- Ulrich Tillessen aus Waldshut schwimmt seit fast 30 Jahren jeden Sommer im Rhein. Der 80-Jährige lässt sich durch die zurückliegenden Badeunfälle nicht verunsichern: „Gefährliche Situationen habe ich noch keine erlebt“, sagt Tillesen. Sein Einstieg ist die Zollbrücke in Waldshut, von der er mit der Strömung bis zum Waldshuter Freibad schwimmt. Tillessens Schwimmhilfe ist ein Wickelfisch, in dem seine Klamotten verstaut sind und an dem er sich festhalten kann, sollte er einen Krampf bekommen. Besonders wenn man früh im Jahr mit dem Rheinschwimmen anfange und der Wasserstand noch höher sei, spüre man auf seiner Strecke verstärkt die Turbulenzen beim Zusammenfluss von Aare und Rhein, so Tillessen. Auch deshalb ist er Beisitzer im Verein Pro Freibad: „Man muss erst gut schwimmen können, bevor man in den Rhein geht.“ Und selbst dann rät er: „Vorausschauend Schwimmen und Respekt vor dem Wasser haben.“ Dazu gehöre es zum Beispiel die Stützpfeiler von Brücken zu meiden: „Da gibt es größere Turbulenzen, die Schwimmer in die Tiefe ziehen können.“
- Armin Abend, Psychiatriepfleger aus Jestetten, schwimmt von März bis Oktober fast täglich im Rhein, an manchen Tagen zieht es ihn auch zwei Mal ins Wasser. Von seiner Einstiegsstelle in Jestetten-Altenburg lässt der 53-Jährige sich rund eine halbe Stunde mit der Strömung treiben und läuft den Weg anschließend zu Fuß zurück. Eine Schwimmhilfe hat Abend nicht. Gefährliche Situationen habe er dennoch noch keine erlebt: „Ich kenne das Gewässer seit 50 Jahren.“ Und weiter: „Ich passe mich dem Wasser an“, sagt Abend in Bezug auf die unterschiedlichen Strömungseigenschaften bei Hoch- und Flachwasser. Das gehe mit der Zeit in Fleisch und Blut über. Auf Notfälle ist er zumindest theoretisch vorbereitet. Ruhig bleiben sei das Wichtigste, sagt Abend. Wenn man doch mal in einen Strudel gerät, könne man nach unten und dort aus dem Sog hinaustauchen, sagt Abend. Der Schwimmen im Rhein ist für Abend eine besondere Verbindung mit seiner Heimat, da er hier aufgewachsen und großgeworden sei. Zudem sei das Schwimmen im Rhein viel schöner als im Freibad: „Ohne Chlor und ruhiger.“
- Johannes Berna (23), Student aus Lauchringen, geht einmal die Woche zum Rheinschwimmen über die Schweizer Grenze nach Eglisau. Grund: „Es gibt eine schöne Liegewiese, die Strömung ist nicht so stark, man kann gut parken und gut ein- und aussteigen.“ Eine Gefahr sehe er im Rhein nicht. Es seien eher andere Kriterien wie körperliches Versagen und Alkoholkonsum, die zu Badeunfällen führen würden. Bei guter körperlicher Beherrschung sei es, gerade aktuell durch die geringe Strömung, relativ gut möglich sicher im Rhein zu schwimmen. Eine etwas kritische Situation hat er dennoch schon erlebt: „Die Strömung war stark und der Boden vermutlich nicht flach. Es gab Wellen, die eine Rückwirkung erzeugt haben. Es war unangenehm zu schwimmen.“ Gefangen in der Strömung sei er allerdings nicht gewesen, daher konnte er rechts in Richtung Ufer aus den Wellen herausschwimmen. Keine Panik zu bekommen, sei in solchen Situationen das Wichtigste.

- Antonia Bielang aus Küssaberg schwimmt mit ihren vier Kindern im Alter von sechs bis 13 Jahren drei bis viermal die Woche im Rhein. Am liebsten vom „Bädle“ in Rheinheim aus, da es hier nur wenig Strömung gebe und gute Stellen zum Ein- und Aussteigen sowie eine Wiese für die Picknickdecke. Gefährliche Situationen habe sie noch keine erlebt, aber „man kann teilweise schon Unterströmungen spüren.“ Dennoch darf alleine keiner ins Wasser: „Die zwei Kleinen tragen sogar eine Schwimmweste, die Großen gehen mit einer Schwimmnudel oder einer Luftmatratze ins Wasser.“ Was ihr im Rhein zusätzlich Sicherheit gibt, ist, dass auch die Kleineren an vielen Stellen im Rhein noch stehen können, da sie vermehrt am Ufer bleiben, wo der Wasserstand niedrig ist. Wichtig ist auch, das Gewässer zu kennen. So gebe es hinter der Rheinbrücke in Rheinheim einen Strudel: „Den Strudel sieht man aber und den umschwimmen wir.“ Von erfahrenen Schwimmern weiß sie auch, dass man sich im Notfall von einem Strudel runterziehen lassen und sich von dort wieder schräg nach oben abstoßen soll.
- Auf die Frage, ob sie Angst vor dem Schwimmen im Rhein hat, sagt Maja Bielang (11), Schülerin am Klettgau-Gymnasium Tiengen: „Angst kann man nicht sagen, aber Respekt vor den Unterströmungen.“ Ohne Schwimmhilfe wie einer Luftmatratze oder einer Schwimmnudel ist sie daher auch nie im Wasser: „Es kann trotzdem was passieren, aber es gibt mehr Halt“, sagt die Elfjährige. Von den Badeunfällen im Rhein hat auch sie gehört. Mehr Respekt vor dem fließenden Gewässer als zuvor, habe sie jedoch nicht: „Man hört ja auch, dass sie an gefährlicheren Stellen unterwegs waren, zum Beispiel wo die Aare in den Rhein fließt, auch alleine und ohne Schwimmhilfe.“ Das Schöne am Schwimmen im Rhein sei, dass man eher alleine schwimmt und nicht so gesammelt. Am „Bädle“ in Rheinheim sei ein zusätzlicher Vorteil, dass es nebenan einen Spielplatz gibt und eine Schwinge in den Rhein. Den Unterschied zum Schwimmbad fasst die Schülerin so zusammen: „Es ist mehr Abenteuer und das mag ich.“ Aber das erfordere eben mehr Vorbereitung, Schwimmhilfen und den Respekt vor dem fließenden Gewässer.