Innerhalb von gut einer Woche bezahlen vier Menschen ihr als Abkühlung gedachtes Bad im Rhein mit ihrem Leben. Ein 83 Jahre alter Mann stirbt am Sonntag im Rhein bei Küssaberg. Nur einen Tag zuvor überlebte ein 38 Jahre alter Schweizer den Versuch, den Rhein bei Murg zu durchschwimmen, nicht.
Todesursachen noch offen
Am Dienstag vergangener Woche ertrank eine Frau aus Niedersachsen im Bereich der Aaremündung gegenüber Waldshut-Tiengen. Wenige Tage zuvor starb ein junger Mann beim Schwimmen im Rhein bei Weil am Rhein.
Die traurige Bilanz von gut einer Woche. Nach den genauen Todesursachen wird noch ermittelt. Dem 38-Jährigen ging offensichtlich die Kräfte aus.
Gestern meldete sich Peter Zickenrott aus Waldshut-Tiengen zu Wort. Er war mit seinem Jet-Boot in die Suche des bei Küssaburg vermissten Schwimmers eingebunden. Zickenrott barg gemeinsam mit einem Feuerwehrmann und einem DRLG-Rettungsschwimmer den 83-jährigen Mann unterhalb der Stromschnellen bei Ettikon.
Gemeinsam mit Fritz Schreiner, Vorsitzender des Wassersportclubs Hochrhein, regt er an, die Mitglieder des Vereins und ihre Boote bei Rettungs- und Sucheinsätzen auf dem Rhein gezielt mit einzubinden.

Peter Zickenrott war am Sonntagnachmittag mit seinem Hund im Wald spazieren, als ihn der Anruf von Fritz Schreiner erreichte. Da er das einzige Mitglied des Wassersportclubs mit einem Jet-Boot sei, solle er bei der Suche nach dem vermissten Schwimmer bei Küssaberg helfen. Denn einzig mit einem solchen Boot seien die Stromschnellen auf Höhe Ettikon zu durchfahren.
Peter Zickenrott war 15 Minuten nach dem Anruf mit seinem Boot auf dem Rhein, wenige Minuten später am Einsatzort. Die Rettungsboote der offiziellen Rettungskräfte haben einen größeren Tiefgang sowie zu tief ins Wasser ragende Motorschrauben.
Ein Jetboot wird mittels Wasserstrahl angetrieben und hat einen flachen Rumpf. Ein DLRG-Boot hatte sich im Verlauf der Rettungsaktion in den Stromschnellen festgefahren.
Am Einsatzort eingetroffen stieg zunächst ein Feuerwehrmann, später noch ein Rettungsschwimmer der DLRG zu Peter Zickenrott ins Boot. In diesem Zusammenhang kritisiert Zickenrott „das Kommunikations-Kuddelmuddel“ der Einsatzkräfte.
Der Feuerwehrmann habe mit seinem Privathandy Kontakt mit der Leitstelle und somit mit dem über dem Rhein kreisenden Polizeihubschrauber halten müssen. Dieser lotste das Trio in dem Jet-Boot letztlich hin zum Vermissten.
Peter Zickenrott erinnert sich nur ungern
Unterhalb des Lauffens, also in Richtung Waldshut, konnten DLRG-Schwimmer und Feuerwehrmann den Mann bergen, wenig später wurde er an Einsatzkräfte auf einem Feuerwehrboot übergeben.
Peter Zickenrott stockt bei der Beschreibung des Erlebten. Nach kurzem Schweigen und Innehalten sagt er: „So etwas habe ich noch nie gesehen.“
Vorschläge für bessere Rheinrettung
Peter Zickenrott und Fritz Schreiner kritisieren nicht nur, sondern bieten konkrete Hilfe an und machen Verbesserungsvorschläge. So schlagen sie vor, dass die Rettungsboote der Feuerwehr zumindest während der Sommermonate im Wasser liegen sollten.
Aktuell müssten diese erst von ihren jeweiligen Depots an den Rhein gebracht werden. Fritz Schreiner hat dem Waldshut-Tiengener Stadtkommandanten Peter Wolf noch am Sonntag angeboten, ein Feuerwehrboot den Sommer über beim Wassersportclub zu stationieren. Hierzu trifft er sich am Mittwoch mit Wolf.
Mittelfristig schlagen sie beispielsweise unter der Rheinbrücke einen eigenen kleinen Anlegesteg für das Feuerwehrboot vor. Zudem hätten die beiden Bootsführer Tipps, welche Boote oder Jetskis mit Rettungstrage sich für Rettungseinsätze beim Lauffen eignen würden.
"Wir sind ohnehin auf dem Rhein"
Vor allem aber könnten sie sich vorstellen, aktiv bei Rettungs- und Suchaktionen auf dem Rhein mitzuhelfen. Fritz Schreiner war am Sonntagnachmittag auf dem Rhein. Als er von der Suchaktion erfuhr, organisierte er eine Rettungskette mit Booten oberhalb des Waldshuter Campingplatzes. Fritz Schreiner: „Wir vom Wassersportclub würden uns gerne einbringen und unsere Hilfe anbieten. Wir sind ohnehin auf dem Wasser.“
„Alle zu bestrafen, wäre das falsche Signal“
Manfred Weber, Bürgermeister von Küssaberg, ist am Tag nach dem tragischen Todesfall noch immer berührt und drückt der Familie des verstorbenen Schwimmers sein Mitgefühl aus. Dennoch hält er nichts von einem generellen Badeverbot für den Rhein.
- Bestehende Verbote: Ungeachtet seiner Bedenken gegen ein generelles Badeverbot weist Manfred Weber darauf hin, dass es auf der Gemarkung seiner Gemeinde bereits Badeverbote gebe. So sei das Schwimmen im Rhein unterhalb des Kraftwerks Reckingen bis zum gleichnamigen Ortsteil sowie beim Lauffen in Höhe Ettikon verboten. Hinweisschilder seien aufgestellt.
- Grundsätzliche Bedenken: „Wir können das Baden im Rhein nicht gänzlich verbieten“, ist Manfred Weber überzeugt. Und selbst wenn er es wollte, könne seine Gemeinde nicht von sich aus aktiv werden. Ein Badeverbot im Rhein könne nur das Land aussprechen. Ähnlich sieht man es auch in Stadt Waldshut-Tiengen. Oberbürgermeister Philipp Frank: „Hierzu gibt es von uns keine Überlegungen.“
- Die Gefahr: Der Rhein, so Manfred Weber, werde leider immer wieder unterschätzt. Insbesondere ab dem Küssaberger Ortsteil Rheinheim ziehe die Strömung stark an. Deshalb würden auf der Gemarkung seiner Gemeinde mehrere Warnschilder auf die Gefahren hinweisen. Auch wenn ihn der Tod des 83-jährigen Schwimmers aus seiner Gemeinde sehr berührt, sagt Weber: „Jetzt alle durch ein generelles Badeverbot im Rhein zu bestrafen, wäre das falsche Signal.“
- Der Lauffen bei Ettikon: Die Stromschnellen im Rhein auf Höhe des Küssaberger Ortsteils Ettikon werden laut Wikipedia auch Mittlerer Lauffen genannt. Er liegt damit zwischen dem Großen Lauffen (Rheinfall bei Schaffhausen) und dem Kleinen Lauffen bei Laufenburg. Der Lauffen bei Ettikon ist ein beliebtes Ausflugsziel, im Sommer oft von Schwimmern. Der Lauffen und der Rheinfall sind die einzigen noch intakten Stromschnellen im Rhein zwischen Schaffhausen und der Rheinmündung in den Niederlanden.
- Das sagt das Landratsamt: „Im Landkreis Waldshut existieren am Hochrhein keine ausgewiesenen Badestellen. Grundsätzlich ist das Baden im Rhein nicht verboten. Das Schwimmen im Rhein kann aber lebensgefährlich sein. Die Gemeinden, die direkt am Rhein liegen, könnten für ihren Zuständigkeitsbereich ein Badeverbot erlassen, wenn Gefahren für die öffentliche Sicherheit zu besorgen wären.“ Und weiter: „Das Sozialministerium gibt folgende Hinweise: Die Wasserqualität in den regelmäßig kontrollierten Badestellen sind sehr gut oder gut geeignet (...). Vom Baden in Flüssen rät das Ministerium ab.“