Cornelia Liebwein

Weihnachten mit Schnee, Lebkuchen und drei Festtagen – für Adelina Landivar (49) aus Höchenschwand war das vor zwölf Jahren, als sie nach Deutschland kam, eher fremd. Ihre Heimat ist Ecuador in Südamerika, aufgewachsen ist sie in der drei Millionenstadt Guayaquil an der Küste. Dort steht das Fest zwei Tage, am 24. und 25. Dezember, im Mittelpunkt.

Krippen sind ein wichtiger Bestandteil des Fests

So sehr sie den Schwarzwald auch schätzt, gerade um die Weihnachtszeit hat sie große Sehnsucht nach ihrem Heimatland, wovon sie etwa zwölf Stunden Flugzeit getrennt ist. „Krippen sind bei uns ein wichtiger Bestandteil von Weihnachten und nehmen in den Häusern auch von der Größe her viel Raum ein“, verrät sie.

Eine aus Schilf gefertigte Krippe
Eine aus Schilf gefertigte Krippe | Bild: Cornelia Liebwein

Mit einer hügeligen Landschaft, Häusern, Tieren und Hirten werde da Bethlehem nachgestaltet. An die Tradition ihrer Heimat angelehnt, stehen auch in ihrem gemütlichen Haus in Höchenschwand mehrere Krippen unterschiedlicher Größen, zu der einen gehört ein Kaktus, zu der anderen gehören Palmen, aus Balsaholz oder Schilf gefertigt.

Diese Krippe mit der heiligen Familie mit Jesuskind in Ponchos erinnert an die Indianer in Ecuador im Hochland.
Diese Krippe mit der heiligen Familie mit Jesuskind in Ponchos erinnert an die Indianer in Ecuador im Hochland. | Bild: Cornelia Liebwein

Wegen der Wärme werden künstliche Bäume verwendet

Gefeiert wird Weihnachten mit der Großfamilie, mit Eltern, Geschwistern, Tanten, Onkeln, erzählt sie. „Bei uns“, berichtet sie weiter, „ist es immer sehr warm und daher sind alle Weihnachtsbäume Kunstbäume“. Auch in ihrer Familie würden sie mit Kugeln und Lichterketten geschmückt werden, zum Teil mit Schmuck, der aus Schilf gebastelt wurde. Die vorweihnachtlichen Feste beginnen bereits am 6. Dezember, in den folgenden Wochen wird gebetet und gesungen.

Ritual symbolisiert die Herbergssuche Marias

Ein typisches Ritual ist die Feier der Weihnachtsnovene, die die Herbergssuche symbolisiert. Neun Tage, vom 15. bis zum 24. Dezember, versammeln sich die Menschen in den Häusern ihrer Familien, in Kirchen oder Gemeinschaftshäusern, und tragen dem Jesuskind zu Ehren stets einen anderen Teil des Lukasevangeliums vor, beten und singen Weihnachtslieder aus einem kleinen Büchlein – eine Schelle mit mehreren Glöckchen untermalt den Gesang.

Ecuadorianer lieben Wettbewerbe. Da wundert es kaum, dass vor Weihnachten nicht nur Schönheitswettbewerbe für Weihnachtskrippen, sondern auch für das prächtigste weihnachtlich geschmückte Anwesen ausgetragen werden, woran sich jedes Haus beteiligt. Manche Familien würden dieses nach „Disneyart“ schmücken.

Etwas Geduld ist geboten

Auch in Ecuador freuen sich Millionen Kinder auf Geschenke. Aber hier bedeutet Weihnachten: Geduld. Denn erst um Mitternacht zum 25. Dezember werden die Geschenke ausgepackt.

Vorher geht man am 24. Dezember um 20 Uhr gemeinsam in die heilige Messe, feiert und isst ausgiebig zu später Stunde. „Als typisches Weihnachtsessen gibt es Truthahn mit Reis und Salaten“. Gebracht werden die Geschenke vom Christkind, das sie unter den Baum legt. „Um Mitternacht gratulieren wir uns und überreichen uns die Geschenke“.