 32 Meter langen Douglasienstämmen bei Kandern geschlagen wurden. Von dort transportierte Fuhrunternehmer Karle aus Todtmoos-Au die Stämme nach Kleinherrischwand – ein Ereignis mit Polizeigeleit. Die letzten Meter ab dem Waldheim über die Wiese zur Gugel übernahm Fuhrunternehmer Zumkeller aus Hartschwand das Gespann.

Da Holz unter Witterungsbedingungen arbeitet, bedurfte es einer Ausgleichskonstruktion für diese Kräfte. Deshalb ruhen die Pylone auf Stahlkugeln. Diese Stahlkugeln und die Pylone sind in Betonfundamenten gesichert. Die Gesamtkonstruktion ist über verschränkte Stahlseile in den Fundamenten verspannt.
Im ersten Neubau bestand die Treppenspindel aus einer in Todtmoos geschlagenen Tanne. Die Treppenstufen waren mit verzinkten Gitterrosten gesichert. In 16 Metern Höhe wurde eine hölzerne Aussichtsplattform eingehängt. Der Turm wurde am 23. Juni 1974 feierlich eingeweiht.

Der Heimatdichter Gerhard Jung schrieb eigens dafür ein Gedicht. Dieser Geburtstag des 30,5 Meter hohen Wahrzeichens jährte sich dieses Jahr zum 45. Mal. Nicht immer ragte die Turmspitze aus einem Wald. Erst die später vorgenommene Aufforstung der Gugel mit Fichten ließ die Spitze langsam ins Kronendach sinken.

Verschleiß machte 1991 ein Auswechseln des Vollholzes nötig. Eine Weilheimer Firma verwendete Leimbinderbalken, die zweifach aneinandergesetzt wurden, um die Höhe beizubehalten. 1992 wurde die Treppenspindel in Holz- und Stahlkonstruktion erneuert und die Aussichtsplattform saniert. Kosten in Höhe von 250 000 Mark fielen dafür an. Die erneuerte Konstruktion wurde am 12. Juli 1992 mit einem Einweihungs- und Benefizfest gewürdigt.

Die Baugeschichte
Direkt auf der Anhöhe der kleinen Gugelkapelle stand der Vorläufer des heutigen Gugelturms, kleiner, aus Holz und am 27. Juli 1930 feierlich eingeweiht. Die eigentliche Geburtsstunde des Gugelturms jährt sich im kommenden Jahr zum 90. Mal jährt. Der Schwarzwaldverein Herrischried will den runden Geburtstag seines Wahrzeichens 2020 gebührend feiern.
Vor 50 Jahren 1969 war diese Konstruktion allerdings so baufällig, dass sich der damalige Präsident des Schwarzwaldvereins, Dr. Schweigler, und der Vorsitzende der Ortsgruppe Herrischried, Joseph Auer, entschlossen, statt einer Sanierung einen Neubau zu forcieren. Auch damals mussten Tourismusprojekte die Hürde der Investitionskosten nehmen. Da der Gugelturm ein überregionales Wahrzeichen war und ist, kam erfreulich schnell ein solides Startkapital aus Spenden, Sponsorengeldern und der Unterstützung des Hauptvereins zustande, um das Baumaterial zu finanzieren.
Man begann 1971 mit dem Erdaushub für die Fundamente des neuen Turmes. Um Baukosten zu senken, wurde der Bau ein Freundschaftsdienst verschiedener Gruppen. Eine britische Pioniereinheit, die 16th Field Squadron R.E. aus Osnabrück, zerlegte den alten Turm und setzte die drei Betonfundamente für den neuen. Da der damalige Bauleiter privat schwer verunglückte, wurde die Pioniereinheit abgezogen, ohne das Bauwerk zu vollenden.
Für den zweiten Bauabschnitt ab Mai 1972 übernahmen Ingenieur Güdemann und Josef Auer die Bauleitung und die Bauaufsicht. Die Ausführung übernahm im Frühjahr 1972 ein Pionierzug der Bundesgrenzschutzabteilung Coburg II. Dieser übernahm das Einmessen der Pylone, die Betonfundamente wurden präpariert, die Treppenspindel vorbereitet. Danach waren drei Wochen um und das im wörtlichen Sinne schwerste Stück der Arbeit noch immer nicht erledigt. Der Flaschenzug für das Aufrichten der Konstruktion stand. An einen normalen Kran, der die 21 Tonnen schwere Konstruktion aufrichtet, war finanziell nicht zu denken. Das Aufrichten der bereits am Boden verstrebten Pylone übernahm dann im Sommer ein 60 Tonnen schwerer Teleskop-Kran der Firma Gnirs aus Endingen.
Im Herbst 1972 rückte die technische Grenzschutzabteilung Süd aus Rosenheim an und setzte die Aussichtsplattform in 17 Metern Höhe in den Turm ein. 1973 aktivierte der Schwarzwaldverein seine Verbindungen zur Bundeswehr erneut. Ein Wallmeistertrupp der Bundeswehrpioniere Freiburg vollendete den Bau.
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