Manfred Dinort

Wie steht es um die Kleinkind- und Kinderbetreuung im Landkreis Waldshut? Wurden die Ziele erreicht und die gesetzlichen Vorgaben erfüllt? Darüber informierte der Leiter des Jugendamts, Ulrich Friedlmeier, in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses. "Kinderbetreuung ist ein wesentlicher Standortfaktor für junge Familien, die sich eine ihren Bedürfnissen angepasste Förderung ihrer Kinder wünschen und die auch hohen pädagogischen Standards gerecht wird", erklärte er. Die weitere Planung und Entwicklung einer bedarfsgerechten Angebotslandschaft nehme einen hohen Stellenwert ein und binde erhebliche finanzielle Mittel. Gleichzeitig werde es immer schwieriger, geeignete Fachkräfte zu finden.

Tagespflege und Kindergarten

Auch in der Kindertagespflege mit Tagesmüttern sei durch intensive Werbung, Beratung und Qualifizierung viel erreicht worden. Sie stieg bis 2015 auf 279 Betreuungsverhältnisse, ist seitdem aber leicht gesunken und liegt aktuell bei 250. Dagegen ist die Zahl der Schulkinder in Tagespflege deutlich gestiegen. Zum Stichtag am 1. März 2017 wurden kreisweit in 149 Einrichtungen 6598 Kinder in 380 Gruppen in zahlreichen Varianten betreut. Auffällig war der Rückgang bei den sogenannten Regelgruppen, da sie offenbar den Ansprüchen berufstätiger Eltern nicht mehr entsprechen. Dagegen hatten die Gruppen mit verlängerten Öffnungszeiten oder Ganztagsgruppen mit sieben und mehr Stunden einen kräftigen Zuwachs zu verzeichnen.

Kinderkrippen

Die größte Steigerung gab es bei den Krippen. In den 72 Kinderkrippen des Kreises standen 723 Plätze zur Verfügung. Die Belegungsquote lag bei 92 Prozent. Hinzu kommt, dass Betreuungsplätze für Aufnahmen während eines laufenden Jahres vorgehalten werden müssen. Mit einer Betreuungsquote von rund 22 Prozent liegt der Landkreis Waldshut im unteren Drittel im Landesvergleich. Im Hinblick auf die Belegungsquote von 92 Prozent, so Friedlmeier, zeige sich, dass ein am Bedarf orientierter Ausbau vollzogen wurde, auch wenn die Nachfrage nicht überall erfüllt werden konnte.

Bedarf an Ganztagsbetreuung

Hinzu kämen steigende Geburtenraten und der Zuzug von Flüchtlingsfamilien, was zu einer steigenden Nachfrage führe. Nach einem Rückgang bis 2011 steigt die Zahl der betreuten Kinder ab dem dritten Lebensjahr. Den größten Zuwachs hatten die Angebote für ganztägige Betreuung. Neben der quantitativen Weiterentwicklung, so Ulrich Friedlmeier, spiele auch die Qualität eine zunehmende Rolle. Knapp sei das Angebot an Tagespflegepersonen, die bereit seien, auch am frühen Morgen, am späten Nachmittag bis in den Abend hinein, nachts oder an Wochenenden Tageskinder zu betreuen.

Erhöhter Förderbedarf

Hinzu komme, dass die Betreuung nicht mit dem Kindergarten endet. Herausforderungen stellen sich für Kinder mit Behinderungen, die einen Rechtsanspruch auf Förderung in gemischten Gruppen haben (Inklusion). Auch Kinder aus Flüchtlingsfamilien bräuchten besondere Hilfe (Integration). Ruth Cremer-Ricken (Grüne) verwies auf die höheren Prozentzahlen in anderen Kreisen, etwa bis zu 42 Prozent in Freiburg. Tagesmütter müssten größere Anreize haben, um das Angebot dem Bedarf anpassen zu können. Die Prozentzahlen seien nicht alles, sagte Landrat Martin Kistler. "In den ländlichen Gebieten gibt es noch andere Familienstrukturen." Dezernentin Sabine Schimkat verwies auf das Ausbildungsprogramm des Kreises für Tagesmütter und die Bemühungen, die Tagespflege attraktiver zu machen und eventuell eigene Räume anzumieten. "Aber alleine schaffen wir das nicht", meinte sie.