Die Segelfluggruppe Bad Säckingen hat sich jüngst eine doppelsitzige Janus Ce angeschafft – der ganze Stolz des Vereins. Ich habe die Mitglieder des Bad Säckinger Vereins, eine von vier Ortsgruppen der Luftsportgemeinschaft Hotzenwald, vor wenigen Wochen auf dem Fluggelände in Hütten besucht. Ziel meiner Recherche war es zu erfahren, was die Faszination des Fliegens mit einem Segelflugzeug ausmacht.
Doch die folgende Komponente des Besuchs war so von mir ganz und gar nicht geplant: Mir wird angeboten, mitzufliegen mit der neuen Janus Ce. Trotz meiner extremen Höhenangst lasse ich mich dazu überreden, um die Begeisterung der anderen wenigstens in Ansätzen verstehen zu können.
Die Vorbereitung
Als erstes drückt mir mein Pilot, der Vorsitzende der Segelfluggruppe Bad Säckingen, Hanspeter Böhler, einen blauen Rucksack in die Hand, in dem sich ein Fallschirm verbirgt, der mir im Notfall das Leben retten wird. Und eine Mütze, wie er und alle anderen Flieger sie tragen, denn die Sonneneinstrahlung unter der durchsichtigen Plexiglaskuppel ist stark.
Hanspeter Böhler steigt vor mir in die Janus, ich nehme auf dem Rücksitz Platz. Ganz schön eng, bequem ist anders. Vor mir jede Menge Instrumente, die mir mein Pilot erklärt: Variometer, Fahrtmesser, Höhenmesser, Kollissionswarngerät, doch in der Aufregung kann ich mir nicht merken, was was ist. Nur den roten Hebel an der Plexiglasscheibe – der Haubennotabwurf. Mein Pilot checkt alle Instrumente.
Während ich noch mit mir ringe, ob ich das Ganze abbrechen und wieder aussteigen soll, schließt Böhler bereits die Haube, nachdem unser Weg frei ist und wir die Starterlaubnis haben.
Der Start
Unser Flieger nimmt auch schon Fahrt auf: Gezogen von einem Schleppflugzeug brettern wir über den Flugplatz in Hütten. Wie schön, denke ich noch zu Beginn des Fluges, solange ich gefühlt noch Boden unter den Füßen sehe durch die Wiese. Wird schon nicht so schlimm werden.
Ich genieße den Blick über das Wehratal, sehe unter mir Wehr, die Burgruine Bärenfels. Es ist faszinierend, man fühlt sich frei wie ein Vogel im Wind.
Doch nur wenige Sekunden später wird mir bewusst, dass unter mir nur Abgrund ist. Panik macht sich in mir breit, ich gestehe meine Angst. Mein erfahrener Pilot versteht es jedoch, mich zu beruhigen.
In der Luft
Nachdem sich das Schleppflugzeug ausgeklinkt hat, wird der Flug tatsächlich ruhiger.
Ich bemühe mich anfangs krampfhaft, nur durch den Sucher meiner Kamera zu sehen, um gegen meine Angst anzukämpfen.
Erst nach und nach wage ich einen Blick nach links und rechts.
Meine Gefühle schwanken zwischen Unbehagen und Glückseligkeit, weil ich komplett eins bin mit der Landschaft.
Mein Pilot und ich genießen den wundervollen Blick über das Rheintal.
Die Thermik zwingt uns leider bald dazu, den Rückweg anzutreten: Ich bedauere es etwas, als Hanspeter Böhler mir erklärt, wir hätten nicht genügend Höhe, um bis nach Bad Säckingen zu fliegen, da wir ansonsten nicht mehr nach Hütten zurück kämen.
Wir fliegen an Bergalingen vorbei.
Rückflug nach Hütten
Gerade habe ich mich ein bisschen an das Fliegen gewöhnt, wird es zum Schluss noch einmal richtig heftig. Es rüttelt und schüttelt. Auch Hanspeter Böhler ist überrascht.
Eine starke Steigung ist die Ursache für den unruhigen Flug. Hanspeter Böhler hatte mir noch am Boden erzählt, dass es im Herbst längst nicht mehr die starke Thermik gebe, wie im Sommer.
Hanspeter Böhler fährt das Fahrwerk aus.
Die letzten Minuten unseres Fluges: Häuser so klein wie Spielzeughäuschen aus Monopoly. Kurz darauf ist mein Abenteuer auch schon beendet. Gleich steht die Landung an. Und die ist etwas holprig.
Die Landung
Gelandet!
Wieder zurück am Boden, schaue ich den jungen Fliegern zu: Von Angst keine Spur, ganz im Gegenteil. Sie sind glücklich, so wie der 19-jährige Felix, der sich gleich mit einer Winde, die unter seinem Segelflugzeug angebracht ist, nach oben ziehen lassen wird.
Auch der 18-jährige Elias Riedl lässt sich mit einer Winde in die Lüfte ziehen, die später ausgeklinkt wird. Sein Urgroßvater, Walter Leirer, war ebenfalls ein begeisterter Segelflieger und Gründungsmitglied der Segelfluggruppe Bad Säckingen sowie der Luftsportgemeinschaft Hotzenwald.
Der Start mit einer Winde geht ruckzuck, aber steil nach oben. Nichts für schwache Nerven.
Die Maschine, die Walter Leirer damals in den 50er-Jahren flog, sah etwas anders aus, als die leichten heutigen Modelle, wie ich später in der Flugzeughalle feststellen kann. Die Leidenschaft für das Fliegen scheint aber auf jeden Fall in der Familie zu liegen:
Auf dem Flugplatz herrscht an diesem Sonntag bei Bilderbuchwetter Hochbetrieb: Eine Maschine nach der anderen landet und startet. Immer zu zweit werden die Maschinen Stück für Stück nach vorn aufgerückt, sobald wieder eine Maschine gestartet ist.
Und so sah die Maschine von Walter Leirer aus, dem Gründungsmitglied der Segelfluggruppe Bad Säckingen, die dieser in den 50er-Jahren flog: Aus Holz und ohne Dach – der Pilot saß einfach im Freien. Diese schöne alte Maschine schmückt heute die Halle auf dem Flughafengelände in Hütten.
Mein Fazit
Meine Gefühle auf dem rund 15 bis 20 minütigen Flug schwanken zwar stetig zwischen Angst und sofort wieder Boden unter den Füßen haben zu wollen, aber ich kann am Ende die Begeisterung verstehen, auch wenn aus mir nie eine Segelfliegerin werden wird. Diese Leichtigkeit und Freiheit, die man beim Fliegen mit einem Segelflugzeug empfindet, ist schon mit einem ganz besonderen Glücksgefühl verbunden.